Der kurioseste Halbzeitpfiff der Bundesliga-Geschichte wirkt in Bremen auch Jahrzehnte später noch nach. „Wenn sie nach Bremen gehen und einen ,Ahlenfelder’ bestellen, dann kriegen sie einen Malteser und Bier. Da bin ich stolz drauf“, erzählte Wolf-Dieter Ahlenfelder einst. Sogar eine Kneipe unweit des Weserstadions wurde nach dem Kult-Schiedsrichter benannt. Am Samstag jährt sich sein legendärer Fauxpas zum 50. Mal.
Ahlenfelder hatte am 8. November 1975 im Bundesliga-Spiel zwischen Werder Bremen und Hannover 96 die erste Halbzeit zur Verwunderung von Fans und Spielern bereits nach 32 Minuten abgepfiffen – angetrunken wohlgemerkt. „Dem Ahlenfelder ging’s zu gut“, erzählte er im Nachgang mit breitem Grinsen. Nach eigener Aussage hatte ihm die Gans vom Mittagessen zu schwer im Magen gelegen, also gönnte er sich kurz vor dem Anpfiff zur Verdauung noch Bier und Malteser.
Spieler machten verhindern den Bundesliga-Eklat
„Das wird doch wohl erlaubt sein“, entgegnete er Kritikern: „Wir sind Männer und trinken keine Fanta.“ Auf seinen Fauxpas aufmerksam machte ihn der Bremer Abwehrspieler Horst-Dieter Höttges. „Der kam dann an und hat gesagt: ‚Ahlenfelder, das kann nicht sein, mein Trikot ist noch nicht nass. Wir haben keine Halbzeit.‘“ Also pfiff der gebürtige Oberhausener Durchgang eins erneut an, nur um nochmals zu früh abzupfeifen – diesmal immerhin nur 90 Sekunden.

Der legendäre Fauxpas unterlief dem 2014 nach schwerer Zuckerkrankheit im Alter von 70 Jahren verstorbenen Ahlenfelder in seinem erst dritten Bundesliga-Spiel. Doch die Bremer Verantwortlichen schützten ihn nach dem 0:0. „Ich musste einen Bericht an den DFB machen und habe erklärt, dass der Schiedsrichter erkältet war und unser Vereinsarzt ihm einen Hustensaft gegeben hat, und da war bisschen Alkohol drin – deshalb die Fahne“, erklärte Werders damaliger Präsident Franz Böhmert.
Wohl auch deshalb brachte es der frühere Mineralöl-Kaufmann auf 14 Bundesliga-Jahre mit 106 Einsätzen. Durch seine einzigartige, kumpelhafte Spielleitung war der Referee bei Spielern und Fans gleichermaßen beliebt, in der Saison 1983/84 wurde er gar als bester deutscher Schiedsrichter ausgezeichnet. „Viele sagen, ich hätte ein anderes Regelwerk. Das stimmt überhaupt nicht. Ich habe es nur anders umgesetzt“, sagte Ahlenfelder.


