Kommentar

Mit Thomas Gottschalk geht eine TV-Ära zu Ende

Thomas Gottschalks letzte „Wetten, dass..?“-Sendung war ein bittersüßer Abschied.

Author - Jana Hollstein
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Thomas Gottschalk 2008 bei „Wetten, dass..?“
Thomas Gottschalk 2008 bei „Wetten, dass..?“IMAGO/ Sammy Minkoff

Erinnern Sie sich noch daran, wie man damals „Wetten, dass ..?“ geguckt hat? Die Straßen waren leer gefegt, man setzte sich mit Freunden oder der Familie zusammen, hat sich eine oder mehrere Tüten Chips aufgemacht (die Show ging schließlich lange genug, da braucht man Proviant) und dann hing die ganze Nation vor der Glotze.

„Wetten, dass..?“ war laut, unperfekt und zum Brüllen komisch, und ein großer Teil davon hatte mit Thomas Gottschalk zu tun. Mit seinen lockeren Sprüchen und seiner teils unverfrorenen, aber immer charmanten Art hat er seine Gäste und das Publikum immer wieder überrascht. Und wenn er sich auf diese Weise selbst öfter mal in eine unangenehme Situation reingeredet hatte, war er immer professionell genug, einen Witz auf seine eigenen Kosten zu machen und sich die Sympathien wieder einzuholen.

Thomas Gottschalk mit Tokio Hotel: Damals hatte er noch keine Probleme, sein junges Publikum zu erreichen.
Thomas Gottschalk mit Tokio Hotel: Damals hatte er noch keine Probleme, sein junges Publikum zu erreichen.IMAGO/ Eventpress

Ein „Wetten, dass..?“ sieht man heute nicht mehr im Fernsehen

Das Großereignis, das Thomas Gottschalk in seiner Hoch-Zeit aus „Wetten, dass..?“ gemacht hat, gibt es heute so nicht mehr – nicht mal bei „Wetten, dass..?“ selbst. Auch wenn es die letzten Jahre nostalgisch war, bei „Wetten, dass..?“ einzuschalten und Gottschalk in seinem Element zu sehen: Den Hype gibt es in der heutigen Medienlandschaft leider nicht mehr.

Ich glaube, Thomas Gottschalk hat das auch selbst gemerkt. Wo er früher immer am Puls der Zeit war, hat man gestern mehr denn je gemerkt, dass er in seiner eigenen Sendung fremdelt. Wo er zu „Durch den Monsun“-Zeiten Witze mit Tokio Hotel gemacht hat, saß er gestern ein bisschen unbeholfen Shirin David gegenüber.

Die Zeit des Thomas Gottschalks ist leider vorbei, und das hat nicht unbedingt nur was mit politischer Korrektheit zu tun, wie er es selbst gerne sagt. Schade ist darum nur, dass er sich gestern Abend die bitteren Kommentare nicht verkneifen konnte und effektiv im Bösen gegangen ist – von einer Show, mit der er einmal ganz Deutschland zum Lachen gebracht hat. Ich werde mich lieber an den Thomas Gottschalk erinnern, der sich nicht zu schade war, sich nach einer verlorenen Wette in Senf tunken zu lassen.