Interview mit dem Hollywood-Star

Amy Adams: „Kinder großzuziehen ist ein unglaublich schwieriger Job“

In ihrer neuen Horror-Satire „Nightbitch“ (läuft jetzt auf Disney+) spielt Amy Adams eine frischgebackene, namenlose Mutter mit einem tierischen Geheimnis.

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Schauspielerin Amy Adams verwandelt sich in ihrem neuen Film nachts in einen Hund.
Schauspielerin Amy Adams verwandelt sich in ihrem neuen Film nachts in einen Hund.Atienne Laurent/AFP

So bissig hat man sie noch nie gesehen. In ihrer neuen Horror-Satire „Nightbitch“ (läuft jetzt auf Disney+) spielt Amy Adams eine frischgebackene, namenlose Mutter mit einem tierischen Geheimnis. Sie ist unzufrieden, dass sie ihren Job als Künstlerin aufgeben und sich quasi allein um ihren kleinen Sohn kümmern muss, weil sich ihr Ehemann (gespielt von Scoot McNairy) als vollkommen unfähig in der Vaterrolle beweist. Worauf ihr inneres Biest zum Vorschein kommt. Genauer gesagt verwandelt sich die 50-jährige Oscar-Gewinnerin nachts in eine Hündin und lebt ihr inneres Biest aus.

Berliner KURIER: Die erste Frage bietet sich ja direkt an. Welche Hunderasse wären Sie?

Amy Adams (lacht): Meine Persönlichkeit entspricht am ehesten einem Golden Retriever. Ich will naschen, kuscheln und mit dem Ball spielen. Und ich habe auf jeden Fall auch einen Beschützerdrang!

Die Story ist ziemlich surreal, aber …

… das Konzept dahinter, das hat mich sofort tief berührt. Dass man seine Identität verliert und zu jemand anderem transformiert. Das passiert ja nicht nur allein durch Mutterschaft. Unfreiwillige Veränderungen gibt es in verschiedenen Lebensphasen, sei es durch Pubertät oder weil du in die Wechseljahre kommst. Auf jeden Fall konnte ich mich sofort mit der Mutter identifizieren.

Amy Adams in einer Sezne der Horror-Satire „Nightbitch“.
Amy Adams in einer Sezne der Horror-Satire „Nightbitch“.Searchlight Pictures/AP

Womit speziell?

Mit der Monotonie der Tage und Nächte, die man insbesondere am Anfang verspürt. Doch wissen Sie was, als Mutter einer zwischen 14-jährigen Tochter hat sich meine Perspektive verändert. Was ich damals als monoton angesehen habe, hat sich inzwischen in die schönsten Erinnerungen verwandelt. Es sind die Erinnerungen, die man sein Leben lang behält!

Sie sind mit ihrem (in Deutschland geborenen) Schauspielkollegen Darren Le Gallo verheiratet. Gab es Szenen aus der Ehe, die Ihnen bekannt vorkamen?

So realistisch, wie der Film Beziehungskonflikte darstellt? Na klar! Im Film gibt es beispielsweise eine Auseinandersetzung wegen Kaffeekochens. Das hat mich sofort an – nennen wir es mal – eine kleine Missstimmung erinnert, die ich mit meinem Mann Wochen davor hatte. Wir waren an einem neuen Drehort und ich war superbeschäftigt und müde. Und dann kam er und wollte, dass ich ihm zeige, wie die Kaffeemaschine funktioniert.

Und Sie sind in die Luft gegangen?

Nein, aber ich war ziemlich schnippisch und meinte „Wenn ich es geschafft habe, mir Kaffee zu machen, dann kannst du das selbst auch hinbekommen.“ Und nur damit Sie es wissen: Mein Mann ist einfach großartig. Auch wenn er es nicht hinbekommt, eine Kaffeemaschine zu bedienen (lacht).

Amy Adams mit ihrem Ehemann, dem deutschen Schauspieler Darren Le Gallo.
Amy Adams mit ihrem Ehemann, dem deutschen Schauspieler Darren Le Gallo.Etienne Laurent/AFP

Wie schwierig ist es eigentlich, mit einem Kleinkind vor der Kamera zu arbeiten?

Es waren zwei Kleinkinder, die meinen Filmsohn gespielt haben. Um meinen Film-Ehemann Scoot zu zitieren: Es ist so, als würde man mit unglaublich anspruchsvollen Leuten arbeiten, denen du immer all das geben musst, was sie verlangen (lacht). Aber ehrlich, die Kleinen waren wundervoll und so schon so unglaublich klug. Man muss halt nur wissen, wie man sie auf seine Seite zieht!

Und wie?

Durch Bestechung (lacht). Ich habe dank ihrer Eltern erfahren, dass sie die bunten „Fruit Loops“-Frühstücksflocken über alles lieben. Deshalb hatte ich immer welche mit dabei und habe sie Ihnen am Ende jeder Szene als Belohnung gegeben. Das war ein echter Motivationsfaktor für sie.

Was ist für Sie die wichtigste Botschaft des Films?

Dass Kinder großzuziehen ein unglaublich schwieriger und wichtiger Job ist, für den man eine Gemeinschaft und deren Ressourcen braucht. Deshalb darf man sich als Elternteil nicht isolieren, sondern muss Gleichgesinnte finden, die einen unterstützen. Das ist auch sehr wichtig für das Kind.

Zum Thema Self-Isolation. Wie kann man als Mutter eines Teenagers sicherstellen, dass ihr Kind durch Social Media nicht nur allein zuhause im Zimmer sitzt und vereinsamt?

Ich habe meiner Tochter versprochen, nicht so viel über sie zu reden. Aber grundsätzlich ist das eine sehr wichtige Frage, mit der ich genauso wie alle anderen Eltern von Teenagern zu kämpfen habe. Ich wünschte, ich hätte das Patentrezept parat. Ich selbst versuche, immer ein offenes Ohr für meine Tochter zu haben und ihr stets meine volle Aufmerksamkeit zu geben, wenn wir zusammen sind.

Sind Sie selbst auch auf Social Media aktiv?

Nein. Eigentlich so gut wie nie. Aber natürlich habe ich schon ein paar Mal reingeschaut, weil ich ja wissen will, was darin so abgeht. Was ich so schlimm finde, dass man sich auf Social Media automatisch mit anderen vergleicht, was ein echtes Problem ist. Da wird sofort ein Druck aufgebaut, zu konkurrieren – und das ist besonders für Kinder problematisch.