Unglück bei Kertsch

Umweltkatastrophe droht: Zwei russische Öltanker vor Krim in Seenot

Die Schiffe sollen bei schwerer See havariert sein. Eines der Schiffe soll dabei durchgebrochen sein. Rettungsarbeiten laufen, aber viel Öl ist bereits ausgelaufen.

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Die beiden russischen Öltanker gerieten vor der Krim in Seenot. Einer soll dabei entzweigebrochen sein.
Die beiden russischen Öltanker gerieten vor der Krim in Seenot. Einer soll dabei entzweigebrochen sein.X/Igor Sushko

Öl-Schock vor der Krim! Vor der von Russland besetzten ukrainischen Halbinsel Krim sind zwei russische Öltanker in Seenot geraten. Eins der Schiffe sei auf eine Sandbank aufgelaufen, das zweite drifte führerlos, teilte der russische Zivilschutz mit. Zwei Hubschrauber und zwei Schleppschiffe seien zur Rettung der Mannschaften im Einsatz. Auch Öl lief aus. Umweltschützer warnen nun vor den Folgen des Schiffsunfalls. 

Augenzeugen berichten, dass einer der Tanker in der Mitte durchgebrochen sei - ein entsprechendes Video ist auch im Netz zu sehen. Die Behörden haben inzwischen den Austritt von einer größeren Ölmenge ins Meer bestätigt. „Infolge des Unfalls kam es zu einem Auslaufen von Ölprodukten“, heißt es in einem Bericht der zuständigen Flottenverwaltung Rosmorichflot.

Öltanker vor Krim in Seenot geraten

Der Vorfall ereignete sich demnach bei schwerer See in der Meerenge von Kertsch zwischen dem russischen Festland und der ukrainischen Krim. Die Meerenge trennt zudem das Schwarze Meer vom Asowschen Meer. Auf der Krim wurde eine Sturmwarnung ausgegeben.

Laut Berichten soll es sich bei den Schiffen um die Öltanker Volgoneft 212 und Volgoneft 239 handeln. Die Volgoneft 212 soll dabei gegen 10 Uhr deutscher Zeit auf eine Sandbank gelaufen sein. Durch den schweren Seegang sei dann der Bug abgebrochen. Videos in den sozialen Netzwerken sollen zeigen, wie das Schiff havariert ist und die Besatzung eines anderen Schiffes die Hafenbehörden informiert. Dabei ragt der Bug des Schiffes steil gen Himmel und wird immer wieder von heftigen Wellen getroffen. Die See um den Bug herum ist dabei zum Teil schwarz durch ausgelaufenes Öl.

Die Volgoneft 239 soll dann eine Stunde später beschädigt worden sein und treibt laut russischen Medien nun führerlos in der See.

Mindestens ein Toter bei Bergung – Rettung des zweiten Schiffes unklar

An Bord der beiden 132 und 136 Meter langen Schiffe befanden sich 14 beziehungsweise 15 Crewmitglieder, heißt es. Von der Volgoneft 212 konnten 13 Besatzungsmitglieder gerettet werden. Eine Person starb. Bisher gibt es keine Informationen über die Rettungsaktion an dem anderen Schiff.

Ebenfalls bisher unklar ist, ob die Schiffe möglicherweise zu einer Schattenflotte von mehr als 1400 russischen Schiffen gehören könnten. Russland betreibt ein Netz von Öltankern, die nicht von internationalen Versicherern abgesichert sind. Viele davon dienen dabei der Umgehung der internationalen Sanktionen, die gegen Russland wegen des Angriffs auf die Ukraine verhängt wurden. Die oft schrottreifen Schiffe sollen dabei auch immer wieder für Öllecks verantwortlich sein, wie eine Recherche von Politico und anderen Medien ergab. Laut den Daten auf Schiffsportalen wurde die Volgoneft 212 im Jahr 1969 gebaut. Die Volgoneft 239 soll 1973 fertiggestellt worden sein.

Greenpeace erinnert an ähnlichen Vorfall

Laut Angaben der Umweltschutzorganisation Greenpeace wird die Ökologie der Region noch viele Jahre lang beeinträchtigt sein.  Die Naturschützer erinnerten gegenüber Radio Svoboda, dem ukrainischen Ableger von Radio Free Europe/Radio Liberty daran, dass es bereits im Jahr 2008 zu einem ähnlichen Vorfall kam. Auch damals sei ein ähnlicher Tanker in der Nähe gesunken. 1500 Tonnen Öl liefen damals aus.

„Infolgedessen wurden Dutzende von Kilometern der Küste auf beiden Seiten der Meerenge verschmutzt“, so Natalia Hozak, Direktorin von Greenpeace Ukraine. „An der Küste bildeten sich große Ölteppiche, die beseitigt werden mussten. Sie beeinträchtigen das gesamte Leben im Meer.“, betonte sie. Beim derzeitigen Unfall könnten bis zu 8500 Tonnen ausgelaufen sein.

Laut Gozak ist eine der Ursachen für die Katastrophe Russlands Krieg gegen die Ukraine ist. „Offensichtlich handelt es sich um Treibstoff für Kriegsschiffe“, so Hozak. ■