Streit über Öffnung der Schulen : Gibt es bald Unterricht in Messehallen?
Bundesländer wollen nach den Sommerferien wieder möglichst einen Normalbetrieb in Schulen

Wie könnte der Unterricht an Deutschlands Schulen nach den Sommerferien aussehen? Der Streit um das Tempo der Schulöffnungen ist voll entbrannt, seitdem mehrere Bundesländer ankündigten, dass zumindest an Grundschulen die Schüler bald nicht mehr getrennt, sondern wieder in voller Klassenstärke unterrichtet werden sollen. Auch die Frage, ob es wenigstens nach den Sommerferien an den Schulen wieder halbwegs normal weitergehen soll, bleibt umstritten.
„Wenn möglich, soll nach den Sommerferien ein Normalbetrieb in den Schulen stattfinden“, fasst die Präsidentin der Kultusministerkonferenz der Länder, Stefanie Hubig (SPD), in der „taz“ den Wunsch in allen Bundesländern zusammen, zu stärkerer Normalität zurückzukehren. „Wir werden uns zu Beginn der nächsten Woche austauschen.“
Sommerferien für Schulungen nutzen?
Der Vorsitzende des Bundeselternrats, Stephan Wassmuth, schlägt gegenüber der Funke-Mediengruppe etwa Vereinshäuser oder Tagungszentren, Kongressräume in Hotels oder sogar Messehallen als zusätzliche Räumlichkeiten vor, um Abstandsregeln einhalten zu können. Die Schulträger sollten bereits jetzt solche Ausweichlösungen einplanen, damit die Schulen nach den Sommerferien mit mehr Platz starten könnten. „Wir rechnen damit, dass es an den meisten Schulen eine Mischung aus Präsenzunterricht und digitalem Fernunterricht geben wird.“ Wassmuth forderte, die nächsten Wochen zu nutzen, um die Lehrer dafür fit zu machen: „Damit sämtliche Lehrer in der Lage sind, mit digitalen Systemen umzugehen und online zu unterrichten, sollten die Sommerferien für Schulungen genutzt werden.“
Lehrerverbands-Präsident Heinz-Peter Meidinger mahnte eine besondere Förderung benachteiligter Kinder an: „Es gibt Kinder, die haben keinerlei Defizite, und es gibt andere, bei denen war acht Wochen lang praktisch Sendepause.“ Wichtig sei, dass es nach den Sommerferien für leistungsschwache, benachteiligte Kinder eine systematische Förderung gebe. „Sollte es weiterhin einen Wechsel von Präsenzunterricht und digitalem Fernunterricht geben, sollten diese Kinder davon ausgenommen werden. Sie brauchen permanenten Präsenzunterricht, um nicht weiter zurückzufallen.“
Sachsen hatte als erstes Bundesland Grundschulen und Kitas im eingeschränkten Regelbetrieb wieder geöffnet. Statt auf kleine Gruppen und Abstandsregeln zu setzen, werden Gruppen und Klassen voneinander getrennt. Schleswig-Holstein hatte nun am Mittwoch ebenfalls entschieden, dass dort alle Grundschüler ab dem 8. Juni wieder zur Schule gehen sollen - ohne Abstandsregeln. Ab Mitte Juni peilt auch Sachsen-Anhalt für Grundschüler einen Betrieb in gesamter Klassenstärke an. In Baden-Württemberg ist das ab Ende Juni geplant.