Jay Khan 43) macht sich nackig. Offen und ehrlich wie nie packt der Sänger nun in einer Autobiografie über sein Leben aus und nimmt dabei kein Blatt vor den Mund. „Tariq & Ich“ heißt das Buch, das im Juli erscheint. Schon alleine der Titel verspricht ein sehr persönliches Werk über Jay Khan, der mit bürgerlichem Namen Tariq heißt. Ein dunkles Kapitel in Jays Leben: Die Zeit nach dem Dschungelcamp. Über diesen persönlichen und beruflichen Tiefpunkt spricht der Musiker jetzt auch mit dem Berliner KURIER.
Jay Khan dachte nach dem Dschungelcamp, seine Karriere ist vorbei
Wir treffen Jay auf dem SchlagerOlymp in Berlin, es ist bereits sein achter oder neunter. So genau weiß Jay das gar nicht mehr, wie er sagt. In den vergangenen Jahren war Jay sowohl als Solo-Künstler als auch mit seiner Schlager-Band Team 5ünf erfolgreich auf den Bühnen Deutschlands unterwegs. Dass Jay es noch einmal zu dem gefragten und beliebten Sänger schaffen würde, der er heute ist, hätte man vor 14 Jahren nicht unbedingt gedacht.
Wir erinnern uns: Damals nahm Jay als Kandidat am RTL-Dschungelcamp teil und sorgte zusammen mit einigen anderen Kandidaten für die skandalöseste Staffel in der Geschichte des Dschungelcamps. Mobbing-Vorwürfe wegen Sarah Knappik, Fake-Vorwürfe wegen Indira Weis - Jay stand im Mittelpunkt der Negativ-Presse und erholte sich in den Jahren danach nur langsam von seiner Dschungelcamp-Teilnahme, die mit einem Schlag sein bisheriges Image als netter Boyband-Sänger zerstörte.
„Heute, nach knapp 15 Jahren, kommt jeder auf mich zu und sagt: ‚Ja, aber war doch super. Alle reden darüber, das ist Kult. Du siehst ja jetzt, wo du bist und was du machst!‘ Blödsinn! Als ich da rauskam, haben mir selbst Leute, die mir wohlgesonnen waren – Freunde – gesagt: ‚Vergiss es! Es ist vorbei!‘ Klar, wenn man jetzt nach 15 Jahren rekapituliert, was da überhaupt zur Debatte stand und das mal vergleicht mit heutigen Skandalen im Reality-TV, wo Menschen sich anspucken, Geschlechtsverkehr vor der Kamera haben und sich aufs Äußerste beschimpfen, war das damals noch eher ein Häkelverein. Aber es war ein anderer Zeitgeist. Wir waren, was Skandale im Reality-TV angeht, mit die ersten. Deswegen ist die Staffel bis heute noch so legendär“, sagt Jay im Interview.

Noch immer nicht von dem Dschungelcamp-Skandal erholt
Die Eskalation im Dschungelcamp hatte immense Auswirkungen auf Jays Leben: „Auf mich persönlich, psychologisch und beruflich. Ich muss in gewisser Weise auch heute noch Stein für Stein aufbauen. Ich weiß, die Leute denken: ‚Ach, der lebt ja sein Leben, immer souverän.‘ Aber das war ein Riesenprozess. Ich glaube, so manch anderer hätte sich davon nicht erholt.“
Doch hat sich Jay überhaupt wirklich davon erholt? Der inzwischen 43-Jährige ist sich da gar nicht so sicher „Na ja, ich habe mich offensichtlich nicht ganz davon erholt, sonst würde ich nicht so ausführlich darüber reden und nicht so ausgiebig davon in meinem Buch erzählen. Es ist immer noch ein krasser Bestandteil meines Lebens. Ich bin sehr dankbar dafür, auch wenn das jetzt widersprüchlich klingt. Ich habe es ja überlebt und überstanden. Es hat mich zu dem Menschen gemacht, der ich heute bin. Und ich bin im Großen und Ganzen ganz zufrieden mit mir. Aber es war eine Zeit lang die Hölle auf Erden. Wenn du für deine Taten komplett verantwortlich bist und selbst Scheiße baust und dich vor einem Millionenpublikum komplett desaströs präsentierst, muss du dir diesen Schuh anziehen. Wenn du aber zu Unrecht aufs Übelste diffamiert wirst und dich im Endeffekt keiner richtig auffängt und du dich trotzdem damit irgendwie auseinandersetzen musst, dann bedarf das schon einer kleinen Herausforderung. Es war eine ziemlich heftige, lehrreiche, aber auch sehr dunkle Zeit in meinem Leben.“ Auch, wenn Social Media damals noch nicht so groß und vielfältig war wie heute, hat Jay die Härte der vernichtenden Kommentare auch damals schon zu spüren bekommen.

Autobiografie „Tariq & Ich“ und neues Album „Verdammt“
Doch in Jays Buch geht es natürlich nicht nur um den Dschungelcamp-Skandal, auch wenn dieser nach fast 15 Jahren noch für besonders großes Interesse sorgen dürfte. „Es ist das Persönlichste, das ich je von mir offenbart habe. Mein ganzes Leben steht drin. Ich thematisiere dort Dinge, über die ich noch nie auch nur ansatzweise in der Öffentlichkeit gesprochen habe. Aber wenn man schon eine Autobiografie schreibt, dann sollte es auch mal ordentlich knallen.“
„Tariq & Ich“ spiegelt Jays ganzes Leben wieder, betont er. Von einer unkonventionelle Kindheit in einem Brennpunktviertel Berlins, über Schicksalsschläge und Familientragödien, die Zeit bei US5, Höhepunkte seiner Karriere, bis zum krassen Absturz. „Es ist gut möglich, dass diejenigen, die vor dem Buch dachten, der Jay Khan ist doch ein ganz Netter, danach anders denken werden“, sagt er. Ob das Buch polarisieren und vielleicht sogar für Verärgerung sorgen könnte, spielt für Jay keine Rolle. Er will so ehrlich sein, wie noch nie zuvor in seinem Leben.
Parallel zu seiner Autobiografie erscheint im Juli auch Jays neues Album „Verdammt“ – ein Lebenswerk, betont Jay. Es befasst sich wie sein Buch mit seiner Vergangenheit und beinhaltet 20 neue Songs, die Jay alle selbst geschrieben und produziert hat. „Es ist ein wichtiges und bedeutsames Jahr“, sagt Jay in Bezug auf das Album und das Buch.