„Dubioses Geschäft“

Instagram und Facebook zwingen mich, Trump zu folgen – was steckt dahinter?

User beklagen, dass sie Trump und Vance folgen, ohne den „Follow“-Button gedrückt zu haben. Nur ein technischer Fehler oder steckt mehr dahinter?

Author - Michael Heun
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Bekommt Donald Trump Hilfe von Facebook und Instagram?
Bekommt Donald Trump Hilfe von Facebook und Instagram?Chip Somodevilla/AFP

Kaum hatte Donald Trump sein Amt als Präsident der Vereinigten Staaten angetreten, da sorgte eine merkwürdige Beobachtung auf Social Media für Aufsehen. Millionen User:innen bemerkten, dass sie plötzlich den neuen offiziellen Instagram- und Facebook-Accounts des Präsidenten (@Potus), seines Vizepräsidenten JD Vance (@Vp), der First Lady Melania Trump (@Flotus) und sogar dem Regierungskanal (@WhiteHouse) folgten – ohne jemals den „Follow“-Button gedrückt zu haben. Zufall? Ein technischer Fehler? Oder steckt mehr dahinter?

Millionen Follower aus dem Nichts

Innerhalb weniger Stunden nach dem Amtsantritt explodierten die Follower-Zahlen der neuen Regierungsaccounts. Besonders auffällig: Viele Nutzer berichten, dass sie die Accounts nicht nur unfreiwillig abonnierten, sondern sich auch kaum davon lösen konnten. Versuche, die Seiten zu „entfolgen“, schlugen bei manchen fehl – ihre Accounts folgten den Profilen immer wieder automatisch.

Keine Trump-Freundin: Demi Lovato.
Keine Trump-Freundin: Demi Lovato.Evan Agostini/Invision/AP/dpa

Sogar Prominente wie die Sängerinnen Demi Lovato und Gracie Abrams beschwerten sich öffentlich. Lovato nannte Meta, den Mutterkonzern von Instagram und Facebook, ein „dubioses Geschäft“, während Abrams ihren Followern empfahl, die Accounts einfach zu blockieren.

Alles nur Routine – oder doch ein fragwürdiges System?

Laut einem offiziellen Statement von Meta hat das Phänomen jedoch nichts mit Manipulation oder einem geheimen Trump-freundlichen Plan zu tun. Stattdessen handle es sich um ein übliches Verfahren beim Amtswechsel im Weißen Haus. Meta-Sprecher Andy Stone erklärt: „Die Accounts @Potus und @WhiteHouse werden vom Weißen Haus verwaltet. Sie verändern sich, wenn der Bewohner wechselt.“

Wie die ehemalige Facebook-Mitarbeiterin Katie Harbarth auf Threads erläutert, behalten die offiziellen Regierungsaccounts beim Übergang auf eine neue Administration ihre bestehenden Follower. Die alten Inhalte wandern in archivierte Profile (z. B. @potus46archive für Joe Biden), während die neuen Amtsinhaber die Accounts übernehmen. Die Abonnenten, die einst den Biden- oder Harris-Accounts folgten, wurden also automatisch Trump- und Vance-Follower.

Die Frage nach Meta und Trump bleibt

Obwohl das Verfahren laut Meta Standard sei, werfen die Ereignisse dennoch Fragen auf. Warum haben viele User Probleme, die neuen Accounts zu entfolgen? Und warum traten diese technischen Schwierigkeiten ausgerechnet rund um den Amtsantritt Trumps auf?

Hinzu kommt, dass Meta-Chef Mark Zuckerberg immer wieder wegen seiner Nähe zu Donald Trump in die Kritik geraten ist. Er war nicht nur Gast bei Trumps präsidialer Amtseinführung, sondern traf im Laufe der letzten Jahre auch mehrfach umstrittene Entscheidungen, die Trump zugutekamen. So wurde beispielsweise das hauseigene Programm zur Bekämpfung von Fake News eingestellt, und an Trumps Amtseinführungstag verschwanden laut Berichten der „Zeit“ kritische Hashtags wie #liberals oder #democrats vorübergehend aus den Suchergebnissen.

Meta-Chef Mark Zuckerberg bei der Amtseinführung von Donald Trump.
Meta-Chef Mark Zuckerberg bei der Amtseinführung von Donald Trump.Shawn Thew/Zuma Press Wire/Imago

Die Followerzahlen schrumpfen – der Unmut bleibt

Mittlerweile scheinen sich viele User erfolgreich von den neuen Regierungsaccounts lösen zu können. Die Zahl der Follower sinkt kontinuierlich. Doch der Eindruck, dass die Plattformen die Reichweite der Trump-Regierung künstlich aufblähen könnten, bleibt bei vielen Nutzer bestehen.

Meta versichert, weiterhin an der Behebung der Probleme zu arbeiten. Ob es sich tatsächlich nur um einen technischen Fehler handelt oder ob der Konzern hier eine fragwürdige Nähe zu Trump beweist, wird wohl weiter für Diskussionen sorgen. ■