54 Jahre alt? Kaum zu glauben! Anastasia Zampounidis wird regelmäßig mindestens zehn Jahre jünger geschätzt – und das liegt nicht an ihren guten Genen, sondern an ihrem Lebensstil. Seit 2006 verzichtet die Deutsch-Griechin nämlich auf Industriezucker, was sich auch positiv auf ihr Aussehen auswirkt. 17 Jahre und vier Ernährungsbücher später wirkt die Moderatorin frischer denn je, als wir sie bei der Laughing Hearts Charity-Gala am vergangenen Samstag (14. Oktober) in Berlin treffen. Doch wie lässt sich Anastasias zuckerfreier Lifestyle außerhalb der eigenen vier Wände umsetzen? Und wie gefällt der Moderatorin ihr neues Leben im griechischen Thessaloniki, wohin sie 2021 zog?
Anastasia Zampounidis: Jung und gesund ohne Zucker
Frau Zampounidis, Sie leben seit Jahren zuckerfrei. Wie lässt sich diese Lebensweise mit einem Gala-Abend inklusive Vier-Gänge-Menü vereinbaren?
Einige Sachen gehen einfach nicht, wenn ich nicht weiß, was drin ist. Das ist zum einen das Salatdressing. Ich frage dann, ob ich den Salat ohne Dressing bekommen kann, und verwende dann selbst Olivenöl, Zitrone, Salz und Pfeffer. Wenn es nicht geht, nehme ich halt keinen Salat. Bei den Gerichten lasse ich die Soße weg, meistens ist das kein Problem. Dann ist es natürlich nicht ganz so lecker, aber es ist essbar und für mich in Ordnung. In Dressings und Soßen ist leider meistens viel Zucker.
Fruchtzucker ist aber erlaubt?
Im natürlichen Kontext schon – nicht extrahiert und zugesetzt. Manchmal steht auf der Zutatenliste Fruchtzucker. Das heißt, es ist mehr drin als ein klein geschnittener Apfel. Dann wurde von den Äpfeln vielleicht die Fruktose rausgezogen und in einen Joghurt gespritzt. Aber normales Obst geht.

Wie ist es mit Zuckerersatzstoffen?
Es gibt Süßstoffe und Zuckeraustauschstoffe. Austauschstoffe wären zum Beispiel Stevia oder Xylit, Süßstoff ist zum Beispiel Aspartam, das für Light-Produkte und Kaugummi verwendet wird. Diese Stoffe meide ich auch. Es wäre nicht schlimm, wenn man das mal zu sich nimmt. Aber ich bin ja schon lange runter von der Industriezuckersüße. Das heißt, schon eine Karotte ist für mich süß, eine Banane sogar extrem süß, selbst Zwiebeln sind süß geworden. Wenn ich mich aber mit diesen künstlichen Zuckeraustauschstoffen wieder an diese extreme Süße gewöhne, ist der Weg zum Industriezucker nicht mehr weit. Der Punkt ist, ich brauche es gar nicht. Ich habe heute eine Süßkartoffel gekauft und meinen ersten Hokkaidokürbis, das ist für mich so süß wie früher Schokolade.
Und diese Süßstoffe und Zuckeraustauschstoffe sind ja auch alles andere als gesund.
Ich habe schon vor zehn Jahren in einer Dokumentation gesagt, dass es im Verdacht steht, krebserregend zu sein. Das wissen wir alle doch schon lange. Aber die Industrie schießt halt Gegenstudien raus, dann hat man Pro und Kontra. Die WHO versucht, so vernünftig wie möglich und trotzdem nicht voreilig zu handeln. Aber für mich ist die Sache völlig klar. Ich weiß gar nicht, was schlimmer ist – Zucker oder Süßstoff.

Der Spagat zwischen Griechenland und Deutschland
Sie sind vor einiger Zeit nach Griechenland ausgewandert. Wie geht es Ihnen damit?
Ich war den letzten Shutdown komplett in Griechenland, ich bin im Herbst 2021 weg. In der Zeit habe ich auch mein neues Buch geschrieben. Ich war jetzt den ganzen Oktober hier in Berlin, werde aber ab November wieder in Griechenland sein. So stelle ich mir das vor, 50/50 in Griechenland und in Deutschland. Aber 365 Tage am Stück in Berlin – nicht mehr mit mir! Das geht einfach nicht mehr. Nach 35 Jahren wirklich sehr großer Liebe ist die Stadt nicht mehr die, die ich kenne.
Warum?
Die Atmosphäre generell ist aggressiv und genervt. Es gibt ja Gründe dafür, ich bin ja nicht blöd und weiß, was die Stadt für Probleme hat. Vor allem, wenn es so was Grundlegendes ist wie Wohnungssuche, ein Dach über dem Kopf. Wenn sich die Berliner die Wohnungen hier nicht leisten können und es nicht genug gibt – ist ja klar, dass das was mit der Bevölkerung macht. Es ist auf den Straßen viel zu eng, Parkplätze, Fahrradfahrer, Autofahrer. Es gibt Gründe für diese schlechte Stimmung, aber wir müssen uns als Individuen am Ende des Tages die Frage stellen: Wollen wir so sein? Will ich mein kleines Auto von einem Fahrradfahrer treten lassen, weil er was falsch gemacht hat und ich mit dem Kopf geschüttelt habe?
Haben Sie das erlebt?
Ja! Ich habe schnell gebremst und habe ihm damit das Leben gerettet, weil er über einen Zebrastreifen von der falschen Seite aus gefahren ist. Ich konnte ihn ja gar nicht so schnell sehen. Ich habe nur mit dem Kopf geschüttelt, und dann fing er an, mein Auto mit seinen Füßen zu treten. In dem Moment konnte ich ja gar nichts anderes machen, als wegzufahren, denn ich war alleine. Da frage ich mich – egal wie genervt ich bin –, ob das wirklich die Art und Weise ist, so in die Welt rauszugehen? Ich sage Nein, aber ich kann es leider nicht ändern, deswegen ist der Beziehungsstatus von Berlin und mir kompliziert. Ich versuche, durch Nähe und Distanz die Liebe zu Berlin nicht ganz gehen zu lassen. Aber was soll ich sagen, ich bin hier zu Hause, Berlin ist meine Heimat.
Ist die Stimmung in Griechenland denn besser als hier?
Na ja, in Griechenland ist die Stimmung auch nicht perfekt, das kann man sich ja denken. Das fing ja schon vor zwölf Jahren mit der Wirtschaftskrise an, dann kamen die Shutdowns, auch dort ist Inflation und Flüchtlingskrise, die ganzen Weltbrände und Überschwemmungen, das Geld liegt dort auch nicht auf der Straße. Aber das, was in Griechenland immer noch funktioniert, ist das Menschliche. Sich im Alltag zu helfen, ohne zu fragen. Man hilft sich untereinander und das ist der kleine Unterschied. Ich war manchmal den Tränen der Rührung nahe, so schön war das.
Auf der anderen Seite war Deutschland für mich immer das Land mit den meisten Charity-Organisationen und freiwilligen Helfern. Wenn es irgendwo eine Katastrophe gibt, wird einem sofort geholfen. Das ist Deutschland, und daran müssen wir uns immer wieder erinnern! Ja, wir haben leider ein paar Idioten in diesem Land, aber die meisten wollen eine Demokratie und wissen das Land zu schätzen.
Und was stört Sie an Griechenland?
Die Griechen sind nicht zuverlässig. Der Klempner will um 17 Uhr kommen und er kommt am nächsten Morgen … Also da wird man als Deutsch-Griechin schon herausgefordert, das gefällt mir nicht. (lacht) ■