Millionen liebten ihn

Gemälde war Auslöser! „Bares für Rares“: Trauer um ZDF-Legende

Freude und Trauer sind im Studio der ZDF-Trödelshow „Bares für Rares“ dicht beieinander. So war es auch, als Ex-Polizist Jürgen mit einem Gemälde bei Horst Lichter erschien.

Author - Norbert Koch-Klaucke
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Ex-Polizist Jürgen stellt bei „Bares für Rares“: Er stellt Horst Lichter und dem Experten Colmar Schulte-Goltz  dieses Landschaftsgemälde vor. Gezeichnet wurde es von einer ZDF-Legende. 
Ex-Polizist Jürgen stellt bei „Bares für Rares“: Er stellt Horst Lichter und dem Experten Colmar Schulte-Goltz dieses Landschaftsgemälde vor. Gezeichnet wurde es von einer ZDF-Legende. ZDF

In der ZDF-Trödelshow „Bares für Rares“ schießen oft die Emotionen nach oben. Da herrscht Freude bei Moderator Horst Lichter (62) und seinem Team, wenn den Experten und Händlern wahre Schätze an Schmuckstücken vorgelegt werden, die dann auch noch bei der Versteigerung viel Geld erzielen. Aber es gibt auch die Momente der Trauer. Dann, wenn Kunstwerke an geliebte Menschen erinnern.

So war es auch jetzt der Fall, als Jürgen mit einem Landschaftsgemälde ins Studio kommt. Der pensionierte Polizist erklärt, dass er dieses Bild gerne abgibt, da es bei ihm nur auf dem Dachboden herumhängt. Nun will Jürgen in der „Bares für Rares“-Sendung dafür sorgen, dass das Kunstwerk einen neuen Besitzer findet, der das Bild zu schätzen weiß und an einen würdigeren Ort aufhängt als auf einen Dachboden.

Auf den ersten Blick scheint das Landschaftsgemälde nichts Besonderes zu sein. Es zeigt Felder, ein paar Häuser, vermutlich in einer norddeutschen Gegend. Das Werk ist schön, aber noch nicht sehr alt. Es ist in den 80er-Jahren entstanden.

„Bares für Rares“: Welcher ZDF-Star steckt hinter dem Gemälde von Jürgen?

Nun, halt kein Picasso oder ein van Gogh. Aber dennoch ist das Bild eine Kostbarkeit, die im Studio beim „Bares für Rares“-Team für Emotionen sorgt. Denn der Künstler ist kein Unbekannter, auch wenn sein Name erst einmal den meisten in diesem Land nichts sagen wird. Aber viele werden ihn kennen, vor allem ältere Fernsehzuschauer.

„Bares für Rares“-Experte Colmar Schulte-Goltz begutachtet dieses Landschaftsgemälde und erzählt dabei die Geschichte eines ZDF-Stars.
„Bares für Rares“-Experte Colmar Schulte-Goltz begutachtet dieses Landschaftsgemälde und erzählt dabei die Geschichte eines ZDF-Stars.ZDF

Der Künstler, der nun das von Jürgen mitgebrachte Bild erschaffen hat, ist der Berliner Hans Bierbrauer. Da muss man schon ein echter Kunstsachverständiger sein, um zu wissen, wer der Zeichner auch dieses Bildes war, das Ex-Polizist Jürgen von seinem verstorbenen Onkel Erwin geerbt hatte.

Doch als Moderator Horst Lichter den Experten, Galeristen und Kunsthistoriker Colmar Schulte-Goltz zur Begutachtung des Gemäldes heranzieht, weiß dieser sehr genau, wer der Zeichner Hans Bierbauer war. Ein wahrer TV-Star, der viele Jahre auch für das ZDF gearbeitet hatte und einem Millionen-Publikum daher bekannt und beliebt war – aber unter einem ganz anderen Namen.

Und so herrscht im Studio Trauer um eine ZDF-Legende, als Experte Schulte-Goltz an den legendären TV-Zeichner Oskar erinnert. Dieser hatte seine Karriere ab 1951 als Zeichner bei Berliner Tageszeitungen begonnen. Bis Ende der 80er-Jahre veröffentlichte Hans Bierbrauer vor allem in einem Blatt täglich eine Karikatur. Über 18.000 Zeichnungen entstanden für Zeitungen.

„Bares für Rares“: Erinnerung an verstorbenen ZDF-Star

Hans Bierbrauer alias Oskar und Hans Rosenthal in einer „Dalli Dalli“-Show
Hans Bierbrauer alias Oskar und Hans Rosenthal in einer „Dalli Dalli“-ShowUnited Archives/imago

Zunächst unter seinem echten Namen. Doch dann fanden die Leser die Karikaturen so schön und „so frech wie Oskar“, wie nun einmal der Berliner so sagt – und schon hatte Bierbrauer seinen Spitznamen weg.

Doch einem Millionenpublikum im Westen und auch im Osten wurde Bierbrauer als Schnellzeichner Oskar in der legendären ZDF-Rateshow „Dalli Dalli“ mit Hans Rosenthal (1925-1987) bekannt. Rosenthal, der als Jude die Nazi-Herrschaft überlebt hatte, baute nach dem Krieg in Berlin im Sender Rias legendäre Unterhaltungssendungen für den Hörfunk auf. Natürlich kannte er auch Bierbrauer alias Oskar. Und als Rosenthal ab 1971 mit „Dalli Dalli“ fürs ZDF die Rateshow machte, nahm er Oskar als Schnellzeichner mit.

Seine Aufgabe: Oscar musste unter anderem in einer vorgegebenen Zeit schnell aus einer Zahl oder einem Buchstaben das Porträt eines Zuschauers zeichnen. War er schneller, gab es für jede Minute, die Oskar unter dem Limit blieb, Geld für den Kandidaten aus dem Publikum.

Nach dem Tod von Rosenthal und dem Ende von „Dalli Dalli“ zog sich Oskar zurück und zeichnete in seiner Wahlheimat Schleswig-Holstein Landschaftsgemälde – wie das Bild, das nun Polizist Jürgen dem „Bares für Rares“-Team vorlegte.

„Bares für Rares“: ZDF-Show-Legende bleibt unvergessen

Schnellzeichner Oskar in einer „Dalli Dalli“-Sendung in Aktion
Schnellzeichner Oskar in einer „Dalli Dalli“-Sendung in AktionUnited Archives/imago

Übrigens: Bierbrauer alias Oskar wurde 1980 mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande und 1997 mit dem Verdienstkreuz 1. Klasse ausgezeichnet. 2006 starb der Künstler, der so viele Menschen begeisterte, in Schleswig-Holstein. Sein Grab befindet sich aber in Berlin – auf dem Waldfriedhof Zehlendorf.

„Die Arbeiten von Oskar sind beliebt und begehrt“, sagt „Bares für Rares“-Experte Schulte-Goltz. „Seine Karikaturen werden geschätzt. Die sind eigentlich nicht im Handel.“ Aber man findet Bilder wie das mitgebrachte von Jürgen, die „leider keinen hohen Wert“ erreichen.

Jürgens Wunschpreis zwischen 240 und 300 Euro hält der Experte aber für realistisch. „Ich denke schon, dass es Sammler gibt, die das Bild wertschätzen, weil Oskar immerhin ein Stück ZDF-Fernsehgeschichte ist“, sagt der Ex-Polizist. Und tatsächlich bekommt der Ex-Polizist am Ende von Händlerin Esther Ollick 200 Euro für das Oskar-Gemälde. ■