Höchste Terrorwarnstufe!

UPDATE +++ Terror in Brüssel: Zwei Schweden getötet +++ Polizei erschießt Angreifer

In Brüssel erschießt ein Angreifer zwei schwedische Fußballfans. Das Spiel Belgien gegen Schweden wird abgebrochen. Die Polizei tötet am Dienstag den Schützen.

Teilen
Der Tatort in der City von Brüssel wird von der Polizei abgesperrt. Der Täter Abdesalem L. (45) wurde offenbar von der Polizei erschossen.
Der Tatort in der City von Brüssel wird von der Polizei abgesperrt. Der Täter Abdesalem L. (45) wurde offenbar von der Polizei erschossen.Hatim Kaghat/dpa, Facebook

Die tödlichen Schüsse soll gegen 19.15 Uhr in der Innenstadt der Metropole in der Nähe des Sainctelette-Platzes gefallen sein. Er liegt am nördlichen Rand der Brüsseler Innenstadt, nur fünf Kilometer vom Stadion entfernt. Am Dienstagmorgen wurde der mutmaßliche Täter Berichten zufolge gefasst – die Polizei schoss den Angreifer nieder. Er starb kurz darauf.

Der Täter soll auf zwei Männer in einer Eingangshalle und dann auf zwei Personen geschossen haben, die offenbar in einem dunklen Mercedes Vito saßen. Bei beiden Toten soll es sich um schwedische Staatsbürger handeln. Beide Opfer sollen Trikots der schwedischen Fußballnationalmannschaft getragen haben.

Als mehrere Menschen in einen Hauseingang fliehen, verfolgt der Schütze sie und drückt ab. So ist es auf einem Video im Netz zu sehen. Die Polizei bestätigte diese Angaben zunächst nicht. Die Videos zeigen den Mann aber, der in einer orangefarbenen Jacke und einem weißen Helm unterwegs ist, ein Gewehr in der Hand hält und vor und nach der Tat mit einem Motorroller unterwegs ist. 

Mit einem Gewehr in der Hand läuft der Mann über den Bürgersteig.
Mit einem Gewehr in der Hand läuft der Mann über den Bürgersteig.Kurznachrichtendienst X

Nach den tödlichen Schüssen verbreitete der mutmaßliche Täter ein Video auf Facebook. Darin erklärt er, dass er ISIS-Mitglied sei und Ungläubige töten wolle. Er sagt außerdem, er habe zwei Menschen erschossen, um „Muslime zu rächen“. Der Mann im Video trägt die gleiche Kleidung, wie der Schütze.

Für Belgien wurde die höchste Terrorwarnstufe ausgerufen

Laut Berichten vom frühen Dienstagmorgen soll es sich um einen Mann tunesischer Herkunft handeln, der sich illegal in Belgien aufgehalten habe, sagte Belgiens Premierminister Alexander De Croo. Die Ermittlungen dauerten an, aber man könne bereits jetzt sagen, dass es sich um einen 45-Jährigen handele, der im November 2019 in Belgien Asyl beantragt habe, bestätigte Justizminister Vincent van Quickenborne. Er sei der Polizei im Zusammenhang mit Menschenhandel, illegalem Aufenthalt und Gefährdung der Staatssicherheit aufgefallen.

Die Informationen passen auf Abdesalem L. (45), der sich im Internet mit den Taten gebrüstet hatte. 

Abdesalem L. (45) veröffentlichte am Montagabend ein Bekennervideo.
Abdesalem L. (45) veröffentlichte am Montagabend ein Bekennervideo.Facebook

Am Dienstagmorgen hieß es, der Täter sei von der Polizei niedergeschossen worden, wie Belgiens Innenministerin Annelies Verlinden dem Sender VRT sagte. Später meldete das belgische Krisenzentrum auf X, dass er gestorben sei. Bei dem Mann wurde den Angaben zufolge eine Waffe gefunden, die die des Anschlags vom Montagabend sein könne.

In Brüssel gilt die höchste Terror-Warnstufe.
In Brüssel gilt die höchste Terror-Warnstufe.Nicolas Landemard/dpa

Die beiden getöteten Schweden waren im Alter von ungefähr 60 und ungefähr 70 Jahren. Das bestätigte das schwedische Außenministerium dem Fernsehsender TV4 am Dienstag. Der Ältere habe demnach im Großraum Stockholm gelebt, der Jüngere außerhalb Schwedens. Eines der Todesopfer habe seinen Wohnsitz in der Schweiz gehabt. Bei dem Anschlag wurde auch eine dritte Person verletzt. Dabei handelt es sich dem Sender TV4 zufolge um einen schwedischen Mann im Alter von etwa 70 Jahren. Dieser ist inzwischen außer Lebensgefahr, berichtet TV4.

