Weil sie laut der Behörden im Drogenrausch gegen eine Amish-Kutsche gerast sein und zwei Kinder getötet haben soll, versuchte es Samantha Petersen mit der „Doppelten Lottchen“-Verteidigung. Sie ließ ihre eineiige Zwillingsschwester Sarah die Schuld auf sich nehmen – weil nach US-Recht keine Anklage erhoben werden kann, wenn es mehr als einen möglichen Einzeltäter für dieselbe Tat gibt. Doch den Petersen-Schwestern unterlief ein schwerer Fehler, der dazu führte, dass Sarah vor Gericht jetzt zugeben musste: „Ich habe gelogen, ich saß nicht am Steuer!“ – und den Prozess gegen Samantha im kommenden Juli möglich macht.
Todesfahrt im Drogenrausch
Der tödliche Unfall hatte sich nach Einbruch der Dunkelheit am 25. September 2023 auf der ländlichen Bundesstraße 1 in Stewartville im US-Bundesstaat Minnesota ereignet. Der auf Samantha zugelassene Wagen raste gegen die Pferdekutsche einer Amish-Familie, deren Töchter Wilma (7) und Irma Miller (11) dabei ums Leben kamen. Als die Polizei am Ort auftauchte, waren beide Zwillingsschwestern vor Ort. Während Samantha behauptete, erst nach dem Unfall dazugekommen zu sein, nahm Sarah die Schuld auf sich. Was die Cops misstrauisch machte: Obwohl sie noch warme Joint-Stummel sowie Methamphetamine im Unfallwagen fanden, belegten Tests, dass die 35-jährige Sarah keine illegalen Substanzen im Blut hatte.
Am Ende lieferten sich die Schwestern jedoch selbst ans Messer. Denn als beide vor der Aufnahme des Unfallprotokolls auf dem Rücksitz eines Streifenwagens warten mussten, ahnten sie nicht, dass sie von einer Videokamera gefilmt wurden. Laut Anklage sagt Sarah auf der Aufnahme zu ihrer Schwester: „Sie werden auf keinen Fall einen Unterschied zwischen uns erkennen – deshalb können sie nichts machen.“ Später gab dann Samanthas Chef der Polizei zu Protokoll, dass sie ihn am Tag des Unfalls angerufen und gesagt habe: „Ich habe richtigen Mist gebaut. Ich habe gerade zwei Amish getötet, zwei Kinder. Ich habe ihre blöde Kutsche gerammt, ich bin high auf Meth.“

Geständnis via Handy-Nachricht
Durch eine richterliche Verfügung bekamen die Cops danach Zugriff auf die Handys der Schwestern. Dort wurden SMS-Nachrichten gefunden, in denen Sarah Petersen zugibt, dass sie mit ihrer Schwester Plätze getauscht habe. Und dass sie alles auf sich genommen hat, weil Samantha Angst vor dem Knast habe und sie ihr noch einen großen Gefallen schuldete. Die Ermittler fanden heraus, dass Sarah ein paar Jahre zuvor wegen Betruges ein paar Monate im Gefängnis gesessen und Samantha sich in der Zeit um ihre Nichten und Neffen gekümmert hatte.
Laut der Webseite „Law & Crime“ habe Sarah unter der erdrückenden Beweislast ihre Falschaussage zugegeben und sich wegen krimineller Verschleierung für schuldig bekannt. Dafür ließ die Staatsanwaltschaft alle anderen Anklagepunkte gegen sie fallen. Bei der Urteilsverkündung am 31. März droht ihr „nur“ noch eine Maximalstrafe von sechs Monaten Gefängnis und vier Jahre auf Bewährung. Ihre Schwester muss sich dagegen wegen Totschlags, Unfallflucht und Verschleierung eines Verbrechens vor Gericht verantworten.■