US-Kunden bekamen es schon im Januar mit: Eine Pflanzenkrankheit und zwei Hurricans sorgten für die schlechteste Orangenernte seit Jahrzehnten – und für teuren Orangensaft.
US-Kunden bekamen es schon im Januar mit: Eine Pflanzenkrankheit und zwei Hurricans sorgten für die schlechteste Orangenernte seit Jahrzehnten – und für teuren Orangensaft. Joe Raedle/Getty Images/AFP

Sieben Liter Orangensaft kippt sich jeder Deutsche statistisch pro Jahr hinter die Binde. Er ist der am stärksten nachgefragte Fruchtsaft. Das könnte sich bald ändern: Einerseits wird der Saft knapp, andererseits (und deshalb) teurer.  Denn wegen schlechter Ernten, einer in Florida grassierenden Pflanzenkrankheit und zwei Hurrikans ist Orangensaft derzeit weltweit so knapp wie lange nicht mehr. Kleiner Trost: Bei frischen Orangen sieht es etwas besser aus.

Die Saftbranche leide unter schlechten Ernten in zahlreichen Regionen und sinkenden Vorräten an Orangensaftkonzentrat im wichtigsten Lieferland Brasilien, sagte der Geschäftsführer des Verbands der deutschen Fruchtsaft-Industrie (VdF), Klaus Heitlinger. An der Warenterminbörse in den USA sei Orangensaftkonzentrat derzeit um ein Mehrfaches teurer als üblich. „Die Ware ist knapp und die Rohstoffkosten steigen. Das heißt: Auch die Verbraucher müssen sich darauf einstellen, dass Orangensaft teurer wird.“

Markt für O-Saft-Konzentrat ist ausgetrocknet

Der Chef des Saftherstellers Valensina, Tino Mocken, malt ein düsteres Bild der Lage. Die Preise für Orangensaftkonzentrat lägen auf Rekordniveau. Schlimmer noch: Es gebe aktuell nichts zu kaufen, die Märkte seien wie leer gefegt.

Wer selber presst, muss keine Knappheit beim Orangensaft fürchten.
Wer selber presst, muss keine Knappheit beim Orangensaft fürchten. imago/Westend61

Boris Voelkel, Einkaufschef beim Bio-Saft-Spezialisten Voelkel, sieht keine rasche Besserung. „Wir haben es immer mehr mit Wetterextremen zu tun – wie Dürren in Italien und Spanien. Das wird sich weiter zuspitzen.“ In der Vergangenheit habe es bei ähnlichen Preisausschlägen bei Zitronensaft oder bei Himbeeren oft längere Zeit gedauert, bis die Preise wieder deutlich gesunken seien.

Nach dem jüngsten Marktbericht des US-Landwirtschaftsministeriums dürfte die weltweite Orangenproduktion im Wirtschaftsjahr 2022/23 um 5 Prozent unter dem Vorjahresniveau liegen. Besonders stark seien die Einbrüche in den USA, wo die Produktion sogar auf den niedrigsten Stand seit mehr als 56 Jahren fallen dürfte, prognostizierten die Experten.

Hurrikans verwüsteten Orangenplantagen in Florida

Hauptgründe dafür seien die Ausbreitung der Pflanzenkrankheit „Citrus Greening“ und die Auswirkungen von zwei Hurrikans auf die Erntemengen in Florida. Aber auch in Brasilien, dem größten Erzeugerland für Orangen, und in Europa habe schlechtes Wetter die Erntemengen negativ beeinflusst.

Die weltweite Orangensaftproduktion dürfte nach den Schätzungen des US-Ministeriums sogar um 7 Prozent sinken. Die Lagerbestände bei Orangensaftkonzentraten seien in Brasilien, von wo 90 Prozent der EU-Importe stammen, so niedrig wie selten zuvor.

Frische Orangen sind nicht knapp

Doch gibt es auch eine gute Nachricht für die Orangenfans: Bei frischen Orangen seht die Marktsituation nach Angaben der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI) deutlich besser aus als bei Saftkonzentrat. Denn die Märkte für Saftkonzentrat und für Frischware sind sauber voneinander getrennt.

Rund 90 Prozent des Orangensaftkonzentrats für die EU kommen aus Brasilien. Die frischen Orangen im Supermarkt stammen dagegen im Winter in der Regel aus der Mittelmeerregion, im Sommer häufig aus Südafrika.

„Im Moment gibt es keine Knappheit bei frischen Orangen. Das Angebot ist wegen der Trockenheit in Spanien nicht besonders reichlich, aber es ist nicht wirklich knapp“, sagte AMI-Expertin Gabriele Held. Wer Orangen kaufen wolle, bekomme sie, wenn auch zu Preisen etwas über dem Vorjahresniveau.