Haschim Safi al-Din

Israel bombardiert Beirut: Sie jagen den neuen Hisbollah-Chef

Als die Raketen einschlugen, traf sich gerade die Hisbollah-Führung. Zeitgleich kam es zu erneutem Raketenbeschuss auf den Norden Israels. 

Author - Michael Heun
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Flammen steigen nach israelischen Luftangriffen in Dahieh bei Beirut auf.
Flammen steigen nach israelischen Luftangriffen in Dahieh bei Beirut auf.Hussein Malla/AP/dpa

In der Nacht kam es erneut zu heftigen Luftangriffen auf die libanesische Hauptstadt Beirut durch das israelische Militär. Unbestätigten Berichten zufolge sollte der Angriff Haschim Safi al-Din, der Chef des Exekutivrats der Hisbollah-Miliz, treffen. Safi al-Din wird als möglicher Nachfolger von Hassan Nasrallah gehandelt, dem bisherigen Hisbollah-Anführer, der bei einem israelischen Angriff ums Leben kam.

Die „New York Times“ berichtete, dass Israel kurz nach Mitternacht ein Treffen der Hisbollah-Führung, bei dem auch Safi al-Din anwesend gewesen sein soll, in einem unterirdischen Bunker bombardierte. Ob Safi al-Din zum Zeitpunkt des Angriffs tatsächlich dort war, bleibt unklar. Eine offizielle Stellungnahme des israelischen Militärs zu dem Angriff blieb aus.

Haschim Safi al-Din, Chef des Hisbollah-Exekutivrats.
Haschim Safi al-Din, Chef des Hisbollah-Exekutivrats.Marwan Naamani/dpa

Möglicher israelischer Angriff auf iranische Ölanlagen

Die Angriffe konzentrierten sich auf die südlichen Vororte Beiruts, ein von der Hisbollah kontrolliertes Gebiet. Videomaterial zeigt Explosionen und aufsteigende Rauchschwaden über der Stadt. Zuvor hatte das israelische Militär die Bewohner bestimmter Gebäude aufgefordert, die Gegend zu verlassen. Gleichzeitig sind israelische Truppen und Panzer auch an der Südgrenze des Libanons im Einsatz. Das erklärte Ziel Israels ist es, die Hisbollah-Miliz von der Grenze zu vertreiben, um den etwa 60.000 evakuierten Israelis die Rückkehr in ihre Häuser zu ermöglichen.

Das US-Verteidigungsministerium teilte mit, dass es weiterhin in Gesprächen mit Israel über eine mögliche Reaktion auf den iranischen Raketenangriff steht. Eine Sprecherin des Pentagons betonte jedoch, dass man nicht öffentlich über mögliche Ziele sprechen werde. Zuvor hatte US-Präsident Joe Biden erklärt, dass die USA eine Diskussion über einen möglichen israelischen Angriff auf iranische Ölanlagen führen. Diese Äußerung sorgte für Unruhe an den Märkten.

Die Angriffe konzentrierten sich auf die südlichen Vororte Beiruts, ein von der Hisbollah kontrolliertes Gebiet.
Die Angriffe konzentrierten sich auf die südlichen Vororte Beiruts, ein von der Hisbollah kontrolliertes Gebiet.AFP

In der Nacht heulten im Norden Israels erneut die Sirenen

In Israel wird aktuell der zweite Tag des jüdischen Neujahrsfestes gefeiert. Die jüngste Eskalation im Nahen Osten begann am 7. Oktober 2023, als Hamas-Terroristen einen Angriff auf Israel durchführten, bei dem über 1200 Menschen getötet und etwa 250 als Geiseln in den Gazastreifen entführt wurden. Seither unterstützt die Hisbollah die Hamas durch Angriffe auf Israel von libanesischem Boden aus. Auch in der Nacht heulten im Norden Israels erneut die Sirenen, nachdem ein Flugobjekt vom Osten in den israelischen Luftraum eingedrungen war und abgefangen wurde.

Währenddessen gehen die israelischen Militäraktionen auch im Westjordanland weiter. Bei einem Luftangriff auf ein Café in Tulkarm kamen laut palästinensischen Angaben mindestens 18 Menschen ums Leben. Ziel des Angriffs war der örtliche Hamas-Anführer Sahi Jasser Abd al-Rasegh Ufi. Auch der lokale Anführer des Islamischen Dschihad, Gaith Radwan, soll bei dem Angriff getötet worden sein.

Das israelische Militär hat die Menschen in zahlreichen Orten im Süden des Libanons aufgefordert, sich in sicherere Gebiete zurückzuziehen. Dabei konzentriert sich die Bodenoffensive Israels auf die Zerstörung von Tunneln und Waffenlagern der Hisbollah nahe der Grenze. Israel betonte, keinen umfassenden Landkrieg im Libanon anzustreben. Nach Angaben der Armee wurden bei den bisherigen Kämpfen neun israelische Soldaten getötet.

Raketenbeschuss auf den Norden Israels durch die Hisbollah

Zugleich kam es zu erneutem Raketenbeschuss auf den Norden Israels durch die Hisbollah. Rund 230 Raketen und Drohnen wurden innerhalb eines Tages aus dem Libanon auf Israel abgefeuert. Einige Geschosse wurden abgefangen, andere gingen über unbewohntem Gebiet nieder. Über Opfer oder größere Schäden gab es zunächst keine Angaben.

Trotz der Angriffe ist die Hisbollah laut Experten weiterhin eine schlagkräftige Guerillakampftruppe. Es wird spekuliert, dass die Miliz darauf hofft, dass Israel weiter in den Libanon vorrückt, um einen Bodenkampf zu provozieren. Israel hingegen scheint, ähnlich wie im Gazastreifen, die Drohung einer langfristigen Präsenz als Druckmittel zu nutzen.

Das israelische Iron-Dome-Raketenabwehrsystem feuert eine Abfangrakete ab.
Das israelische Iron-Dome-Raketenabwehrsystem feuert eine Abfangrakete ab.Ilia Yefimovich/dpa

USA verteidigten Israels jüngste Aktionen im Libanon

Die Hisbollah hat sich bislang geweigert, ihren Raketenbeschuss unabhängig von der Situation im Gazastreifen zu stoppen. Erst bei einer Waffenruhe in Gaza sei sie bereit, ihre Angriffe einzustellen. Die monatelangen diplomatischen Bemühungen der USA, Katars und Ägyptens um eine Waffenruhe im Gazastreifen haben bislang zu keinem Ergebnis geführt.

Die USA verteidigten Israels jüngste Aktionen im Libanon. Ein Sprecher des US-Außenministeriums betonte, dass Israel lediglich eine Terrororganisation angreife und sein Recht auf Selbstverteidigung wahrnehme.