So schützen Sie sich!

Student (20) stirbt an Nudel-Resten – Experten warnen vor „Fried Rice Syndrom“

Wir erklären, wann Nudel- und Reis-Reste eine Gesundheitsgefahr darstellen und wie Sie sich schützen.

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Ein belgischer Student starb, nachdem er fünf Tage alte, ungekühlte Nudelreste gegessen hatte.
Ein belgischer Student starb, nachdem er fünf Tage alte, ungekühlte Nudelreste gegessen hatte.Westend61/Imago

Auf TikTok und Instagram warnen derzeit viele vor dem sogenannten Fried Rice Syndrome (übersetzt: „Gebratener-Reis-Syndrom“). Dabei geht es um einen Fall, der vor Jahren Schlagzeilen machte: Ein belgischer Student hatte 2008 fünf Tage alte, ungekühlte Nudel-Reste gegessen. Innerhalb kurzer Zeit bekam er schwere Magenkrämpfe und Kopfschmerzen. Er legte sich ins Bett. Als er am nächsten Tag nicht aufstand, machten sich seine Eltern große Sorgen. Er starb in seinem Zimmer. Aktuell wird dieser Fall in den sozialen Medien wieder heißt diskutiert. Wir klären auf, was dahintersteckt und wie Sie sich schützen können.

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Tatsächlich ist der Fall des jungen Mannes nicht der erste: 2003 hatten fünf Kinder einer Familie am Abend einen Nudelsalat gegessen, der drei Tage früher zubereitet worden war. Alle fünf zeigten noch in der Nacht Anzeichen einer Lebensmittelvergiftung. Das jüngste Kind überlebte den Erregerbefall nicht. Beim siebenjährigen Geschwisterkind versagte die Leber, aber es überlebte.

Eine medizinische Studie berichtet außerdem von zwei weiteren Fällen von jungen Menschen, die an Leberversagen starben: ein Elfjähriger, der starb, nachdem er chinesische Nudeln gegessen hatte, und ein 17-Jähriger, der verstarb, nachdem er vier Tage alte Spaghetti gegessen hatte.

„Das Fried Rice Syndrome bezeichnet eine Lebensmittelvergiftung durch das Bakterium Bacillus cereus“, erklärt Mikrobiologie-Professor Enzo Palombo in einem Beitrag für The Conversation. Bacillus (B.) cereus ist ein sporenbildendes Bakterium, das weltweit verbreitet ist. Insbesondere im Erdboden oder Staub ist es zu finden. „Es wird zu einem Problem, wenn es in bestimmte Lebensmittel gelangt, die gekocht und dann nicht richtig gelagert werden“, so Palombo weiter.

Enzo Palombo ist Professor für Mikrobiologie.
Enzo Palombo ist Professor für Mikrobiologie.ZVG

Besonders betroffen sind dabei stärkehaltige Lebensmittel wie eben Reis, daher der Name, oder Nudeln. Doch auch gekochtes Gemüse und Fleisch kann befallen sein. „Durch die Verschmutzung mit sporenhaltigen Erdbodenpartikeln oder Staub kann B. cereus leicht auf Lebensmittel übertragen werden“, warnt auch das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR).

Tödliche Lebensmittelvergiftung durch Bazillus cereus

B. cereus habe zudem „einen Trick in petto“, sagt Palombo. „Es produziert eine bestimmte Zellart, die sogenannten Sporen, und die sind sehr hitzeresistent.“ Während das Erhitzen von Speiseresten, etwa durch Kochen oder Braten, andere Bakterienarten abtöte, könne B. cereus teils überleben. Wer Lebensmittel isst, die mit B. cereus kontaminiert sind, kann krank werden. Laut BfR werden dabei zwei Erkrankungen unterschieden:

1. Erbrechen, im schlimmsten Fall mit Leber- und Hirnschäden: Auslöser der Erkrankung ist eine Vergiftung durch das auf den Lebensmitteln entstehende Toxin Cereulid. Innerhalb kurzer Zeit kommt er zu Erbrechen, in der Regel klingt es aber nach wenigen Tagen von selbst wieder ab. In sehr seltenen Fällen kommt es zu schweren Krankheitsverläufen mit Leber- und Hirnschäden.

2. Durchfall-Erkrankung: Diesmal sind Enterotoxine (Giftstoffe) der Auslöser, die über aufgenommene Zellen und/oder Sporen von B. cereus entstehen, die im Dünndarm auskeimen. Innerhalb von 24 Stunden kommt es zu Durchfall und Bauchkrämpfen.

„Todesfälle sind sehr selten“, betont Mikrobiologe Palombo. Dafür müsse schon eine große Menge an Bakterien auf ein geschwächtes Immunsystem treffen. Ebenfalls sehr selten komme es zu schweren Krankheitsverläufen durch Leber- und Hirnschäden. Als risikogefährdet gelten Kinder, ältere und immungeschwächte Menschen.

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Auch gebratener Reis kann zu einer Lebensmittelvergiftung durch das Bakterium Bacillus cereus führen.
Auch gebratener Reis kann zu einer Lebensmittelvergiftung durch das Bakterium Bacillus cereus führen.USA TODAY Network

So können Sie sich schützen

B. cereus ist bei weitem nicht die häufigste Ursache von Magen-Darm-Erkrankungen. E.-coli-Bakterien, Noroviren oder Salmonellen sind weitaus häufiger. Um diesen vorzubeugen, sollten Sie Folgendes beachten:

1. Auf die Temperatur achten: Die „Gefahrenzone“, in der Toxine wachsen können, liegt bei Temperaturen zwischen Kühlschranktemperatur und 60 Grad. Nudel- oder Reis-Reste sollten möglichst rasch in den Kühlschrank, auch wenn sie noch nicht komplett ausgekühlt sind.

2. Achten Sie auf die Zwei-Stunden-/Vier-Stunden-Regel: „Wenn etwas bis zu zwei Stunden aus dem Kühlschrank genommen wurde, können Sie es ohne Bedenken wieder hineinstellen. Wenn es länger draußen war, verzehren Sie es und werfen Sie die Reste dann weg. Wenn es länger als vier Stunden draußen war, wird es zu einem Risiko“, erklärt Mikrobiologe Palombo.

Beachten Sie die Grundsätze der Lebensmittelhygiene: Waschen Sie sich vor der Zubereitung von Lebensmitteln die Hände. Verwenden Sie saubere Utensilien, und vermeiden Sie die Kreuzkontamination von gekochten mit rohen Lebensmitteln, so der Mikrobiologe weiter.

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So lange sind gekochte Nudeln, Reis und Kartoffeln im Kühlschrank haltbar

Selbst im Kühlschrank halten Speise-Reste nicht ewig. So können sich einzelne kälteresistente Stämme von B. cereus auch bei Temperaturen von vier bis sechs Grad vermehren, wenn auch deutlich langsamer, warnt das BfR. 

Dirk Bockmühl, Mikrobiologe an der Hochschule Rhein-Waal, nannte als Richtwerte gegenüber dem Magazin Good Health: Gekochter Reis sollte nicht länger als zwei Tage im Kühlschrank aufbewahrt werden, gekochte Kartoffeln nicht länger als drei Tage und gekochte Nudeln nicht länger als drei bis vier Tage. Wer unsicher ist, sollte sich an das allgemeine Sprichwort der Lebensmittelsicherheit halten: Im Zweifel lieber wegwerfen. ■

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