Nach Ansicht des früheren Bundespräsidenten Joachim Gauck ist Antisemitismus unter Zuwanderern in Deutschland in der Vergangenheit zu wenig beachtet worden. „Wir haben recht lange, weil wir freundlich sein wollten zu den Zuwanderern, wir haben nicht so genau hingeschaut, was auf den Schulhöfen in Berlin abging“, sagte Gauck am Dienstagabend in der ARD-Sendung „Maischberger“.
Gauck: Man habe nicht so genau hinsehen wollen
Der ehemalige Bundespräsident sagte weiter: „Wir haben auch nicht so genau hingeschaut, wenn vom Kindergarten über Grundschule und andere Ausbildungswege in arabischen Milieus ein praktisch eingeborener Antisemitismus und Antijudaismus gezüchtet wird.“ Aus lauter Furcht davor, als politisch inkorrekt zu gelten, habe man nicht so genau hinsehen wollen und Vorfälle zum Teil nicht in Statistiken erfasst.
Gauck betonte zugleich, dass ihn Antisemitismus unter Deutschen vor dem Hintergrund des Holocaust mehr schmerze. „Das widert mich noch mehr an. Aber Antisemitismus und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit ist immer etwas, was wir bekämpfen müssen.“
Seit dem Terrorangriff der islamistischen Hamas auf Israel am 7. Oktober registrieren die Sicherheitsbehörden in Deutschland einen Anstieg von antisemitischen Straftaten.
Abneigung gegen die AfD
Bei „Maischberger“ machte Gauck aus seiner Ablehnung gegen die AfD keinen Hehl. Für den Fall eines Wahlsiegs der AfD bei einer der kommenden Landtagswahlen in den ostdeutschen Bundesländern, forderte der frühere DDR-Bürgerrechtler: „Natürlich müssen die anderen Parteien sich dann verbünden untereinander.“