Schutz vor Keimen

Muss man den Wasserhahn laufen lassen, bevor man trinkt?

Nach längere Abwesenheit sollte man nicht sofort aus den heimischen Wasserhähnen trinken. Legionellen-Gefahr! Das ist zu beachten.

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Wenn längere Zeit kein Wasser durch die Leitung gelaufen ist, sollte man nicht gleich davon trinken. Erst das Wasser laufen lassen.
Wenn längere Zeit kein Wasser durch die Leitung gelaufen ist, sollte man nicht gleich davon trinken. Erst das Wasser laufen lassen.Zoonar/Imago

Wenn längere Zeit kein Wasser durch die Leitung läuft, kann das die Vermehrung von Legionellen begünstigen. Wer also länger weg war aus seiner Wohnung, zum Beispiel im Urlaub, sollte bei der Rückkehr nicht sofort aus dem Wasserhahn trinken. Was ist zu beachten? Und wie gefährlich sind Legionellen?

Bei Legionellen handelt es sich um weit verbreitete Bakterien, die an sich unbedenklich sind. Erst wenn sich diese Keime stark vermehren, können sie zu einer Gefahr für die menschliche Gesundheit werden, erklärt Stefan Schüttler, Trinkwasserexperte und Sachverständiger bei der Prüforganisation Dekra.

Die Erreger kommen in wässriger und feuchter Umgebung vor und können sich besonders gut in Wassersystemen vermehren, in denen das Wasser nicht ständig erneuert wird und bei Temperaturen zwischen 25 und 45 Grad. In Wasserleitungen, Wasserhähnen, Duschköpfen und Whirlpools finden die Keime die für sie idealen Bedingungen vor.

Legionellen können beim Menschen verschiedene Krankheiten auslösen. Die beiden wichtigsten sind die Legionärskrankheit, eine schwere Erkrankungsform mit einer Lungenentzündung, die lebensbedrohlich werden kann. Und das Pontiac-Fieber, eine leichte Form ohne Lungenentzündung. Die Ansteckung erfolgt hauptsächlich über das Einatmen von zerstäubten Wassertröpfchen (Aerosole), die Legionellen enthalten.

Nach längerer Abwesenheit das Wasser lange laufen lassen

Zum Schutz vor Legionellen gilt also: Wer länger abwesend war, sollte bei seiner Rückkehr darauf achten, dass er das Wasser lange laufen lässt – damit die Leistungen durchgespült und das stehende Wasser durch frisches ersetzt wird, rät Dekra-Experte Schüttler. Denn bei längerem Stillstand in Wasserleitungen, auch Stagnation genannt, könne eine erhöhte Belastung von Legionellen auftreten.

Wann und wie lange soll man Leitungswasser durchlaufen lassen?

Bereits bei mehr als vier Stunden ohne Gebrauch empfiehlt Stefan Schüttler das in den Leitungen stehende Wasser ablaufen zu lassen. Stand das Wasser länger als drei Tage still, sollte man Kalt- und Warmwasser mindestens fünf Minuten laufenlassen.

Wenn man mehrere Wochen weg war, sollte man Schlütter zufolge die Trinkwasserinstallation fachgerecht spülen und gegebenenfalls eine mikrobiologische Untersuchungen durchführen lassen.

Auf die Temperatur kommt es an

Das Portal infektionsschutz.de rät dazu: In einem Haus mit zentraler Wassererwärmung und zentralen Warmwasserspeicher sollte die Temperatur am Trinkwassererwärmer auf mindestens 60 Grad eingestellt sein. Die Wassertemperatur sollte im Leistungssystem an keiner Stelle unter 55 Grad liegen. Kaltwasserleitungen sollten zudem wärmeisoliert sein und regelmäßig genutzt werden.

Das gilt für die Armaturen in der Küche, aber auch im Bad und der Dusche. Denn nicht nur beim Trinken besteht bei belasteten Trinkwasser-Anlagen ein Infektionsrisiko. Auch beim Duschen können Wassertröpfchen in die Atemwege gelangen.

Übrigens: Laut Trinkwasserverordnung müssen Betreiber in Häusern mit mehr als zwei Wohneinheiten und Warmwasserbereitungsanlagen ab einer bestimmten Größe, in einem Abstand von bis zu drei Jahren das Trinkwasser untersuchen lassen. ■