KURIER-Interview mit Hollywood-Star

Nicolas Cage: „Ruhm ist für mich wie Glücksspiel“

In der Science-Fiction-Komödie „Dream Scenario“ kann man Nicolas Cage (59) als Uni-Professor mit Bauch und Halbglatze erst beim zweiten Hinsehen erkennen.

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Nicolas Cage beim Toronto International Film Festival im September.
Nicolas Cage beim Toronto International Film Festival im September.Chris Young/The Canadian Press/AP/dpa

Er ist der Erste, der selbst zugeben würde, dass er in der Vergangenheit von Hollywood-Kritikern trotz Erfolgen wie „National Treasure“ nicht immer als ernsthafter Schauspieler angesehen wurde. Das änderte sich drastisch mit der Action-Komödie „The Unbearable Weight of Massive Talent“, in der sich Nicolas Cage selbst spielte. Auf die, für viele, beste Karriereleistung folgt jetzt eine echte Traumrolle für den Star. Oder besser: Eine Albtraum-Rolle.

In der Science-Fiction-Komödie „Dream Scenario“ kann man den 59-Jährigen als Uni-Professor Paul Matthews mit Bauch und Halbglatze erst beim zweiten Hinsehen erkennen. Dieser ist ein einsamer Eigenbrötler ohne Verbindungen zu anderen Menschen – bis er plötzlich bei scheinbar jedem im Traum auftaucht und über Nacht zur Berühmtheit wird. Und auch diesmal loben die Kritiker Cage und den Film, der gerade in den USA angelaufen ist (er hat unglaublich hohe 93 Prozent auf der Bewertungswebseite Rotten Tomatoes).

KURIER: Ihr Gesicht taucht schon seit Jahren immer wieder als Meme auf – Online oder sogar auf T-Shirts. Ihrem Filmcharakter geht es ähnlich, weil dieser plötzlich überall zu sein scheint.

Nicolas Cage: Deshalb brauchte ich auch nicht zu schauspielern, ich konnte einfach meine eigene Lebenserfahrung in meine Rolle packen (lacht). Ich glaube, ich bin der erste Schauspieler, der morgens aufgewacht ist und online eine verdammte Montage aus verschiedenen Wutausbrüchen und Panikattacken von sich aus Filmen sehen musste. Ich glaube, sie hieß „Nicolas Cage geht der Gaul durch“. (Original: „Nicolas Cage loses his Shit“, Anm. d. Red.)

Kaum wiederzuerkennen: Nicolas Cage in einer Szene seines neuen Films „Dream Scenario“
Kaum wiederzuerkennen: Nicolas Cage in einer Szene seines neuen Films „Dream Scenario“A24/AP

Hat Sie das geärgert, weil Sie keine Zustimmung dazu gegeben haben?

Du fühlst dich hilflos, weil du einfach keine juristischen Mittel hast, um es zu stoppen. Es ist über Nacht um die Welt gegangen und wurde größer und größer. Und dann kam die sogenannte Meme-fizierung mit Photoshop dazu. Durch die ist genau, wie Sie schon sagten, mein digital manipuliertes Bildnis auf T-Shirts und was weiß ich nicht noch wo gelandet. Da hat sich einiges in mir aufgestaut …

… was Sie dann in Ihre Rolle stecken konnten?

Genau. Als ich das Drehbuch von „Dream Scenario“ las, wusste ich: Ich kann all meine negativen Erfahrungen jetzt in Gold umwandeln und werde es in Paul Matthews investieren. Wobei ich noch weitere persönliche Aspekte mit einfließen lassen konnte.

Welche waren das?

Mein Vater August war ebenfalls ein Akademiker und hat als Professor in den 60er- und 70er-Jahren an der Uni unterrichtet. Ich habe selbst mitbekommen, unter welchen Druck er stand. Er musste immer damit rechnen, dass sich die Studenten gegen ihn zusammenschließen und er seinen Job verlieren könnte. Daran musste ich sofort denken, als mir die Paul-Matthews-Rolle angeboten wurde.

Sie spielen einen Eigenbrötler, der plötzlich berühmt ist und überall erkannt wird. Wie ist Ihr persönliches Verhältnis zum Ruhm?

Ruhm ist für mich wie Glücksspiel. Wenn du gewinnst, dann fühlst du dich wie der beste der Welt – ganz oben. Doch wenn sich der Ruhm gegen dich verschwört, dann ist das Gefühl des Verlustes abgrundtief. Du fällst vom Gefühl her tiefer, als du vorher aufgestiegen bist. Das Traurige bei Paul ist, dass er niemals ein Rockstar oder Filmstar sein wollte, sondern sich einfach nach einem ruhigen Leben mit seiner Familie sehnte. Er war ein normaler Typ – was diesen Film für alle so relevant macht.

<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Elisabeth_Shue">Elisabeth Shue</a> und <a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Nicolas_Cage">Nicolas Cage</a>&nbsp;in „Leaving Las Vegas“: Cage wurde für seine Darstellung mit einem Oscar&nbsp;ausgezeichnet.
Elisabeth Shue und Nicolas Cage in „Leaving Las Vegas“: Cage wurde für seine Darstellung mit einem Oscar ausgezeichnet.Picturelux/Imago

Weil heutzutage jeder durch Social Media einfach berühmt werden kann!

Richtig. Und das oft auch völlig ungewollt. Jeder besitzt heutzutage ein Mobiltelefon mit Kamera. Und damit kannst du irgendeine Fremde im Flugzeug oder den Typen im Supermarkt viral gehen lassen. Und genau deshalb war es mit so wichtig, diesen Film Realität werden lassen. Ich bin jetzt seit 45 Jahren im Geschäft und „Dream Scenario“ gehört zu den fünf Drehbüchern, bei denen ich sofort gesagt habe: „Der Film muss einfach gedreht werden!“

Welches waren die anderen vier Filme?

„Leaving Las Vegas“, „Raising Arizona“, „Vampire’s Kiss“ und „Adaptation“. In diesen musste ich einfach mit dabei sein, komme was wolle. Ich habe zum Regisseur von „Dream Scenario“ gesagt: „Dieser Film ist einfach zu wichtig, um ihn nicht zu drehen. Ich weiß genau, wie ich die Rolle spielen kann!“

Haben Träume in Ihrem Leben auch schon eine wichtige Rolle gespielt?

Auf jeden Fall. Ich hole mir in meinen Träumen Schauspieltipps. Wenn ich vor einer Szene gestresst und nervös bin, weil ich nicht genau weiß, wie ich sie spielen soll – dann schlaf ich drüber. Und ich träum davon. Den Inhalt meines Traums, das Gefühl, was ich bekommen habe, wende ich dann an.

Was war der verrückteste Traum, den Sie je hatten?

Ich hatte ein paar wundervoll verrückte Träume, die sich dann sogar als Vorahnung entpuppt haben. Einmal habe ich von einem zweiköpfigen Adler geträumt. Und am nächsten Tag bekam ich die Möglichkeit, eine zweiköpfige Schlange zu kaufen. Da konnte ich natürlich nicht Nein sagen.

Lebt die bei Ihnen zu Hause?

Nein, es war zu anstrengend, zu verhindern, dass sich die beiden Köpfe beim Dinner gegenseitig attackiert haben. Ich habe sie einem Zoo gespendet! ■