Keine neuen Flugzeuge zu haben: Lufthansa holt Riesen-Airbus A380 zurück in den Dienst
Im Juni fliegt Lufthansa nach drei Jahren mit bislang eingemotteten Airbussen A380 wieder Linie von München in die USA

Was waren alle stolz, als Europas erster gewaltiger Doppeldecker der Lüfte 2005 abhob – der A380 von Airbus. Bis zu 853 Passagiere kann der Riese transportieren. Doch schnell nach den ersten Auslieferungen 2007 schmierten die Bestellungen der Luftfahrtgesellschaften ab, wurden teilweise storniert. Einige A380 sind schon abgewrackt. Das größte Passagierflugzeug der Welt rechnete sich nur, wenn es quasi ausgebucht war. Die Produktion wurde nach 251 Stück 2021 eingestellt. Doch jetzt holt die Lufthansa eingemottete Maschinen in den Betrieb zurück.
Am kommenden Donnerstag, dem 1. Juni, soll der Lufthansa-Jet D-AIMK um 15.35 Uhr von München in Richtung Boston starten und die Strecke über den Sommer täglich bedienen. Zum US-Unabhängigkeitstag am 4. Juli kommt eine tägliche Verbindung von München nach New York hinzu.
Eigentlich wollte Lufthansa den A380 ausmustern
Mit 14 Flugzeugen war Lufthansa nach Emirates und Singapore Airlines der weltweit drittgrößte A380-Kunde und hatte wegen der Buchungsprobleme schon vor der Corona-Krise die Ausmusterung der Riesenflieger beschlossen.
Airbus hat sich im Zuge von Neubestellungen anderer Typen vertraglich verpflichtet, noch im Jahr 2023 sechs Flugzeuge zurückzunehmen, so dass Lufthansa grundsätzlich noch über acht A380 verfügt.

Die wurden nach dem Corona-Ausbruch auf dem spanischen Flughafen Teruel im „Langzeitparkmodus“ eingemottet und sollten nur bei einer „unerwartet schnellen Markterholung“ reaktiviert werden. Weltweit sind über 90 Stück abgestellt.
Der Markt erholte sich schneller als erwartet und traf im Sommer 2022 auf Lieferprobleme bei den beiden großen Flugzeugherstellern Airbus und Boeing.
Lesen Sie auch, wie das Fliegen umweltfreundlicher werden soll >>
Boeing fällt als Lieferant neuer Flugzeuge vorerst aus
Lufthansa hatte die jüngste und größte Version der zweistrahligen Boeing 777-X von 2023 an fest als Flaggschiff mit rund 400 Plätzen eingeplant, doch die Amerikaner mussten einräumen, dass sie frühestens 2025 das erste Exemplar ausliefern können.
Auch bei den kleineren 787-„Dreamlinern“ kommt es immer wieder zu Verzögerungen. Da sich gleichzeitig auch Airbus und Triebwerkhersteller wegen gestörter Lieferketten schwertun, fehlen global auf Jahre hinweg Flugzeuge.
Dazu kommen nach der überwundenen Pandemie hausgemachte Personalprobleme bei Airlines und Flughäfen. Das knappe Angebot tue der Branche gut, sagt zwar Lufthansa-Konzernchef Carsten Spohr, stellt aber gleichzeitig fest: „Jedes Flugzeug am Boden schmerzt.“
Denn Nachfrage und Ticketpreise steigen aktuell kräftig, ebenso wie die Leasingraten für Jets. Das gilt es, neben der Nutzung günstiger Gebraucht-Gelegenheiten das eigene Material so schnell wie möglich in die Luft zu bekommen. Und sei es nur für ein paar Jahre.
50.000 Passagiere zusätzlich kann Lufthansa im Sommer mit A380 transportieren
Die Kapazität der Lufthansa-A380 mit jeweils 509 Plätzen werde dringend benötigt, sagt auch Lufthansas Airline-Chef Jens Ritter. Allein in diesem Sommer könnten rund 50.000 zusätzliche Passagiere befördert werden.
2024 soll es sogar rund eine Million Passagiere sein, für die es ohne A380 keine Plätze und Tickets gegeben hätte.
Angaben zu den Kosten der Rückholaktion für sechs eigene A380 macht der Konzern bislang nicht. Für jeden eingemotteten Flieger ist ein Millionenaufwand einzuplanen, denn neben den Wartungen mit Tausenden Monteurstunden fiel auch die Reparatur von Hagelschäden an.

Selbst im Betrieb fallen noch zusätzliche Kosten für Transferflüge nach Frankfurt an, weil bestimmte Wartungsarbeiten nur in der dortigen A380-Halle durchgeführt werden können. Bei den beiden letzten verfügbaren Maschinen zögert der Vorstand, weil dort noch aufwendigere und teurere Wartungsereignisse bevorstünden.
Wer schon mal im A380 geflogen ist, zeigt sich begeistert
Die Buchungslage für den kommenden Donnerstag wie für die nachfolgenden Termine sei sehr gut, sagt Lufthansa-Sprecherin Bettina Rittberger. Es gebe sogar Gäste, die extra auf den Flugzeug-Riesen gewartet haben, weil dieser so geräumig und leise sei. „Es gibt kein schöneres und ruhigeres Fluggefühl als in der A380“, sagt beispielsweise Vielflieger Torsten Gründer.
Ab Ende Oktober lauten die A380-Ziele ab München dann Bangkok und Los Angeles.
Noch bis Pfingsten absolvieren die künftigen Piloten ein umfangreiches Trainingsprogramm mit Starts und Landungen an den Flughäfen Leipzig, Prag und Wien. München war auch als Standort gewählt worden, weil am Drehkreuz bereits viele Piloten mit einer Lizenz für die kleinere A350 stationiert sind. Die Lizenz kann in kurzer Zeit auf die A380 ausgeweitet werden.
Lufthansa benötigt für jede einzelne A380 rund 20 Piloten sowie rund 400 Flugbegleiter mit gültigen Lizenzen.