Eine Form der Demenz

Wenn Opa plötzlich aggressiv wird: So helfen Sie Alzheimer-Patienten

Wenn Alzheimer-Kranke vermeintlich „böse“ sind, brauchen pflegende Angehörige Strategien, um damit umzugehen

Author - Claudia Pietsch
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Alzheimer-Kranke werden manchmal aggressiv. Dieser Patient streitet mit seiner Frau.  (Symbolfoto)
Alzheimer-Kranke werden manchmal aggressiv. Dieser Patient streitet mit seiner Frau. (Symbolfoto)Teamwork/imago

Die Menschen werden immer älter: Als Folge werden in vielen Familien Angehörige gepflegt, die an Demenz erkrankt sind. Unter dem Begriff werden mehr als 50 Erkrankungen zusammengefasst, die die Funktion des Gehirns beeinträchtigen. Alzheimer ist mit etwa zwei Dritteln der Betroffenen die häufigste und bekannteste Form der Demenz. Demenz ist also ein Oberbegriff und nicht mit der Alzheimer-Krankheit gleichzusetzen, wie die gemeinnützige Initiative Alzheimer-Forschung erläutert.

Gekennzeichnet ist die Alzheimer-Krankheit durch nachlassendes Gedächtnis, Orientierungslosigkeit und damit verbundene Ängste und Unsicherheiten. Für Pflegende ist der Umgang mit der Patientin oder dem Patienten oft besonders schwierig, wenn der oder die Kranke auch aggressiv ist. Die Initiative gibt Tipps, wie Pflegende mit vermeintlichem Böse-Sein umgehen können.

Alzheimer-Patienten verstehen ihre Welt nicht mehr

Die Erkrankten leben immer mehr in ihrer eigenen Realität. Dazu gehört, dass sie bislang gewohnte Abläufe nicht mehr verstehen und Handlungen ihrer Mitmenschen immer weniger nachvollziehen können. „Dies kann zu Angst, Verunsicherung und in der Folge auch zu Wutausbrüchen und Aggressionen führen. Auch das Gefühl von Abhängigkeit und Hilflosigkeit kann aggressives Verhalten auslösen“, schreibt die Initiative. Alzheimer-Patientinnen und Patienten könnten sich von Angehörigen oder Pflegenden bedrängt fühlen, weil sie eine Situation als ungewohnt oder bedrohlich wahrnehmen. Auslöser für plötzliche Angst oder Wut könnten aber auch fremde Menschen, laute Geräusche oder zu viel Licht sein.

Alzheimer-Erkrankte leben immer mehr in ihrer eigenen Realität. Wenn sie bisherige Abläufe nicht mehr verstehen, können sie auch aggressiv reagieren. 
Alzheimer-Erkrankte leben immer mehr in ihrer eigenen Realität. Wenn sie bisherige Abläufe nicht mehr verstehen, können sie auch aggressiv reagieren. Martin Wagner/imago

Einfach mal kurz weggehen

Diese Tipps gibt die Initiative Alzheimer-Forschung: Versuchen Sie, sich klarzumachen, dass das Verhalten des Erkrankten nicht gegen Sie persönlich gerichtet ist, sondern durch die Erkrankung bedingt ist. Im oft stressigen Pflegealltag ist das sicherlich nicht immer einfach. Wenn Sie merken, dass eine Situation zu herausfordernd ist, nehmen Sie sich die Zeit, das Zimmer kurz zu verlassen, um tief durchzuatmen und sich wieder zu sammeln.

Um Überforderungsmomente zu vermeiden, sollten Sie den Alltag des Patienten oder der Patientin so einfach wie möglich gestalten. Bieten Sie Orientierung und Sicherheit, indem Sie Alltagsroutinen beibehalten, die Wohnungseinrichtung nicht unnötig verändern und Gegenstände am gewohnten Platz belassen. Kündigen Sie Termine wie Besuche einer ärztlichen Praxis mit genügend Vorbereitungszeit an. Äußere Auslöser wie grelles Licht, bestimmte Personen oder zu viel Lärm sollten nach Möglichkeit reduziert werden.

Richtigstellungen bei Alzheimer-Patienten bringen nichts

Wichtig ist den Experten von der Initiative zufolge, sich auf die Gedankenwelt des oder der Erkrankten einzulassen. Wenn Sie wissen, was die Aggression hervorruft, versuchen Sie diesem Auslöser abzustellen. Zurechtweisungen oder Richtigstellungen führen zu nichts und sollten vermieden werden. Zudem könnten sie Patientin oder Patient zusätzlich verunsichern, verärgern und aufregen.

Ruhig und geduldig mit Alzheimer-Erkrankten sprechen

Damit sich der Patient oder die Patientin wahrgenommen und verstanden fühlt, ist es wichtig, angemessen mit ihm oder ihr zu kommunizieren. Das erfordert vor allem Ruhe und Geduld. Es sollte  langsam, deutlich und in kurzen Sätzen gesprochen werden. Auch Gesten und eine deutliche Körpersprache helfen ebenso wie Fragen, die mit  „ja“ oder „nein“ beantwortet werden können. Wechseln Sie das Thema, wenn die erkrankte Person bei einem Gespräch nicht folgen kann oder das Thema Irritationen hervorruft. Wenn im späten Krankheitsstadium Kognition und Sprachfähigkeit immer mehr nachlassen, werden Blick- und Körperkontakt immer wichtiger.

Weitere Informationen zum Umgang mit der Alzheimer-Krankheit bietet der kostenlose Ratgeber „Leben mit der Diagnose Alzheimer“. Bestellbar ist er bei der Alzheimer Forschung Initiative e.V., Kreuzstr. 34, 40210 Düsseldorf; Telefon: 0211 - 86 20 66 0.  www.alzheimer-forschung.de/alzheimer