Es klingt in der derzeitigen Situation wie Hohn, was in Tangerhütte in Sachsen-Anhalt gerade diskutiert wird. So wollen Bürgermeister und die Leitung eine Kita umbenennen, die nach der im Holocaust ermordeten jugendlichen Jüdin Anne Frank benannt ist. Die vorgeschlagene Namenänderung ruft derweil einen Sturm der Entrüstung hervor.
Die Kindertagesstätte „Anne Frank“ in Tangerhütte soll stattdessen zukünftig den Namen „Weltentdecker“ tragen. Den Beschluss dazu habe ein Kuratorium der städtischen Einrichtung gefasst, berichtet die Magdeburger Volksstimme.
Anne-Frank-Kita hat neues Konzept – Name „schwer zu vermitteln“
Eine besorgte Mutter hatte sich an die Redaktion der Lokalzeitung gewandt und die Pläne bekannt werden lassen. Wie die Volksstimme berichtet, habe die Kita bereits zu DDR-Zeiten in den 1970er-Jahren ihren Namen bekommen. Anne Frank war als Jugendliche im Holocaust im Konzentrationslager Bergen-Belsen gestorben. Auch ihre Schwester und ihre Mutter wurden ermordet. Nur ihr Vater Otto Frank überlebte. In ihrem später veröffentlichten, weltberühmten Tagebuch schrieb sie über ihr Leben während des Holocausts, bis die Familie in ihrem Versteck in den Niederlanden verraten wurde.
Der Wunsch nach der Umbenennung komme von Eltern und Mitarbeitern des Kindergartens, heißt es. So sei den Eltern der Name zu schwierig, da der Holocaust und die Geschichte von Anne Frank kleinen Kindern „schwer zu vermitteln“ seien. Auch könnten besonders Eltern mit Migrationshintergrund mit dem Namen oft nichts anfangen. „Wir wollten etwas ohne politische Hintergründe“, sagte Kita-Leiterin Linda Schichor der Volksstimme.
Namensänderung löst Shitstorm aus
Auch Tangerhüttes Bürgermeister Andreas Brohm (parteilos) verteidigt die geplante Namensänderung der Anne-Frank-Kita. So habe sich das Konzept des Kindergartens geändert und das neue Konzept solle sich auch im neuen Namen wiederfinden. „Wenn Eltern und Mitarbeiter einen Namen möchten, der das neue Konzept besser abbildet, hat das gegenüber der weltpolitischen Lage mehr Gewicht“, so Brohm im Gespräch mit der Volksstimme.