Gerade im Alter und bei langen Beziehungen ist es nicht selten, dass die Luft mal raus ist aus dem Sexleben. Das wissen auch Hajo Schumacher und Sexual-Therapeutin Katrin Hinrichs. Die beiden machen zusammen „Ich frage für einen Freund“, den „Sex-Podcast für Erwachsene“, wie sie ihn selbst nennen. Und da steht Hinrichs allen Fragen Schumachers Rede und Antwort. Zum Beispiel darüber, was man machen kann, wenn man selbst oder der Partner irgendwie so gar keine Lust mehr auf Sex hat.
Mehr Lust auf Sex ohne Druck
Wie viel Druck, wie viel Stress spüren Sie eigentlich, wenn Ihr Partner Sie berührt – oder andersherum? Hat einer von beiden zum Beispiel das Gefühl, immer für den Orgasmus beider Partner zuständig zu sein, und/oder hat der andere einen Genussdruck, also das Gefühl, dass er absolut alles genießen muss, was passiert, dann verselbstständigt sich diese Dynamik. Am Ende ist Sex für beide Partner mit schlechten Gefühlen und mit Stress verbunden.
Damit das nicht mehr so ist, empfiehlt Hinrichs, es mit einem ergebnisoffenen Sex zu probieren: Einfach „mal gucken, was passiert“. Dabei dürfen Sie auch unbedingt egoistisch sein. Das nimmt den Druck raus, dass einer sich um den anderen „kümmern“ muss oder dass der andere das Gefühl hat, dankbar für jede Berührung sein zu müssen. Machen Sie einfach, was für Sie selbst erotisch ist, und gucken Sie, wo das hinführt.
Hilfsmittel erlaubt! So kommt der Lustmuffel wieder in Schwung
Eine tolle Stütze, um klar zu signalisieren, dass es diesmal anders sein soll, kann zum Beispiel sein, dass Sie sich gemeinsam einen Porno ansehen. Natürlich einer, bei dem beide auf ihre Kosten kommen. Dabei geht es nicht nur darum, was gezeigt wird: „Pornos geben einem die Erlaubnis, zu tun, was man wirklich möchte“, sagt Hinrichs. Haben Sie etwas anderes, das beide Partner genauso in Fahrt bringt? Super!
Sie können diese Hilfestellung auch erst mal für sich behalten. Will heißen: Gibt es einen Gedanken, der Sie stimuliert, spricht nichts dagegen, daran auch beim Sex zu denken – seien es Fesselspielchen oder Brad Pitt. Das müssen Sie Ihrem Partner nicht unbedingt erzählen.
Achtung beim Solo-Sex
Apropos Hilfestellungen: Gerade wer länger keinen Sex hatte, erreicht den Orgasmus häufig eher durch Masturbation. Masturbieren ist an und für sich gesund, sorgt aber häufig eher dafür, dass wir auf Methoden zugreifen, die uns schnell und effektiv zum Orgasmus bringen. Hinrichs erzählt zum Beispiel von mehreren Männern aus ihrer Praxis, die masturbieren, indem sie ihren Penis auf einen Tisch legen und dann unter schweren Büchern begraben.
Diesen Druck kann eine Vagina selbstverständlich nicht erreichen, und ein Penis, der es gewohnt ist, durch diesen erhöhten Druck zu kommen, kann Schwierigkeiten haben, bei „normalem“ Sex den Höhepunkt zu erreichen. Genauso sieht es natürlich bei Frauen aus: Vibratoren stimulieren so stark, dass jede menschliche Hand dagegen enttäuschen muss. Wer wieder (mehr) Sex haben möchte, muss also beim Masturbieren anfangen und die eigenen Nervenenden und Synapsen wieder darauf trainieren, dass der Orgasmus auch gemeinsam funktioniert statt nur allein. ■