Es klingt nach einem absoluten Wahnsinn! Bekommen wir im Supermarkt bald nur noch zu kaufen, was der Staat erlaubt? Schmecken alle Tiefkühlpizzen bald gleich, weil die Rezeptur mehr oder weniger vorgegeben wird? Laut Medienberichten ist genau das geplant. Agrarminister Cem Özdemir (Grüne) will die Supermarkt-Revolution.
Das Problem: Die Deutschen werden immer dicker. Das ist schlecht für die Gesundheit. Schuld sind nach Auffassung von Özdemir offenbar die Fertigprodukte im Supermarkt. Denen will der Politiker nun an den Kragen.
Staatsrezepte für Dickmacher im Supermarkt
Im Klartext: Der Zucker-, Salz- und Fettanteil in vielen Produkten ist viel zu hoch. Klar, alle drei Inhaltsstoffe sind Geschmacksträger und machen Tütensuppen, Tiefkühlpizza, Erfrischungsgetränke, Müsli, Milchmischgetränke, Joghurtmischungen und Co erst so richtig lecker – und ungesund. Deshalb will Özdemir sie jetzt staatlich regulieren. Er hat das staatliche Max-Rubner-Institut beauftragt, sogenannte Reformulierungen (Rezepte) zu entwickeln.
Bis Jahresende sollen deshalb nun „für relevante Lebensmittelgruppen Reduktionsziele vorliegen“ – „selbstredend mit dem Ziel einer anschließenden Umsetzung“, erklärt ein Ministeriumssprecher in Bild.

In einem ersten Zwischenbericht des Max-Rubner-Institutes heißt es, die Reduktionsbemühungen hätten „in den letzten Jahren teilweise nachgelassen oder sind zum Stillstand gekommen“. Genau deshalb will Özdemir eine „objektive, wissenschaftlich fundierte Grundlage“, die gegenüber der Lebensmittelwirtschaft eingefordert werden soll. „Wir alle tragen Verantwortung“, betont Özdemir.
Kritik an Plänen für Staatsrezepte
Klar, dass die Pläne vor allem auf Kritik stoßen. Nicht nur bei Politikerkollegen und der Ernährungsindustrie. Auch bei Medizinern. Dr. Scholl von der Deutschen Akademie für Präventivmedizin erklärt: „Fett einzusparen macht die Leute nicht schlanker. Gesättigte Fette sind nicht per se ungesund. Vollfette Milchprodukte wie Naturjoghurt und Käse schützen sogar vor Schlaganfall. Und die eigentliche Ursache für die Zunahme von Übergewicht und Diabetes sind zu viele Kohlenhydrate aus Brot, Reis, Kartoffeln, Nudeln und Zucker bei zu geringer körperlicher Aktivität.“
Viel wichtiger wäre laut dem Experten die Eigenverantwortung des Einzelnen, „weitgehend auf Fertigprodukte zu verzichten und frische, möglichst unverarbeitete Lebensmittel zu essen“.
CDU-Agrarfachmann Albert Stegemann wettert: „Nachdem Cem Özdemir mit einem umfassenden Werbeverbot für Lebensmittel politisch vor die Wand gefahren ist, versucht er es nun mit staatlichen Rezepturvorgaben. Das ist übergriffig und unverhältnismäßig.“ ■