Ben Becker (59) wäre ein Traum-Kandidat für „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“. Er ist Charakterschauspieler, seit Jahren gut im Geschäft und in Deutschland mehr als nur bekannt - ein richtiger Prominenter, nach dem sich die Zuschauer sehnen. Und Ben Becker sagt, was er denkt, ohne sich groß über die Konsequenzen Sorgen zu machen. So auch in unserem Interview, in dem er Klartext über das deutsche Trash-TV spricht
Ben Becker für eine Million Euro im Dschungelcamp?
„Ich gebe zu, ich selbst gucke auch gerne Trash. Ich schäme mich gerne fremd. Wenn ich nicht ernsthaft beschäftigt bin, darf ich keinen Fernseher bei mir haben. Ich gucke dann nur Schrott-Formate und bin fassungslos darüber. Ich erfreue mich daran, wie auch alle anderen Zuschauer, aber ich lebe nicht danach“, gesteht Becker gegenüber dem Berliner KURIR.
Beinahe wäre de Schauspieler übrigens selbst mal im Trash-TV gelandet. Er sollte ins Dschungelcamp gehen. „Wir haben auch verhandelt. Ich habe aus Spaß gesagt, ich will eine Million. Da haben sie gesagt: ‚Ja, ist okay.‘ So eine hohe Gage gab es bisher noch nicht. Ich hatte auch einen Plan. Ich wollte mir wie Tarzan einen Lendenschurz anlegen, mich mit einer Stange Marlboro auf einen Baum legen und nicht mit den anderen Kandidaten reden, sondern sie nur angrunzen. Und wenn die mich zur Dschungelprüfung wählen, hätte ich Sonja Zietlow gefragt: ‚Habt ihr ’ne Macke? Ihr könnt mich mal am Ar... lecken, so einen Scheiß mache ich nicht.‘ Dann hätte ich mich wieder umgedreht. Ich halte die Zuschauer für so intelligent, dass sie meinen Plan gecheckt hätten. Dann hätten sie mich immer wieder in die Prüfung gewählt, damit alle anderen nichts zu essen kriegen und mich hassen. Ich rede mit keinem, rauche meine Zigaretten und werde mit der Nummer auch noch Dschungelkönig. Das war mein Plan. Aber dann kam meine Agentur und meinte, sie arbeiten nicht mehr mit mir zusammen, wenn ich das unterschreibe, also habe ich mich dagegen entschieden. (lacht)“
Schade eigentlich, sicher hätten diese Nummer viele Deutsche gerne gesehen. „Das glaube ich auch. Aber ich mache das nicht“, macht Ben Becker deutlich. „Ich lache gerne und bin jemand, der in solch ein Format geht, um ein Kuckucksei zu legen. Aber ich werde bald 60. Für diesen Blödsinn ist mir meine Zeit zu wertvoll. Mit 25 hätte ich tierisch gelacht, dass ich die ganze Nation an der Nase herumgeführt habe. Heute lese ich lieber gute Literatur.“
Abrechnung mit RTL-Format „Die Passion“
Ben Becker hat es aber auch gar nicht nötig, ins Dschungelcamp zu gehen. Nach wie vor ist der 59-Jährige sowohl in Film und Fernsehen als auch im Theater erfolgreich als Schauspieler tätig. Am 1. November 2024 feiert er die Premiere seines neuen Bühnenprograms „Todesduell“ im Berliner Dom. Dabei handelt es sich um eine Predigt des englischen Schriftstellers John Donne aus dem 17. Jahrhundert. Eine moderne Interpretation? Nein. Ben Becker legt Wert auf das Traditionelle und liest die Predigt als Ein-Mann-Stück nur mit Begleitung von Organist Andreas Sieling.

Eine moderne Inszenierung eines biblischen Textes wie etwa „Die Passion“ auf RTL findet Ben Becker grausam. „Um Gottes willen! Ich finde, das geht nicht, und ich halte es nahezu für blasphemisch. Ich glaube nicht, dass man damit die jungen Leute anspricht. Das ist eine Art von Verdummung, die da herrscht, für die ich mich schäme und die mich traurig macht. Ich frage mich, warum läuft auf RTL nur so ein Trash? Ich weiß nicht, wie ein intelligenter Programmdirektor so etwas verantworten kann. Warum macht der nicht was Vernünftiges? Ich setze mich ja auch mit ernsthaften Themen auseinander und freue mich, wenn Leute das hören wollen.“ ■