Wird Kaffee trinken zum Luxusvergnügen? Zumindest müssen sich Kaffeetrinker fürs kommende Jahr auf stark steigende Preise einstellen. Denn die Bohnenpreise explodieren. Die weit verbreitete Sorte Arabica wird an der New Yorker Rohstoffbörse so hoch gehandelt wie seit fast 50 Jahren nicht mehr.
Kaffeetrinker müssen für ihr geliebtes Heißgetränk bald noch tiefer in die Tasche greifen. Bereits in den vergangenen Jahren wurde Kaffee teurer, die Preise für Pads und Kapseln waren zwischen 2020 und 2023 um 25 Prozent gestiegen, Bohnenkaffee wurde gut 20 Prozent teurer. Doch jetzt könnte die nächste, noch höhere Preisexplosion anstehen. „Die Kaffeepreise werden steigen“, sagte Agrarmarkt-Experte Carlos Mera von der Rabobank in London. Bei Kaffee der unteren Preisklasse in Großpackungen sei mit einem Anstieg von mindestens 30 Prozent zu rechnen. Weniger stark betroffen seien kleinere Packungen, starke Marken und Kapseln.
Der an der Rohstoffbörse ICE in New York gehandelte Preis für Arabica-Bohnen stieg in dieser Woche auf mehr als 320 US-Cent für ein US-Pfund (454 Gramm). Dies sei der höchste Preis seit 1977, sagte Mera, ohne Berücksichtigung der Inflation. Die Sorten Arabica und Robusta sind die beiden am häufigsten angebauten Bohnen für die Kaffeeproduktion, wobei die Arabica-Bohne die am weitesten verbreitete Sorte ist.
Kaffeeröster wie Tchibo werden die Preise erhöhen – doch wann?
Allein in diesem Jahr sind die Rohkaffeepreise um rund 70 Prozent gestiegen. Noch hat das kaum Konsequenzen für die Kaffeetrinker. Die Folgen werden sich für Endverbraucher erst in sechs bis neun Monaten auswirken, sagt Experte Carlos Mera.
Auch Marktführer Tchibo hält weitere Preiserhöhungen für unumgänglich. „Wir als Kaffeeröster werden handeln müssen. Wann und wie kann man jetzt noch nicht genau sagen. Die Preisdramatik, die wir sehen, geht nicht so schnell weg“, sagte ein Sprecher. Die Kaffeelager seien weltweit leer. Es gebe daher kein Puffer, um das auszugleichen. Tchibo hatte erst im April angekündigt, die Preise wegen steigender Kosten zu erhöhen.
Hauptgrund für den Preisanstieg ist die Situation im wichtigsten Erzeugerland Brasilien. „Wegen großer Trockenheit in diesem Jahr sind die Produktionserwartungen für Arabica-Kaffee rückläufig. Die Bäume tragen in erster Linie Blätter und keine Kirschen“, sagte Experte Mera. Die Ernte werde voraussichtlich noch schlechter ausfallen als die letzte, die ebenfalls enttäuschend verlaufen sei.
Weitere Gründe sind demnach die weltweit steigende Nachfrage und längere Transportzeiten rund um das Rote Meer. Auch die Unruhe um das inzwischen verschobene EU-Waldschutzgesetz sowie mögliche Zölle in den USA spielen Mera zufolge eine Rolle. ■