Vor dem Weihnachtsbaum wird in vielen Familien an Heiligabend gesungen. Doch so ganz textsicher sind die meisten nicht, ab der zweiten Strophe verliert sich der Gesang immer mehr in Summen. Geht Ihnen auch so? Kein Problem, hier die Texte der beliebtesten Weihnachtslieder. Garniert mit den Geschichten ihrer Entstehung. Wir wünschen Ihnen ein frohes Weihnachtsfest!
„Stille Nacht, heilige Nacht“ – der beliebte Klassiker
„Stille Nacht, heilige Nacht“ ist das bekannteste und wohl auch beliebteste Weihnachtslied. Es wird auf der ganzen Welt in den verschiedensten Sprachen gesungen und stammt aus Österreich. Am Heiligen Abend des Jahres 1818 soll es in Oberndorf bei Salzburg erstmals im Gottesdienst gesungen worden sein.
Joseph Mohr, Hilfspriester in Oberndorf, hatte zwei Jahre zuvor „Stille Nacht“ als Gedicht verfasst. Es waren schlimme Zeiten und die Menschen hatten Trost nötig. Am Nachmittag des Heiligen Abends 1818 bat Mohr den Dorflehrer und Organisten Franz Xaver Gruber darum, das Gedicht zu vertonen. Von den ursprünglich sechs Strophen werden meist nur die erste, zweite und letzte gesungen.
- Stille Nacht, heilige Nacht.
Alles schläft, einsam wacht
Nur das traute, hochheilige Paar.
Holder Knabe im lockigen Haar,
Schlaf in himmlischer Ruh,
schlaf in himmlischer Ruh.
Stille Nacht, heilige Nacht.
Gottes Sohn, o wie lacht
Lieb' aus deinem göttlichen Mund,
Da uns schlägt die rettende Stund',
Christ, in deiner Geburt,
Christ, in deiner Geburt.
Stille Nacht, heilige Nacht.
Hirten erst kundgemacht,
durch der Engel Halleluja
tönt es laut von fern und nah
Christ, der Retter ist da,
Christ, der Retter ist da.
„O Tannenbaum“ – die Ode an den Christbaum
Das bekannte Weihnachtslied, das dem Christbaum gewidmet ist, geht auf ein Lied aus dem 16. Jahrhundert zurück. Der Text, so wie wir ihn kennen, kam allerdings erst im 19. Jahrhundert dazu. Gleich zwei Dichter waren dabei am Werk. Die erste Strophe schrieb der Theologe und Pädagoge Joachim August Zarnack 1819, die zweite und dritte Strophe der Lehrer und Komponist Ernst Anschütz fünf Jahre später. Bei Ersterem war es noch ein Liebeslied. Mehr zur Geschichte von O Tannenbaum hier.
- O Tannenbaum, o Tannenbaum,
wie treu (oder: grün) sind deine Blätter.
Du grünst nicht nur zur Sommerzeit,
nein, auch im Winter, wenn es schneit.
O Tannenbaum, o Tannenbaum,
wie treu sind deine Blätter.
O Tannenbaum, o Tannenbaum,
du kannst mir sehr gefallen.
Wie oft hat nicht zur Weihnachtszeit
ein Baum von dir mich hoch erfreut.
O Tannenbaum, oh Tannenbaum,
du kannst mir sehr gefallen.
O Tannenbaum, o Tannenbaum,
dein Kleid will mich was lehren.
Die Hoffnung und Beständigkeit
gibt Mut und Kraft zu jeder Zeit.
O Tannenbaum, oh Tannenbaum,
dein Kleid will mich was lehren.
„Ihr Kinderlein kommet “– für die Kleinen
Der Text von „Ihr Kinderlein, kommet“ (ursprünglich hieß es „Die Kinder bey der Krippe“) ist von dem bayrischen Pfarrer und Schriftsteller Christoph von Schmid (1768–1854). Als Schulpädagoge schrieb er zahlreiche Erzählungen für die ihm am Herzen liegende Jugend – und eben auch dieses Weihnachtsgedicht, das er um 1810 verfasste. Gesungen wird es zu einer Melodie von 1794 des norddeutschen Musikers Johann Abraham Peter Schulz.
- Ihr Kinderlein, kommet, o kommet doch all,
zur Krippe her kommet, in Bethlehems Stall,
und seht, was in dieser hochheiligen Nacht
der Vater im Himmel für Freude uns macht.
O seht in der Krippe im nächtlichen Stall,
seht hier bei des Lichtleins hell glänzendem Strahl
in reinlichen Windeln das himmlische Kind,
viel schöner und holder als Engel es sind.
Da liegt es, das Kindlein, auf Heu und auf Stroh,
Maria und Josef betrachten es froh,
die redlichen Hirten knien betend davor,
hoch oben schwebt jubelnd der Engelein Chor.
O beugt wie die Hirten anbetend die Knie,
erhebet die Hände und danket wie sie;
stimmt freudig, ihr Kinder – wer wollt sich nicht freun? –,
stimmt freudig zum Jubel der Engel mit ein.
„Alle Jahre wieder“ – das Lied vom Dichter für Kinder
Dieses bekannte Weihnachtslied wurde auf verschiedene Melodien gesungen. Den Text verfasste 1837 Johann Wilhelm Hey, ein thüringischer Pfarrer und Dichter von Fabeln für Kinder. Aus seiner Feder stammt auch das Gute-Nacht-Lied „Weißt du, wie viel Sternlein stehen“.
- Alle Jahre wieder
kommt das Christuskind
auf die Erde nieder,
wo wir Menschen sind.
Kehrt mit seinem Segen
ein in jedes Haus,
geht auf allen Wegen
mit uns ein und aus.
Steht auch dir zur Seite
still und unerkannt,
dass es treu dich leite
an der lieben Hand.
„O du fröhliche“ – den Waisenkindern gewidmet
Johannes Daniel Falk, ein Gelehrter und Schriftsteller, hatte vier seiner zehn Kinder bei einer Typhusseuche verloren. Daraufhin gründete er in Weimar das „Rettungshaus für verwahrloste Kinder“, ein Waisenhaus. Den dort aufgenommenen Kindern widmete er 1816 das spätere Weihnachtslied „O du fröhliche“.
Ursprünglich würdigte Falk in seinem Text alle drei großen christlichen Feste: Weihnachten, Ostern und Pfingsten. Die Melodie lieh er sich von einem italienischen Marienlied. Erst rund zehn Jahre später wurden auch die zweite und dritte Strophe zum Weihnachtslied umgeschrieben.
- O du fröhliche, o du selige,
gnadenbringende Weihnachtszeit.
Welt ging verloren,
Christ ward geboren,
freue, freue dich, o Christenheit.
O du fröhliche, o du selige,
gnadenbringende Weihnachtszeit.
Christ ist erschienen,
uns zu versöhnen,
freue, freue dich, o Christenheit.
O du fröhliche, o du selige,
gnadenbringende Weihnachtszeit.
Himmlische Heere
jauchzen dir Ehre,
freue, freue dich, o Christenheit.