Experte sagt voraus

Wichtig für alle Hobbygärtner: Kein Frost mehr im Mai – die Eisheiligen fallen aus!

Mamertus, Pankratius und Servatius haben lange Zeit das Gartenjahr diktiert. Doch ist 2024 wirklich Mitte Mai noch Frost zu erwarten? Ein Experte für Agrarmeteorologie klärt auf.

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Die Tomatenpflanzen jetzt schon im Freiland einpflanzen? Die Frostwahrscheinlichkeit im Mai ist äußerst gering.
Die Tomatenpflanzen jetzt schon im Freiland einpflanzen? Die Frostwahrscheinlichkeit im Mai ist äußerst gering.Imagebroker/imago

Bei Hobbygärtnern gibt es schon lange Streit darüber: Wann pflanzt man junge Tomatenpflanzen im Freiland in die Erde – vor oder nach den Eisheiligen? Ich bin ein Verfechter der Davor-Theorie. Schon Ende April, Anfang Mai habe ich meine Pflänzchen in den vergangenen Jahren in die Erde gebracht, nah an einer schützenden Hausmauer. Ergebnis: Meine Tomaten haben immer überlebt und waren früher reif. Jetzt unterstützt ein Meteorologe die Davor-Theorie.

Mamertus, Pankratius und Servatius haben lange Zeit das Gartenjahr diktiert. Die Eisheiligen sind für viele Gartenfreunde Gesetz: Erst wenn die Gedenktage zu Ehren von fünf Heiliggesprochenen Mitte Mai vorüber sind, ist in Deutschland die Gefahr von Frösten gebannt – so sagt man. Und erst dann kann man auch kälteempfindliche Pflanzen aussäen, aussetzen oder aus dem Winterlager holen.

Agrarmeteorologe: Der Klimawandel macht die Eisheiligen hinfällig

In Norddeutschland gelten Mamertus, Pankratius und Servatius (aufeinanderfolgend 11. bis 13. Mai) als Eisheilige. Im Süden und Südosten des Landes werden neben Pankratius und Servatius Bonifatius (14. Mai) und die „Kalte Sofia“ (15. Mai) dazu gezählt.

Aber was ist dran, an den biblischen Wegweisern? Stimmen sie wirklich und vor allem immer noch? „Die Eisheiligen waren vor ein paar Jahrzehnten, also bevor der Klimawandel deutlich spürbar wurde, in vielen Regionen Deutschlands ein guter grober Richtwert“, so Experte für Agrarmeteorologie Andreas Brömser vom Deutschen Wetterdienst.

Viele pflanzen Tomaten- und andere Pflanzen erst nach den Eisheiligen im Freiland ein. Doch die Fröste sind höchstwahrscheinlich schon vorbei.
Viele pflanzen Tomaten- und andere Pflanzen erst nach den Eisheiligen im Freiland ein. Doch die Fröste sind höchstwahrscheinlich schon vorbei.Imagebroker/imago

Ob und wann noch Fröste zu erwarten waren, hing aber immer schon stark von der geografischen Lage innerhalb Deutschlands ab. Während im milden Tiefland des Westens und Nordwestens Frost in der ersten Maihälfte früher selten war, musste man in höher gelegenen Tälern der Mittelgebirge auch in der zweiten Maihälfte noch mit Frösten rechnen, in einzelnen „Frostlöchern“, wie etwa in hoch gelegenen Tälern und Senken der Schwäbischen Alb sogar noch Anfang Juni.

Inzwischen dürften die Eisheiligen allerdings hinfällig sein. Denn: Die Frostgrenze verschiebt sich mit dem Klimawandel weiter nach vorn. „Wenn man die 30-jährigen klimatologischen Referenzzeiträume 1961-1990 und 1991-2020 vergleicht, gehe ich von einer Verfrühung von sieben bis zehn Tagen aus“, so Brömser. Eine statistische Auswertung gebe es jedoch bisher nicht.

Mutige Hobbygärtner können also durchaus riskieren, früher mit dem Pflanzen loszulegen. Denn: „In den typischerweise milden Lagen Deutschlands liegt die Spätfrostwahrscheinlichkeit ab Anfang Mai bei unter 10 Prozent“, erklärt der Experte.

Und was sagt der Wetterbericht für Berlin und Brandenburg voraus? Tomatenfreundliches Wetter! Mit am Sonnabend 19 Grad und am Sonntag 22 Grad ist der Frühling zurück. Nächste Woche klettern die Temperaturen sogar bis auf sommerliche 27 Grad. In den nächsten 14 Tagen sagt der Wetterbericht keine Temperaturen von unter 16 Grad mehr voraus. Und in den Gartenmärkten gibt es schon die ersten Tomatenpflanzen ...  ■