Weg damit oder noch mal erhitzen?

Darf ich Wasser im Wasserkocher zweimal aufkochen? Davor warnen Experten

Der halbe Liter von gestern im Wasserkocher ergäbe noch mal ein paar Tässchen Tee. Halb Deutschland zapft lieber frisches Wasser am Hahn, kippt das alte weg.

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Halb Deutschland zapft lieber frisches Wasser am Hahn, kippt das alte weg.
Halb Deutschland zapft lieber frisches Wasser am Hahn, kippt das alte weg.ingimage/Imago

Der halbe Liter von gestern im Wasserkocher ergäbe noch mal ein paar Tässchen Tee. Halb Deutschland zapft lieber frisches Wasser am Hahn, kippt das alte weg. Kein Wunder, steht doch in den Anleitungen vieler Wasserkocher, dass das Wasser nicht erneut erhitzt werden sollte. Doch ist es wirklich gefährlich, Wasser ein zweites Mal aufzukochen?

Der erste elektrische Wasserkocher wurde 1893 auf der Weltausstellung in Chicago gezeigt. Von da trat er seine Erfolgsreise um die Welt an. Kein Wunder, gibt es doch keine schnellere und bequemere Möglichkeit, Wasser aufzukochen.

Was passiert beim Wasserkochen?

Beim Kochen lösen sich Gase wie Sauerstoff und Kohlendioxid aus dem Wasser, dadurch sinkt der Gehalt von Calcium und Magnesium und Kalk setzt sich am Boden des Wasserkochers ab. All diese Prozesse haben keinerlei Auswirkungen auf den Konsumenten. Es ändert sich nur die chemische Zusammensetzung des Wassers. Kochen Sie das Wasser erneut auf, passiert nicht mehr viel. Das Wasser bleibt, wie es nach dem ersten Kochvorgang schon war. Erst, wenn das Wasser mehrere Stunden unberührt im Wasserkocher steht, kann es sich verändern.

Ist das erneute Aufkochen gefährlich?

Aus Sicht des Fresenius-Instituts ist das neuerliche Aufkochen kein Problem. Die Sorge vor Nickel und Bisphenol A aus dem Gerät sei unbegründet, teilte das Institut mit. Wichtig sei aber, dass Geräte das GS-Siegel trügen. Auch bei der Angst vor Bakterien gibt das Institut Entwarnung: Zwar gebe es Keime aus der Umwelt, die sich über längere Zeiträume hinweg in Wasserkochern vermehren könnten. Durch erneutes Aufkochen würden diese in der Regel aber abgetötet, hieß es.

Zu geschmacklicher Beeinträchtigung gebe es keine wissenschaftlichen Belege. Die Bilanz für das Institut: „Die Angst vor abgestandenem Kochwasser ist ein Relikt aus der Zeit der Tauchsieder und Teekessel.“

Wasser aus dem Wasserkocher erneut aufzukochen, ist ungefährlich.
Wasser aus dem Wasserkocher erneut aufzukochen, ist ungefährlich.Panthermedia/Imago

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) kam in einer Untersuchung zu Metallen aus Küchengeräten von 2015 zu dem Ergebnis, dass aus Wasserkochern nur geringe Mengen, deutlich unter vorgeschlagenen Grenzwerten, freigesetzt wurden. Auch wenn nur elf Kocher auf dem Prüfstand waren: Damit schnitten diese Geräte deutlich besser ab als Kaffeemaschinen, die insbesondere nach dem Entkalken Blei freisetzten.

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Vorsicht, Allergie-Gefahr: Ersetzen Sie altes Wasser lieber durch frisches!

Doch warum warnen nun Hersteller davor, Wasser erneut aufzukochen? Befindet sich Wasser über einen längeren Zeitraum in dem Wasserkocher, kann es passieren, dass sich toxische Rückstände des Materials lösen und im Wasser sammeln. Bei einem Edelstahlkocher können sich beispielsweise Spuren von Nickel ansammeln und bei Personen mit einer Unverträglichkeit zu allergischen Reaktionen führen. Mit der Warnung vor dem erneuten Aufkochen sichern sich die Hersteller der Geräte also ab.

Anja Schwengel-Exner von der Verbraucherzentrale Bayern ist sich sicher, dass einem gesunden Erwachsenen etwas abgestandenes Wasser nichts anhaben kann. Vorerkrankte Menschen, Allergiker, Säuglinge oder ältere Menschen sollten allerdings vorsichtig sein und darauf achten, frisches Wasser zu verwenden. Um ganz sicherzugehen, verwenden Sie das übriggebliebene Wasser für andere Zwecke.

Abgekochtes Wasser nicht wegschütten!

„Nutzen Sie das übriggebliebene Wasser zum Blumengießen oder füllen Sie es ins Bügeleisen. Dadurch, dass das Wasser bereits einmal aufgekocht wurde, ist es schon etwas weicher und somit ideal zum Bügeln“, rät Anja Schwengel-Exner von der Verbraucherzentrale Bayern. ■

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