Die Nationalelf lag im November 2023 nach einem 2:3 gegen die Türkei und einem 0:2 in Österreich am Boden. Und jetzt? Nicht aufgestanden, sondern plötzlich Überflieger. 2:0 gegen Vizeweltmeister Frankreich. Möglich machte es das Comeback von Spielgestalter Toni Kroos (34). Plötzlich ist wieder Euphorie um die DFB-Elf vor der Heim-EM in zweieinhalb Monaten da. EM-Sommermärchen, so wirtz kroosartig!
Bei der Europameisterschaft 2021 war das Achtelfinal-Aus gegen England (0:2) Kroos’ bis dahin letztes Länderspiel. Bundestrainer Julian Nagelsmann hatte im Winter lange generalsstabsmäßig am Comeback des Stars von Real Madrid gearbeitet und Kroos bearbeitet. Ein echter Supercoup.
Kroos, der Chef und das Genie, hatte sich etwas ganz Besonderes für seine Rückkehr ausgedacht. Kroos: „Ja, das haben wir im Training einstudiert, das war geplant.“ Und es ging auf und in die DFB-Geschichtsbücher als schnellstes Länderspiel-Tor aller Zeiten ein. Acht Sekunden, und Kroos drückte dem Spiel seinen Stempel auf.
Acht-Sekunden-Tor dank Kroos-Geniestreich beim Anstoß

Anstoß von Kai Havertz mit Pass zurück zu Kroos, der machte zwei Schritte rückwärts, drehte sich um 180 Grad und passte nach vorne. Da war Havertz schon nach vorne gesprintet und machte für Florian Wirtz den Weg frei. Der wiederum täuschte die Franzosen mit einem auffälligen Blick zu Jamal Musiala, spielte ihn aber nicht an, sondern nagelte den Ball aus 18 Metern ins Tor zum 1:0. Alles in nur acht Sekunden! Der coole Kroos da, Frankreich für den Rest des Spiels geschockt!
Phänomen Kroos! „Rudi Völler hat gesagt, dass Toni seit seinem 18. Lebensjahr Eiswürfel pinkelt. Er war unfassbar!“, schwärmte Nagelsmann. Und dabei meinte er nicht das Blitztor, sondern die Spielgestalter-Qualitäten. „Er war Taktgeber, hat unglaublich viel gearbeitet. Er gibt den anderen Spielern so viel Sicherheit. Du kannst ihn immer anspielen, er hat eine enorme Ruhe. Bei Toni ist der Ball immer gut aufgehoben“, erklärte Nagelsmann.
Nagelsmann: „Toni Kroos gibt allen Sicherheit“

DFB-Sportdirektor Rudi Völler war genauso glücklich beseelt über das Comeback des Heilsbringers für die Nationalelf: „Toni hat eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass er nicht nur für Real Madrid, sondern auch für unsere Nationalmannschaft eine wunderbare Leistung bringen kann.“
Die jungen Nationalspieler sind einfach nur erleichtert, dass endlich wieder ein echter Leader auf dem Platz ist. „Wir sind sehr froh, dass er wieder da ist“, sagte Blitz-Torschütze Wirtz. Und Kapitän Ilkay Gündogan ergänzte: „Toni ist genau der Ruhepol, den wir uns gewünscht haben.“
Kroos könnte sich nach diesem Auftritt abfeiern lassen, macht er aber nicht. Er ist Teamplayer, leistet Überzeugungsarbeit mit Pässen, nicht mit großen Worten. Bescheiden beantwortet er die Frage, ob dieser Sieg sein Verdienst gewesen sei: „Nein, ganz sicher nicht. Es wurde ja einiges geändert.“
Ja, auch die Mentalität im Team. Kai Havertz, Torschütze zum 2:0, stellte fest: „Keiner hat sich versteckt, jeder hat sich getraut, an den Ball zu kommen.“ Da ist er, der von Nagelsmann eingeforderte Mut. Den gilt es im Klassiker gegen die Niederlande am Dienstag (20.45 Uhr, RTL) in Frankfurt erneut zu zeigen. „Wir haben mal den Blinker gesetzt Richtung Heim-EM“, sagte Nagelsmann keck, „es wäre gut, wenn wir weiter Gas geben.“