Seit 30 Jahren setzt sich Bernd Siggelkow für armutsgefährdete Kinder ein. Der evangelische Pastor hat das Hilfswerk Arche gegründet, das täglich Tausende Kinder aus sozial benachteiligten Familien unterstützt. Nun wirft er Deutschland ein Versagen im Kampf gegen Kinderarmut vor.
Als 2001 der Armuts- und Reichtumsbericht eingeführt worden sei, habe er noch gedacht, dass „endlich“ etwas gegen Kinderarmut getan werde, sagte der 61-jährige Pastor dem Sender n-tv. Verbesserungen seien seitdem aber nicht zu erkennen – im Gegenteil: „Inzwischen haben sich die Armutszahlen verdreifacht, obwohl die Geburten zurückgehen.“
Arche-Gründer: Reiches Deutschland bekämpft Kinderarmut nicht
Siggelkow bemängelt, Deutschland sei eines der reichsten Länder der Welt und habe zugleich „kein Konzept zur Armutsbekämpfung“. Das 1995 in Berlin-Hellersdorf gegründete Kinder- und Jugendwerk gibt es inzwischen an mehr als 30 Standorten in Deutschland. Täglich werden nach Siggelkows Angaben rund 11.000 Kinder betreut. Die Arche kümmert sich um Kinder, Jugendliche und Familien und macht unter anderem Freizeit- und Ferienangebote, bietet kostenlose Mahlzeiten und Hilfe etwa beim Lernen. Den Erfolg der Arche bezeichnete Siggelkow als „Misserfolg der Gesellschaft“.
Er warf der Politik vor, das Thema Kinderarmut zu vernachlässigen, weil Kinder keine Wählerstimme hätten. „Die Politik kommt nur im Wahlkampf für Fotos vorbei“, sagt er n-tv. Inzwischen übernimmt die Arche seinen Angaben zufolge auch staatliche Aufgaben im Bildungsbereich und bietet etwa Deutschkurse als Zweitsprache für die Eltern der betreuten Kinder an.

Siggelkow kritisiert die Integrationspolitik
Grundsätzlich hält er auch die Integrationspolitik der Regierung für verfehlt. „Wir müssen aufhören, in Brennpunkten immer mehr Brandherde zu schaffen“, sagte er. „Wo wurden die Berliner Flüchtlingseinrichtungen gebaut? Nicht in Zehlendorf oder Dahlem, sondern dort, wo der Migrationsanteil bereits hoch war.“ Es gehe nicht, dass Lehrkräfte plötzlich Klassen hätten, in denen die Hälfte der Kinder kein Deutsch könne. „Die muss man verteilen, anstatt sie in einer Subkultur zusammenzupferchen, die ein bestimmtes Gedankengut fördert.“ In Einrichtungen der Arche funktioniere Integration gut, sagt der Arche-Gründer.


