Dating-Apps boomen, alternative Beziehungsmodelle sind gesellschaftlich akzeptierter denn je, und doch haben Singles in Deutschland immer weniger Sex. Das ist das Ergebnis einer aktuellen repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Norstat im Auftrag des Magazins PLAYBOY. Sie zeigt: Die sexuelle Unzufriedenheit unter Alleinstehenden ist deutlich höher als bei Menschen in festen Partnerschaften.
Sexuelle Zufriedenheit: Singles sind unglücklicher
Laut der Umfrage sind 59 Prozent der Menschen in Beziehungen mit ihrem Sexleben zufrieden oder sehr zufrieden. Bei Singles hingegen sind es nur 33,5 Prozent. Fast die Hälfte der alleinstehenden Befragten (44 Prozent) gibt an, eher bis gänzlich unzufrieden mit ihrem Sexleben zu sein. Zum Vergleich: Dies trifft nur auf 19 Prozent der Paare zu.
Häufigkeit macht den Unterschied
Ein wesentlicher Grund für die Unzufriedenheit dürfte die Frequenz des Liebeslebens sein. Während 74 Prozent der Liierten angeben, mehrmals im Monat Sex zu haben, trifft dies nur auf 26 Prozent der Singles zu. Noch drastischer: Fast die Hälfte der Alleinstehenden (49 Prozent) berichtet, seltener als einmal im Jahr Sex zu haben. Zum Vergleich: In festen Partnerschaften sind es lediglich neun Prozent, die so selten intim werden.
Besonders Single-Männer leiden unter Enthaltsamkeit
Männer trifft die Flaute besonders hart: Nur 27 Prozent der Single-Männer sind mit ihrem Sexleben zufrieden. Immerhin 40 Prozent der Single-Frauen bezeichnen sich als zufrieden. Selbst die unter 30-Jährigen, die als besonders dating-aktiv gelten, sind nicht besser gestellt: 45 Prozent von ihnen geben an, seltener als einmal pro Jahr Sex zu haben.
Warum bleibt das Bett leer?
Die Ursachen für diese Entwicklung sind vielfältig. Laut Umfrage empfinden 21 Prozent der Singles das Dating heute als zunehmend unverbindlich. Dates führten seltener zu festen Beziehungen oder stabilen sexuellen Begegnungen. Zudem beklagen 16 Prozent der Singles, dass der digitale Datingmarkt mit seinen zahllosen Möglichkeiten unübersichtlich geworden sei.
Interessanterweise bleibt die klassische monogame Zweierbeziehung weiterhin die bevorzugte Beziehungsform: 76 Prozent der Singles streben sie an, während 89 Prozent der Paare sie bereits leben. Offene Beziehungen (acht Prozent) oder polyamore Modelle (drei Prozent) sind dagegen kaum verbreitet.

Sprechen hilft – aber nicht immer
Erstaunlich ist, dass Paare heute offener über ihre sexuellen Bedürfnisse sprechen als früher. 26 Prozent der Liierten geben an, dass eine erfüllende Sexualität in der Beziehung einfacher geworden sei. Doch für Singles scheint genau diese Offenheit zu fehlen: 38,5 Prozent vermissen beim Dating das nötige Vertrauen und die emotionale Basis, um über ihre sexuellen Wünsche zu sprechen.
Das Fazit: Mehr Angebote, aber weniger Zufriedenheit
Die Umfrage zeigt: Trotz technischer und gesellschaftlicher Fortschritte klafft die Schere zwischen theoretischen Möglichkeiten und realer sexueller Zufriedenheit immer weiter auseinander. Singles haben nicht nur seltener Sex als Paare, sondern sind auch deutlich unglücklicher mit ihrem Liebesleben. Unverbindliches Dating, eine unübersichtliche Auswahl und fehlende emotionale Bindung dürften dabei eine Rolle spielen.
Ob sich dieser Trend in Zukunft ändert oder ob das Single-Dasein immer mehr mit Enthaltsamkeit gleichzusetzen ist, bleibt abzuwarten.