Nur drei Monate ist es her, dass sich die Deutsche Bahn und die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) auf einen Tarifkompromiss einigten. Zwei Mal legte die EVG per Warnstreik den Bahnverkehr lahm. Jetzt müssen Kundinnen und Kunden wieder bangen, ob ihre Züge fahren. Denn es beginnt die nächste Bahn-Tarifrunde mit der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) und ihrem Chef Claus Weselsky.
Fahrgäste müssen sich darauf einstellen, dass die GDL zügig in den Arbeitskampf geht. Weselsky hat angekündigt, sich nicht lange mit Warnstreiks aufhalten zu wollen, für die es enge Vorgaben gibt. Er setzt auf eine rasche Urabstimmung unter den Gewerkschaftsmitgliedern, um unbefristete Streiks durchsetzen zu können. Zwar hat die GDL noch keine konkreten Aktionen angekündigt. Doch Weselsky betont, dass auch die Feiertage über Weihnachten nicht tabu sind für Arbeitskämpfe.
Fahrgastverband ruft zur Streik-Zurückhaltung auf
Der Fahrgastverband Pro Bahn rief die Gewerkschaft zur Mäßigung auf: „Die GDL sollte sich hüten, Millionen Menschen das Weihnachts- und Silvesterfest durch Streiks zu verderben“, warnte der Verbandsvorsitzende Detlef Neuß. „Wenn zu den weihnachtlichen Familientreffen keine Züge fahren, wäre das eine extreme Belastung für sehr viele Menschen.“
Die GDL hat zwar deutlich weniger Mitglieder als die EVG. Doch sie vertritt vor allem die Lokführer und das Zugpersonal. Wenn die streiken, fahren keine Züge. Die Gewerkschaft hat in früheren Tarifrunden oft bewiesen, auch über längere Zeit den Bahnverkehr bundesweit vollständig lahmlegen zu können.
Die Gewerkschaft fordert 555 Euro mehr im Monat plus 3000 Euro Inflationsausgleich
Die GDL fordert 555 Euro mehr pro Monat sowie eine Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 3000 Euro - abzüglich eines bereits gezahlten Teils dieser Einmalzahlung. Die Laufzeit soll zwölf Monate betragen. Als Knackpunkt der Verhandlungen gilt die Forderung, die Arbeitszeit für Schichtarbeiter von 38 auf 35 Stunden bei vollem Lohnausgleich zu senken.
Die Bahn hat die GDL-Forderungen als „unerfüllbar“ zurückgewiesen. Der Konzern bietet eine elfprozentige Entgelterhöhung bei einer Laufzeit von 32 Monaten an. Zudem stellt die Bahn eine steuer- und abgabenfreie Inflationsausgleichsprämie von 2850 Euro in Aussicht. ■