Wolfgang Lippert moderiert das Riverboat im MDR ist auch sonst oft im TV und auf Bühnen zu sehen. Doch jeden Sommer steht er auch auf der Naturbühne Ralswiek bei den Störtebeker-Festspielen vor Publikum. Unter „Lippi“-Rufen wird er dort auch für die Osthits gefeiert. Der KURIER sprach mit ihm darüber, wie er dazu kam und warum ihn die Piraten nicht loslassen.
KURIER: Herr Lippert, sie stehen schon mehr als 20 Jahre hier bei den Störtebeker-Festspielen auf der Bühne. Ist das ihr längstes Engagement?
Wolfgang Lippert: Beinahe, nur beim MDR bin ich noch länger engagiert
Eigentlich sind Sie ja vor allem im Fernsehen tätig. Wie kamen Sie denn gerade hierzu?
Der Intendant Peter Hick rief mich eines nachts um halb eins an und sagte: „Ich möchte unbedingt, dass du bei uns arbeitest!“ Ich hatte damals absolut keine Vorstellung was mich dort erwartet. Peter Hick sagte dann in seiner wunderbaren ruhigen Art: „Komm doch einfach mal her und guck es dir an.“ Das hab ich dann gemacht und war von den Socken wie toll dieses Theater ist. Eine 100 Meter breite Bühne, 35 Pferde, ein Adler, fast 9000 Zuschauer, tolle Schauspieler und zum guten Schluss noch ein Feuerwerk.
Familiäre Atmosphäre und immer neue Osthits
Eine Schwalbe macht aber noch keinen Sommer...
An diesem Abend fragte ich dann eine Frau aus der Theater Boutique ob ich mal ein Störtebeker Shirt haben kann um ein bisschen Werbung zu machen. Erst später erfuhr ich das es Ruth Hick war, die Frau des Intendanten. Sie reichte mir ein T-Shirt und sagte: „Schön dass du da bist“
Und dann sagte sie: „Macht dann 20 Mark“?
(Lacht) Ne, eben nicht. Und das war dann einfach alles so familiär. Wir fanden dann für mich eine Figur „Abelin der Fiedler“ ein Gaukler der mit seiner Laute und seinen Liedern oder Moritaten das Stück kommentierte. Für diese besondere Musik sorgt bis heute mein Freund und Filmkomponist Rainer Oleak.
Heute sind die Störtebeker-Festspiele auch für ihre Ost-Lieder bekannt. Wie kam es dazu?
Nach unseren Eigenproduktionen kamen wir auf die Idee den „Albatros“ von Karat zu bearbeiten, weil der Song gut zu unserem Piratenthema passt. Das hat unserem Publikum gefallen und wurde eine feste Größe. Immer nach der Pause. Irgendwann habe ich an dieser Stelle ein anders Lied gesungen – da gab es eine regelrechte Beschwerdewelle.
Beschwerdebriefe wegen Änderungen
Wenn wir was ändern, hagelt es auch oft Leserbriefe.
Ja! Ruth Hick hat mich dann gefragt, ob ich mal ins Büro kommen könne. Ich fragte, was passiert sei und sie sagte nur: Nix aber die Leute hätten geschrieben. E-Mails und Briefe ohne Ende. Sie wollten unbedingt den Albatros wiederhaben. Anna Hick, die Tochter von Peter Hick, kam dann auf die Idee: Wollen wir davon nicht noch mehr machen? Und dann haben wir uns den ganzen Ostkatalog vorgeknöpft und festgestellt, dass die Lieder eine ungeheure Strahlkraft haben. Da sieht man mal, wie unser Publikum mitentscheidet.
Für viele Besucher sind Ihre Auftritte ja ein Highlight und immer wieder wird spekuliert, welche Lieder Sie denn dieses Jahr singen. Was hören wir denn dieses Jahr?
„Hab den Mond mit der Hand berührt“, von Karat. Als nächstes „Was bleibt“ von den Puhdys. Dafür hab ich sogar den Segen von Maschine bekommen, der war auch im Studio, als wir das produziert haben. Nach der Pause der „Albatros“ von Karat, dann ein Lied von Dirk Michaelis, beziehungsweise von Karussell „Als ich fortging“. Und als fünftes Lied: „Frei wie ein Adler“ – das singe ich immer, wenn Störtebeker geköpft wird und der Zyklus endet.

Ist das nicht etwas eintönig, wenn das Publikum immer etwas Bestimmtes von einem erwartet?
Nein. Unsere Regisseure, Cordula und Louis, haben mich in den neunen Inszenierungen wunderbar integriert. Worüber ich mich freue, denn früher war ich eher allein auf der Bühne. Die beiden wollten sogar, dass ich sieben Mal singe, aber das war mir zu viel. Ich möchte, dass die Leute sagen: „Da isser ja“ und nicht „Da isser ja schon wieder.“
„Müssen keinen Schuldigen finden, an dem es gehapert haben könnte“
Also während ihrer Auftritte rief es aus dem Publikum schon öfter mal „Lippi“.
Ich freue mich, dass das schon so viele Jahre anhält. Wenn ich durch’s Theater gehe, werde ich beklopft und gestreichelt und viele sagen „Mensch, Lippi! Weiter so und hör bloß nicht auf.“ Mein Spruch ist immer: „Ich bin lieber beliebt als berühmt.“ Ich glaube aber auch, dass die Leute zu uns kommen, uns mögen, das Stück mögen aber eben auch die Musik. Das Wunderbare an diesem Theater ist, dass es über die vielen Jahre der Arbeit so perfekt geworden ist für alle.
Meinen Sie die Show?
Nicht nur. Die Bedingungen, was hier hinter der Bühne stattfindet, auf der Bühne sowieso und alles drumherum. Wo wir uns umziehen. Die Kostüme, mit wie viel Liebe und Hingabe die hier entstehen für diese Spielzeiten. Und auch der Cast den wir haben. Wir müssen hier keinen Schuldigen finden, an dem es gehapert haben könnte. Das gibt es hier nicht.
Herr Lippert, wir danken für das Gespräch! ■