Wer zu spät kommt, hat manchmal Vorteile: Till Lindemann hat am Samstagabend einen Weg gefunden, den Protesten gegen ihn beim Leipziger Opernball aus dem Weg zu gehen. Er wartete so lange, bis die Protestierer des Protestierens müde waren – und kam erst, als sie abgezogen waren.
Seit Tagen kochte der Ärger hoch. Darüber, dass Rammstein-Sänger Till Lindemann zum Opernball als VIP-Gast eingeladen worden war. Grund: Mehrere Frauen warfen dem 62-Jährigen vor zwei Jahren sexuelle Gewalt und Machtmissbrauch vor. Er soll nach Rammstein-Konzerten Frauen zu Aftershow-Partys eingeladen haben, sie mit Alkohol und Drogen gefügig gemacht und Sex mit ihnen gehabt haben. Lindemann wies die Vorwürfe immer zurück, die Berliner Staatsanwaltschaft stellte ihre Ermittlungen mangels hinreichenden Tatverdachts ein.
Leipziger Opernball: 400 Demonstranten gegen Till Lindemann
Doch die Proteste gehen weiter. Vor der Leipziger Oper wurde mit Bannern, Trillerpfeifen und Sprechchören gegen die Einladung des Rammstein-Sängers demonstriert.

Die Polizei bezeichnete die Versammlung als friedlich und sprach am Abend von bis zu 400 Demonstranten.
„Wir wollen die Organisatoren darauf aufmerksam machen, sich beim nächsten Mal im Vorfeld mehr Gedanken über die Auswahl der Gäste zu machen“, sagte Irena Rudolph-Kokot vom Aktionsnetzwerk „Leipzig nimmt Platz“. Das Bündnis hatte gemeinsam mit anderen zu Protesten aufgerufen.
Till Lindemann kam mit David Garrett
Till Lindemann kam dann aber doch – als die Protestierer abgezogen waren. Zusammen mit Geiger David Garrett ging er über den roten Teppich und ließ sich fotografieren.
Bei der 30. Jubiläumsausgabe feiern rund 2000 Gäste gemeinsam unter dem Motto „Bienvenidos, Andalucía“ – darunter auch Reality-TV-Star Claudia Obert oder die Schauspielerin Jenny Elvers. Die sächsische Gleichstellungsministerin Petra Köpping (SPD) hatte ihre Teilnahme am Ball kurzfristig abgesagt.



