Glühwein gehört zur Weihnachtszeit wie Lichterketten und Lebkuchenherzen. Doch nicht jeder Becher ist ein Genuss. Viele Sorten sind Zuckerbomben, billig produziert und schmecken eher nach süßem Nelkenwasser als nach Wein.
Glühwein hat mehr Zucker als Cola
Die ZDF-Doku „Besseresser“ hat gezeigt, wie industrieller Glühwein oft hergestellt wird: billige Trauben aus Italien, keine lange Reifezeit, dafür jede Menge Zucker – bis zu 17 Gramm pro Tasse, deutlich mehr als in einem Glas Cola! Für die Hersteller ist das ein lukratives Geschäft: Ein Liter kostet im Einkauf rund 2,50 Euro, auf dem Weihnachtsmarkt bringt er bis zu 17,50 Euro ein. Über 80 Prozent des Glühweins auf deutschen Märkten stammen von einem einzigen Anbieter: der Gerstacker Weinkellerei aus Nürnberg.
Nicht jeder Becher ist ein Treffer – darauf müssen Sie achten
Doch wie genau erkennt man guten Glühwein? Die Antwort liegt in fünf Sinnen – und ein paar einfachen Tricks. Das sagt auch Yvonne Heistermann, Präsidentin der Sommelier-Union Deutschland.
1. Der Geschmack: Ein hochwertiger Glühwein schmeckt intensiv nach Wein, nicht nur süß oder spritzig. Zu viel Zucker oder eine übertriebene Nelken-Note sind Warnsignale. Gute Glühweine haben eine harmonische Mischung aus Wein, dezenter Süße und echten Gewürzen. Die Säure des Rotweins sollte spürbar sein, ohne dominant zu wirken.
2. Die Optik: Schon ein Blick in die Tasse kann viel verraten. Ein kräftiges, sattes Rot ist ein gutes Zeichen. Ist der Glühwein eher bräunlich, wurde er vermutlich zu lange warmgehalten und hat an Geschmack verloren.

3. Der Geruch: Ein guter Glühwein riecht angenehm nach Wein, die Gewürze sind dezent im Hintergrund. Riecht es künstlich oder extrem süß, wird damit schlechter Wein oft überdeckt.
4. Die Zutaten: Wer auf Nummer sicher gehen will, schaut einfach auf die Infotafel am Stand. Werden Rebsorte, Anbaugebiet oder Weingut genannt, ist die Chance auf Qualität hoch. Steht nur „Glühwein“, ist Vorsicht geboten. Winzerglühwein ist meist die bessere Wahl, weil Winzer ihren Namen nicht für Billigware hergeben.
5. Die Temperatur: Glühwein darf nicht kochen! Ideal sind etwa 70 Grad. Zu heiß zerstört das Aroma und kann den Alkohol verflüchtigen.
6. Die Umgebung: Auch die Standhygiene verrät viel. Saubere Tassen, gepflegter Topf und ordentliche Bedienung sind Qualitätsmerkmale.

Glühwein richtig genießen: Weniger Zucker, mehr Wein
Und noch ein Tipp: Dort wo die Schlange am längsten ist, gibt’s meist den besten Glühwein. Qualität spricht sich schnell herum.



