Wenn Silvester um Mitternacht die Korken knallen, stehen viele vor derselben Frage: Was kommt ins Glas – Champagner, Sekt oder doch Prosecco? Der Berliner KURIER hat bei einer Schaumwein-Expertin nachgefragt.
Champagner, Sekt oder Prosecco – was steckt wirklich dahinter?
„Champagner und Prosecco sind herkunftsgeschützte Begriffe“, erklärt Yvonne Heistermann, Präsidentin der Sommelier-Union Deutschland. Champagner darf ausschließlich aus der französischen Champagne stammen. Prosecco kommt aus Norditalien, genauer gesagt aus Venetien und Friaul-Julisch Venetien, und kann sowohl prickelnd als auch still sein. Sekt hingegen ist nicht an eine bestimmte Region gebunden und wird vor allem in Deutschland, Österreich und Südtirol produziert.
„Erlaubt ist Silvester grundsätzlich, was schmeckt“, sagt Heistermann, empfiehlt für den Jahreswechsel aber besonders deutschen Winzersekt. „Die Qualität hat in den vergangenen Jahrzehnten enorm zugelegt – viele Sekte bewegen sich heute durchaus auf Augenhöhe mit Champagner.“
Gute Qualität muss nicht teuer sein
Wer auf ein gutes Preis-Genuss-Verhältnis achtet, wird laut Expertin auch da bei Winzersekten fündig. „Hochwertige Winzersekte sind im Weinfachhandel oder in gut sortierten Supermärkten oft schon für unter 20 Euro erhältlich“, sagt Heistermann. Als attraktive Alternativen nennt sie außerdem Crémants aus Frankreich sowie hochwertige Schaumweine aus der Schweiz.
Worauf Sie beim Kauf achten sollten
Beim Kauf lohnt sich ein genauer Blick auf das Etikett. Begriffe wie „klassische Flaschengärung“, „traditionelles Verfahren“ oder die Bezeichnung „Winzersekt“ sind verlässliche Hinweise auf Qualität. Wichtig sind außerdem Herkunft, Alkoholgehalt, Herstellerangabe und die Geschmacksrichtung.
Extrem günstiger Sekt wird häufig sehr schnell produziert und kommt schon nach wenigen Monaten in den Verkauf. Die chemischen Prozesse der Gärung sind dann oft noch nicht vollständig abgeschlossen. Dazu kommen grobe Kohlensäure und meist ein höherer Zuckergehalt. Das führt dazu, dass der Alkohol schneller ins Blut geht und den Körper stärker belastet – Kopfschmerzen am nächsten Morgen inklusive. Hochwertiger Winzersekt muss mindestens neun Monate reifen, wirkt ausgewogener und ist für den Kopf meist deutlich bekömmlicher.

Auf Sekt, Prosecco und Champagner wird in Deutschland weiterhin eine eigene Schaumweinsteuer erhoben. Eingeführt wurde sie zu Beginn des 20. Jahrhunderts – ursprünglich zur Finanzierung der kaiserlichen Kriegsflotte. Die Steuer hat den Untergang des Kaiserreichs überlebt und spült dem Staat bis heute erhebliche Einnahmen in die Kasse. Der Staat verdient an jeder einzelnen 0,75-Liter-Flasche Schaumwein 1,02 Cent. Allein für das Jahr 2024 sind das laut Statistischem Bundesamt rund 352 Millionen Euro durch die Schaumweinsteuer.
Der richtige Begleiter zu Raclette und Fondue
Nicht nur zum Anstoßen um Mitternacht eignet sich Schaumwein, auch zu Raclette oder Fondue ist er laut Expertin eine ideale Begleitung. Yvonne Heistermann rät dabei zu jungen, frischen Sekten: „Ein Rieslingsekt mit lebendiger Säure gleicht die Üppigkeit der Käsegerichte hervorragend aus.“ Als besonderen Geheimtipp nennt sie Sparkling Sake – ein prickelnder Trend aus Japan. Serviert werden sollte Schaumwein gut gekühlt bei sechs bis acht Grad, da er sich im Glas schnell auf die idealen zehn bis zwölf Grad erwärmt.