Für die belgische Hauptstadt war am Montagabend die höchste Terrorstufe ausgerufen worden. Wegen eines „potenziell terroristischen Motivs“ zog die Bundesstaatsanwaltschaft die Ermittlungen an sich. Einige Medien berichteten, dass die Schüsse einen islamistischen Hintergrund haben könnten.

De Croo sagte, weil die Bedrohungslage für Brüssel auf die höchste Stufe hochgestuft worden sei, werde es nun eine verstärkte Polizeipräsenz geben. Auch an einer Reihe von sensiblen Orten, insbesondere an Orten, die mit der schwedischen Gemeinschaft in Verbindung stehen, würden verstärkte Sicherheitsmaßnahmen durchgeführt. Auch im restlichen Land gebe es verstärkte Kontrollen. De Croo rief alle Menschen in Brüssel zu erhöhter Wachsamkeit auf. Am Nachmittag solle der nationale Sicherheitsrat zusammenkommen.

EM-Quali Belgien gegen Schweden nach Halbzeitpause abgebrochen

Die belgische Nationalmannschaft spielte am Montagabend in Brüssel gegen die schwedische Nationalmannschaft. Ob es einen Zusammenhang zwischen dem Qualifikations-Spiel für die EM 2024 in Deutschland und dem tödlichen Angriff gibt, ist derzeit noch unklar, wird aber vermutet.

Entsetzen im Stadion: Schwedische Fans trösten sich. Nach den tödlichen Schüssen auf zwei Schweden in Brüssel ist das Qualifikationsspiel zur Fußball-EM zwischen Belgien und Schweden abgebrochen worden.
Entsetzen im Stadion: Schwedische Fans trösten sich. Nach den tödlichen Schüssen auf zwei Schweden in Brüssel ist das Qualifikationsspiel zur Fußball-EM zwischen Belgien und Schweden abgebrochen worden.Bruno Fahy/Belga/dpa

Das Spiel Belgien - Schweden begann um 20.16 Uhr, etwa eine Stunde nach den Schüssen, im Brüsseler Stadion Roi-Baudouin, das nur fünf Kilometer vom Tatort entfernt liegt. Die Begegnung wurde in der Halbzeitpause (beim Stand von 1:1) abgebrochen. In der Halbzeit verbreitete sich die Nachricht vom gewaltsamen Tod der beiden Schweden. Nach den Angaben des schwedischen TV-Senders SVT hätten die Spieler von Schwedens Nationalmannschaft daraufhin beschlossen, das Spiel nicht fortzusetzen. Die belgischen Nationalspieler hätten sich dem angeschlossen.

Ob und wann die Partie nachgeholt wird, ist noch unklar. Die Zuschauer im Brüsseler Stadion wurden zunächst aufgefordert, auf ihren Plätzen zu bleiben. „Die belgische Polizei möchte, dass schwedische Fans aus Sicherheitsgründen in der Arena bleiben“, schrieb der Fußballverband.

Der belgische Fußball-Verband legt offenbar keinen Wert darauf, das abgebrochene EM-Qualifikationsspiel zu beenden. „Wir werden von Schweden nicht fordern, das Spiel aufzugeben. Wir wollen nach den Ereignissen Respekt zeigen“, sagte Geschäftsführer Manu Leroy vom belgischen Verband der Zeitung „Le Soir“. Er halte es für die fairste Lösung, wenn das Spiel 1:1 gewertet würde, also mit dem Spielstand zum Zeitpunkt des Abbruchs in der Halbzeit.

Belgiens Polizei hat die Innenstadt von Brüssel unterdessen teilweise abgeriegelt. Die Ermittlungen dauern an, wie eine Sprecherin der Polizei am Abend sagte. Laut Belga gab es bisher noch keine Festnahme, der Täter ist weiter auf der Flucht.

Ursula von der Leyen verurteilt den „feigen Anschlag“ in Brüssel

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sprach von einem „feigen Anschlag“ und drückte den Menschen in Schweden ihr Beileid aus. Der belgische EU-Ratspräsident Charles Michel schrieb auf X: „Das Herz Europas wird von Gewalt getroffen. Mein Mitgefühl gilt den Familien der Opfer des tödlichen Anschlags im Zentrum von Brüssel.“

Belgiens Premierminister Alexander De Croo schrieb auf X (vormals Twitter): „Mein tiefstes Beileid gilt den Angehörigen des feigen Attentats in Brüssel.“

Die Innenministerin Annelies Verlinden reagierte ebenfalls schockiert auf X: „Schreckliche Schießerei in Brüssel. Der Täter wird aufgespürt.“

Verlinden, De Croo und Justizminister Vincent Van Quickenborne waren am Abend im Nationalen Krisenzentrum, um die Lage in Brüssel zu beobachten.

In Brüssel befindet sich der Hauptsitz der Europäischen Union und der Sitz der NATO. Ferner sitzt hier das ständige Sekretariat der Benelux-Länder und das der ehemaligen Westeuropäischen Union.■