Die größte Preisschlacht aller Zeiten haben die Discounter Lidl und Aldi beworben, die Konkurrenz von Netto, Edeka & Co. nahm den Ball auf. Doch Verbraucher an der Kasse reiben sich verwundert die Augen: Sie geben trotz Billig-Angeboten nicht weniger im Supermarkt aus als vorher. Wie ist das möglich?
Verwirrende Preisangabe: Verbraucherzentrale klagte erfolgreich gegen Lidl
Dass Supermärkte mit Preisangaben systematisch tricksen, darauf weisen Verbraucherzentralen seit Monaten hin. Im Frühjahr hatte die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg Lidl wegen verwirrender Preisangaben im Prospekt zunächst abgemahnt und dann erfolgreich verklagt.
Angeblich sollten die „Metzgerfrisch Premium Lammlachse in Gewürzmarinade“, für 5,50 Euro zu haben sein, an der Kasse bezahlte ein Kunde 7 Euro. Denn der Rabattpreis galt nur für registrierte Nutzer der Lidl-App, was auch das Gericht als Verstoß gegen die Preisangabenverordnung auffassten. Kein Einzelfall.

„Verbraucherinnen und Verbraucher müssen auf einen Blick erkennen können, was ein Produkt kostet – egal, ob mit oder ohne App“, so Rechtsexpertin Gabriele Bernhardt. Doch genau das suchen gerade Discounter mit immer neuen Tricks zu verhindern. Denn Preiserhebungen haben ergeben, dass sich gerade Grundnahrungsmittel in den vermeintlichen Billig-Märkten seit 2020 massiv verteuerten.

Teuer-Preise schrecken vom Kauf ab – also erweckt man den Eindruck günstiger Preise. Sehr beliebte Masche: Verpackungen mit ungewöhnlichem Gewicht; Paprika in der 400-Gramm-Packung, der Secherpack Äpfel zu 800 statt 1000 Gramm. Raffinierter funktioniert die Methode mit dem eigentlich standardisiertem Kilopreis. Lidl wendet ihn seit einigen Monaten auf Produkte an, die zuvor üblicherweise je Stück ausgepreist waren. So macht es weiterhin Aldi im aktuellen Online-Prospekt: Dort kostet die Ananas 1,69 Euro pro Stück – ohne Angabe des Gewichtes. Bei Lidl gibt's die Ananas ab Donnerstag vermeintlich günstiger, nämlich für 1,29 Euro – allerdings pro Kilo.
Preisverwirrung bei Lidl, Aldi & Co.: dahinter steckt System
Um herauszufinden, welcher Discounter die Ananas günstiger anbietet, müsste der Kunde 1. die Ware vor dem Kauf abwiegen, 2. den Endpreis im Kopf oder mit dem Taschenrechner berechnen. Wer macht das schon? Kaufentscheidungen werden entweder auf dem Einkaufszettel geplant oder spontan getroffen. Lidl setzt darauf, dass man beim Preis nicht so genau hinschaut, auch bei Aldi ist nicht so ganz klar, wie groß die Ananas-Exemplare ausfallen. Lösen könnte man es mit Kontrollwaagen, die wie in größeren Supermärkten üblich, den Endpreis der gewogenen Ware angeben. Wäre dem Kunden der Preis zu hoch, könnte er sich immer noch gegen den Kauf entscheiden. Das möchte man bei Discountern offenbar nicht so gerne – man tut lieber so, als sei man günstig.

Ein weiterer Trick, der von Verbraucherschützern bereits mehrfach angemahnt wurde: Eine vermeintliche Preissenkung im Vergleich zu einem „vorher“-Preis. 21 Prozent spart man Lidl zufolge beim Kauf einer Melone. Angegeben sein müsste eigentlich der niedrigste Preis dieses Produktes innerhalb der letzten 30 Tage – fehlt. Stattdessen ein Wirrwarr an nicht nachprüfbaren Angaben.