Die deutschen Handballerinnen stehen heute vor dem größten Spiel ihres Lebens. Sonntagabend, 17.30 Uhr, Finale der WM in Rotterdam. Gegner: Norwegen, die Überfliegerinnen des Welthandballs. Doch die DHB-Frauen glauben fest an das Wunder.
„Zweifel gehören dieses Jahr überhaupt nicht dazu. Warum nicht Gold holen?“, sagt Emily Vogel selbstbewusst. Die erste WM-Medaille seit 18 Jahren ist schon sicher. Jetzt soll es das ganz große Ding werden.
Mit 37 Jahren: Antje Döll ist die Seele dieser Mannschaft
Es ist das bedeutendste Spiel seit dem Titel 1993. Norwegen kommt als Olympiasieger und Europameister. Doch die Deutschen strotzen vor Selbstvertrauen. „Der Teamspirit ist unbeschreiblich. Wir sind ein außergewöhnlich tolles Team. Das Gefühl überträgt sich auf alle“, schwärmt Kapitänin Antje Döll.
Döll ist die Seele dieser Mannschaft. 37 Jahre alt, Linksaußen, Kapitänin. Sie spielt das Turnier ihres Lebens. Noch im Sommer stand sie ohne Verein da. Insolvenz in Ludwigsburg, Handball-Hölle. Heute WM-Finale, Handball-Himmel.
Der Halbfinal-Sieg gegen Frankreich (29:23) war die Krönung. Vorläufig. Neun Tore steuerte sie bei. Insgesamt 48 Treffer im Turnier. Quote: 87 Prozent. Zahlen eines Champions. Mit 37 Jahren blüht sie auf wie nie. Anführerin, Leistungsträgerin, Vorbild.
Bundestrainer Markus Gaugisch gerät ins Schwärmen: „Sie hatte ein schweres Jahr“. Neues Umfeld, neue Rolle. „Die Rolle als Kapitänin bei einer Heim-WM trägt sie unfassbar gut. Sie ist einfach eine Frau, die im Leben steht, die gestanden ist, die von jeder Spielerin maximal akzeptiert wird.“ Sie sei ein Vorbild, „trainingsfleißig, begeisterungsfähig, trotzdem teamfähig.“
Antje Döll: Kriminaloberkommissarin und Kapitänin
Döll steht für den absoluten Willen. Nie aufgeben. Das ist ihre DNA. Als Juniorin war eine Nationalmannschaftskarriere ausgeschlossen. Sie war Kreisläuferin, die Trainer sahen keine Zukunft. Doch sie kämpfte. Lernte eine neue Position. Außen. Mit Sonderschichten, mit Ehrgeiz. Mit 28 Jahren debütierte sie im A-Team.

Seitdem ist sie nicht mehr wegzudenken. Neben dem Handball arbeitet sie als Kriminaloberkommissarin bei der Polizei Ludwigsburg. Tiefschläge hat sie viele erlebt. Doch jetzt ist sie das Gesicht des Höhenflugs.


