Es klingt wie aus einem dystopischen Thriller – doch es ist längst Realität: Immer mehr Mädchen und Frauen entdecken ihr Gesicht in pornografischen Videos, die sie nie gedreht haben. Möglich macht das eine perfide Technologie: sogenannte Deepfakes. Was sich harmlos anhört, ist in Wahrheit ein digitaler Albtraum. Und der kann jeden treffen – auch Sie.
Albtraum auf Knopfdruck: Wenn KI das Gesicht für Pornos klaut
Stellen Sie sich vor, Sie surfen im Internet – und stoßen plötzlich auf ein Video, das Ihnen den Boden unter den Füßen wegzieht. Es zeigt eine nackte Frau, die eindeutig nicht Sie ist – aber Ihr Gesicht trägt. Perfekt montiert, realistisch animiert, scheinbar echt. Willkommen in der Welt der Deepfake-Pornos!
Was klingt wie Science-Fiction, ist heute per App möglich – in Minuten, mit wenigen Mausklicks. Täter schnappen sich harmlose Fotos aus sozialen Medien, montieren das Gesicht auf pornografisches Material – und setzen es gezielt ein, um zu erniedrigen, zu bedrohen oder zu erpressen. Die Opfer? In 90 Prozent der Fälle sind es Frauen.
KI-Pornos: Ein digitaler Übergriff
„Es ist, als würde man ein zweites Mal missbraucht“, sagt eine Betroffene. Was bleibt, ist ein Gefühl von Kontrollverlust – über den eigenen Körper, die eigene Würde. Denn obwohl nichts „wirklich“ passiert ist, wirkt das Ergebnis echt. Verstörend echt. Und das Netz vergisst nicht.
Die KI macht’s möglich – und das ohne jedes technische Genie. Ein öffentliches Selfie reicht oft schon aus. Besonders perfide: Minderjährige sind nicht ausgenommen. Selbst Mädchen im Teenageralter tauchen immer öfter in solchen Clips auf. Ohne Wissen, ohne Zustimmung – dafür mit maximalem Schaden.

Gesetze? Lückenhaft. Schutz? Kaum vorhanden.
Klar ist: Solche Videos sind illegal. Doch die Gesetzeslage hinkt dramatisch hinterher. Es fehlt an klaren Regeln für die digitalen Nachbildungen. Zwar können Rechte am eigenen Bild verletzt sein, vielleicht liegt sogar eine Beleidigung vor – aber der rechtliche Hebel greift zu oft ins Leere.
Selbst wenn Täter gefasst werden, sind Strafen selten. Zu anonym, zu schwer nachzuverfolgen, zu unkonkret die Gesetzeslage. Die Ampelregierung hatte kürzlich die Chance auf einen neuen Straftatbestand – und ließ sie verstreichen. Für Betroffene bedeutet das: kämpfen, anzeigen, hoffen.
Was können Sie tun, wenn Sie betroffen sind?
Was also kann man tun, wenn das eigene Gesicht für KI-Pornos missbraucht wird? Ganz wichtig: Bleiben Sie nicht still. Auch nicht aus Scharm. Wenden Sie sich an die Polizei, sichern Sie Beweise, melden Sie die Inhalte bei den Plattformen. Organisationen wie HateAid unterstützen bei rechtlichen Schritten. Wichtig ist: Lassen Sie sich nicht einschüchtern. Sie sind nicht schuld – sondern Opfer eines kriminellen Angriffs.
Auch Zivilklagen sind möglich, wenn der Täter bekannt ist. Doch selbst wenn es nicht zur Anzeige reicht, ist jeder Schritt ein Signal: Ich lasse mir mein Gesicht nicht stehlen.
Wie können wir uns vor KI-Pornos schützen?
Vollkommenen Schutz gibt es übrigens nicht – aber Aufklärung ist ein erster Schritt. Teilen Sie keine allzu privaten Bilder. Überprüfen Sie Ihre Privatsphäre-Einstellungen. Und vor allem: Nehmen Sie das Thema ernst – auch wenn Sie glauben, „mir passiert sowas doch nicht“.
Experten fordern strengere Gesetze, härtere Strafen und eine deutlich größere Verantwortung der Plattformen. Warum kann YouTube ein Musikvideo in Sekunden sperren, aber Deepfakes tagelang online lassen? Es braucht mehr Druck – und mehr Öffentlichkeit. ■