Schikane durch Regime

Putin-Kritiker: Leiche von Alexej Nawalny an Mutter übergeben

Seit einer Woche ließen die Behörden des Putin-Regimes die Familie des verstorbenen Oppositionellen über das Schicksal der Leiche im Unklaren. Nun wurde sie übergeben.

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Gedenken an toten Putin-Kritiker: Leiche von Alexej Nawalny wurde an dessen Mutter übergeben.
Gedenken an toten Putin-Kritiker: Leiche von Alexej Nawalny wurde an dessen Mutter übergeben.Kirsty Wigglesworth/AP/dpa

Seit einer Woche wurde der Familie des verstorbenen Putin-Kritikers Alexej Nawalny die Herausgabe von dessen Leiche verweigert. Nun wurde sie dessen Mutter übergeben.

„Alexejs Leiche ist seiner Mutter übergeben worden“, erklärte Nawalnys Sprecherin Kira Jarmisch am Samstag im Onlinedienst X, ehemals Twitter. Der russische Ex-Präsident Dmitri Medwedew kündigte derweil Rache an für die jüngsten Sanktionen des Westens im Zusammenhang mit Nawalnys Tod.

 Die Mutter des in Haft gestorbenen Kremlgegners Nawalny, Ljudmila Nawalnaja vor dem Straflager in dem ihr Sohn gestorben sein soll.
Die Mutter des in Haft gestorbenen Kremlgegners Nawalny, Ljudmila Nawalnaja vor dem Straflager in dem ihr Sohn gestorben sein soll.Uncredited/Navalny Team/AP/dpa

Schikane der Nawalny-Familie durch Putin-Regime

Jarmisch dankte allen, die die Freigabe des Leichnams „mit uns gefordert haben“. Zehntausende Russen hatten eine entsprechende Petition unterschrieben, Persönlichkeiten aus dem Kulturbereich veröffentlichten Videobotschaften mit der Forderung.

Der Tod des seit Jahren in Russland inhaftierten Nawalny war am Freitag vergangener Woche bekannt gegeben geworden. Er starb in einem Straflager am Polarkreis im Alter von 47 Jahren. Viele Oppositionelle vermuten, dass er gezielt getötet wurde. So hatte das Putin Regime bereits mehrfach versucht, den prominenten Kritiker zu ermorden.

Nawalnys Mutter Ljudmila Nawalnaja hatte erst am Donnerstag Zugang zu dessen Leiche erhalten. Seine Witwe Julia hatte dem russischen Präsidenten Wladimir Putin noch am Samstag in einer Videobotschaft vorgeworfen, die Leiche ihres in der Haft gestorbenen Mannes als „Geisel“ genommen zu haben. „Ihr habt ihn zu Lebzeiten gefoltert, jetzt foltert ihr ihn nach seinem Tod“, sagte Julia Nawalnaja.

Alexej Nawalny bei einem Prozess im Februar 2021 in Moskau. Oppositionelle vermuten, dass er vom Putin-Regime gezielt getötet wurde.
Alexej Nawalny bei einem Prozess im Februar 2021 in Moskau. Oppositionelle vermuten, dass er vom Putin-Regime gezielt getötet wurde.Uncredited/Moscow City Court/AP/dpa

Russische Behörden befürchten Massenkundgebungen von Regimekritikern

Jarmisch zufolge drohten russische Ermittler damit, die Leiche Nawalnys auf dem Gelände der Strafkolonie zu begraben, in der er gestorben ist, wenn seine Familie einer geheimen Beerdigung nicht zustimme.

Sie wisse noch nicht, ob „die Behörden verhindern werden, dass der Ablauf (der Trauerfeier) so abläuft, wie die Familie es wünscht und wie Alexej es verdient“, erklärte Jarmisch weiter. Ljudmila Nawalnaja befinde sich weiterhin in der Stadt Salechard in der Nähe des Gefängnisses, in dem ihr Sohn gestorben war, gab sie an.

Beobachtern zufolge befürchtet der Kreml, dass eine öffentliche Beerdigung zu einem Großereignis werden könnte. In den 2010er Jahren, vor den massivsten Repressionen, war es Nawalny gelungen, vor allem in Moskau Massen zu mobilisieren. Mitte März sind in Russland Präsidentschaftswahlen angesetzt. Der erneute Wahlsieg Putins steht bereits jetzt so gut wie fest, da er keine ernsthafte Konkurrenz hat.

Ex-Präsident Medwedew wütet gegen Russland-Sanktionen

Der frühere russische Präsident Medwedew reagierte derweil mit scharfen Worten auf die neuen westlichen Sanktionen im Zusammenhang mit Nawalnys Tod. „Wir müssen uns daran erinnern und uns an ihnen rächen, wo immer es möglich ist. Sie sind unsere Feinde“, schrieb der stellvertretende Vorsitzende des russischen Sicherheitsrats am Samstag im Onlinedienst Telegram. Medwedew rief zudem dazu auf, in westlichen Ländern verdeckte Operationen auszuführen. Er sprach von „Aktivitäten einer bestimmten Art, über die man nicht öffentlich reden kann“.

Die USA hatten am Freitag anlässlich des zweiten Jahrestags der russischen Offensive in der Ukraine und im Zusammenhang mit dem Tod Nawalnys neue massive Sanktionen gegen Moskau verkündet. Zuvor hatte auch die EU ein neues Sanktionspaket angekündigt.

Nach Angaben von Nawalnys Team verweist die Sterbeurkunde indes auf eine „natürliche“ Todesursache - was die Anhänger des Oppositionspolitikers zurückweisen. Das Team hat am Freitag Polizisten, Militärs und Mitglieder der Sicherheitsdienst aufgerufen, ihnen jede Informationen über den „Mord“ mitzuteilen. Im Austausch „versprechen wir eine Belohnung von 20.000 Euro und die Organisation ihrer Ausreise aus dem Land, wenn Sie es wünschen“, hieß es.