Die Polizei warnt immer wieder vor Trickbetrügern an der Haustür. Und trotzdem fallen immer wieder Berlinerinnen und Berliner darauf herein. Jüngster Fall in Friedenau: Ein Betrüger gibt sich gegenüber einem älteren Mann als Handwerker aus, will angeblich den Wasserdruck in der Wohnung messen. Ein Zweiter klaut derweil Wertsachen und Bargeld. Dann kommt sogar ein Dritter, als Polizist verkleidet, dem der Senior weitere Wertgegenstände und Bargeld übergibt - angeblich zu Ermittlungszwecken. Er sieht ihn nie wieder.
Trickdiebstahl in Wohnungen ist nach dem Taschendiebstahl auf der Straße die häufigste Straftat, von der ältere Menschen betroffen sein können, erklärt die Polizei auf einer Webseite zur Verhinderung von Trickbetrug. Und laut Polizei wird verstärkt beobachtet, dass Tricktäterinnen und Tricktäter gezielt öfter Seniorenwohnhäuser und -wohnanlagen aufsuchen, da dort oft die Pförtnerdienste abgebaut wurden. Aber auch bei anderen Wohnformen täuschen die Täter ihre zumeist älteren Opfer, um sich Zutritt zur Wohnung zu verschaffen und Wertvolles zu klauen.
Alle bekannten Tricktäter-Arbeitsweisen lassen sich auf nur drei Muster zurückführen, erklärt die Polizei:
1. Das Vortäuschen einer Notlage, die scheinbar eine Hilfeleistung oder Unterstützung durch das Opfer in der Wohnung erfordert.
2. Das Vortäuschen einer offiziellen Funktion, die den Täter vermeintlich zum Betreten der Wohnung berechtigt
3. Das Vortäuschen einer persönlichen Beziehung zum Opfer, die eine Einladung zum Betreten der Wohnung nahelegt.
Die Opfer sind fast ausschließlich ältere, zum Teil hochbetagte Menschen.
Beim Trickdiebstahl an der Haustür werden laut Polizei diesen Maschen häufig angewendet:
Der Glas Wasser-Trick - Täterinnen täuschen eine Schwangerschaft, Täter täuschen Übelkeit oder die Notwendigkeit einer Arzneimitteleinnahme vor und bitten um ein Glas Wasser, um in die Wohnung zu kommen.
Der Papier- und Bleistift-Trick - Die Täter wollen für angeblich nicht angetroffene Nachbarn eine Nachricht hinterlassen. Dazu fragen sie nach Schreibzeug sowie Papier und eine Schreibunterlage in der Wohnung oder bitten das Opfer, die Nachricht selbst zu erfassen.
Der Blumen- oder Geschenkabgabe-Trick - Täter wollen für angeblich nicht angetroffene Nachbarn Blumen oder ein Geschenk abgeben. Dabei drängen sie darauf, die Blumen zu versorgen oder das Geschenk selbst in der Wohnung abzulegen.
Weitere gängige Tricks, um in eine Wohnung zu kommen, sind zum Beispiel die Bitte, wegen eines angeblichen Wasserschadens im Haus nach einem Rohrbruch in der Wohnung suchen zu dürfen. Oder auf dem Balkon seinen entflogenen Vogel oder sein entlaufenes Kätzchen einfangen zu dürfen. Auch beliebt: Die Frage, ob man wegen einer Autopanne, eines Unfalls oder einer Erkrankung oder Verletzung das Telefon benutzen zu dürfen. Und auch die Frage, ob man die Toilette benutzen darf oder ein Baby wickeln oder füttern darf, wird von manchen Trickdieben als Vorwand benutzt.
Täterinnen und Täter täuschen aber auch, wie im Friedenauer Fall, eine offizielle Funktion oder eine ähnliche Befugnis zum Betreten der Wohnung vor, warnt die Polizei. Sie kommen zum Beispiel angeblich als Handwerker, von den Elektrizitäts-, Gas- oder Wasserwerken, von der Hausverwaltung, von der Kirche, von der Rentenversicherung oder Krankenkasse, von der Polizei, von der Post oder vom Sozialamt. Dabei kündigen sie ihren Besuch gelegentlich sogar vorher telefonisch an, um mögliche Bedenken zu zerstreuen und so ein Vertrauensverhältnis zum Opfer aufzubauen.
Tricktäterinnen und Tricktäter sind erfinderisch und schauspielerisch begabt, warnt die Polizei. Sie denken sich immer neue Maschen aus, wenn die alten zu bekannt werden.
Was sollte man gegen Trickberüger tun? Die Polizei Berlin rät Folgendes:
1. Öffnen Sie Fremden niemals die Wohnungstür! Öffnen Sie Ihre Tür, falls vorhanden, nur mit vorgelegter Kette, schauen Sie durch den Türspion und benutzen Sie die Türsprechanlage. Das ist nicht unfreundlich, sondern eine Vorsichtsmaßnahme.
2. Lassen Sie nur Handwerker hinein, die Sie selbst bestellt haben oder die von der Hausverwaltung schriftlich angekündigt wurden.
3. Lassen Sie sich von Amtspersonen immer den Dienstausweis zeigen und rufen Sie im Zweifel die Behörde an, von der jemand angeblich kommt.
4. Bitten Sie im Notfall andere Anwohner um Hilfe! Klingeln Sie bei Ihrer Nachbarn, wenn Ihnen Fremde im Hausflur begegnen und etwas von Ihnen wollen.
5. Rufen Sie gegebenenfalls laut um Hilfe und wählen Sie im Notfall immer den Notruf (110).
Übrigens: Auf Online-Portalen wie nebenan.de warnen sich Nachbarn regelmäßig vor verdächtigen Personen und Trickbetrügern. Die Anmeldung und Mitgliedschaft ist kostenfrei.■