Der Designer wird achtzig

Warum Wolfgang Joop auch nach 45 Jahren Beziehung nicht heiraten will

Deutschlands bekanntester Modedesigner Wolfgang Joop wird 80 Jahre alt. Seit 45 Jahren ist Edwin Lemberg der Mann an seiner Seite. Verpartnert, aber nicht verheiratet. Warum nicht?

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Wolfgang Joop (re.) und sein Partner Edwin Lemberg 2017 bei einem Event seiner Tochter Jette in Berlin.
Wolfgang Joop (re.) und sein Partner Edwin Lemberg 2017 bei einem Event seiner Tochter Jette in Berlin.VISTAPRESS / Imago

Am heutigen Montag wird Wolfgang Joop, einer der erfolgreichsten Modemacher Deutschlands, 80 Jahre alt. Kein Grund, kürzerzutreten. „Ich stöhne nicht über Arbeit - ich bin lieber überbeschäftigt als unterbeschäftigt“, sagte er kürzlich der „Zeit“. Seit 45 Jahren ist Wolfgang Joop mit seinem Partner Edwin Lemberg zusammen. Heiraten wollen sie allerdings nicht.

Die beiden lernten sich bei einer Reise in Martinique kennen, seit vielen Jahren leben sie in Potsdam, sind seit 2013 offiziell verpartnert. Warum nicht verheiratet, wollte das Magazin „Bunte“ beim Interview mit dem seit langem offen bisexuell lebenden Modedesigner wissen. „Vielleicht, weil wir die Ehe als originär heterosexuelle und konformistische Moralinstanz nicht einfach kopieren wollten“, sagt Wolfgang Joop.

Das sieht sein Partner Edwin Lemberg ähnlich: „Wir sind ein Team, Komplizen, Partner, die zusammen arbeiten und sich die Beziehung auch immer wieder erarbeiten.“ Die Ehe dagegen sei ein „Aggregatzustand, eher passiv und wird als gegeben empfunden.“

Die Beziehung immer wieder erarbeiten – ist das das Geheimnis für das Gelingen einer so langen Partnerschaft? „Wir mussten ein paarmal tief durchschnaufen“, verriet das Paar der „Bunte“. „Aber uns verband die Euphorie über das gemeinsame Entdecken von Kunst und Lebenskünstlern. Wir waren zusammengeschweißt in der täglichen gemeinsamen Arbeit. Das Leben und Erleben besiegten unsere Ängste.“

Zusammengeschweißt in der gemeinsamen Arbeit

Wolfgang Joop (re.) und Edwin Lemberg 2003 im Konzerthaus am Gendarmenmarkt in Berlin.
Wolfgang Joop (re.) und Edwin Lemberg 2003 im Konzerthaus am Gendarmenmarkt in Berlin.Tinkeres / Imago

Wolfgang Joops Karriere als Modedesigner startete, als er 1970, damals noch Redakteur einer Modezeitschrift, mit seiner damaligen Frau Karin einen Wettbewerb der Modezeitschrift „Constanze“ gewann. Seinen Durchbruch schaffte er 1978 mit einer ersten eigenen Pelzkollektion. „Prussian Designer“, einen preußischen Designer, nannte ihn die von seinem Stil angetane „New York Times“.

Der in den 60er und 70er Jahren unstet lebende Joop – in dieser Zeit kamen seine Töchter Jette und Florentine zur Welt – wurde in den 80er Jahren zum Schneider der Reichen aus Deutschland. Joop kostete das Leben in dieser Zeit aus, inklusive Drogenkonsum. Nach der Wendezeit zog es ihn aus Hamburg zurück zu den familiären Wurzeln in Potsdam. Und in Nachbarschaft zur Hauptstadt Berlin entwickelte Joop seinen Stil fort.

Wolfgang Joop mit seinen Töchtern Jette (li.) und Florentine im Jahr 2009.
Wolfgang Joop mit seinen Töchtern Jette (li.) und Florentine im Jahr 2009.Eventpress / Imago

Das Geschäftliche lief bei Joop spätestens glänzend, seit er ab Mitte der 80er Jahre mit dem damaligen Lancaster-Chef Herbert Frommen sein Modelabel zu einer Weltmarke mit Lifestyleprodukten wie Uhren, Taschen und Parfums ausbaute. Parallel zum Wachstum verlor Joop allerdings die Freude – er habe sich seinen Produkten gegenüber immer fremder gefühlt, sagte er einmal.

„Ich bin leicht verführbar, das Maul aufzumachen“

Joop verkaufte seine Anteile und zog sich 2001 ganz aus dem Unternehmen zurück, das seinen Namen trägt. Er wurde Kunstsammler, begann zu zeichnen, wurde Schauspieler und Schriftsteller und startete eine späte Laufbahn im Fernsehen. Heidi Klum holte ihn 2014 in ihre Castingshow „Germany's Next Topmodel“. Die Show hatte er vorher wegen Exhibitionismus abgelehnt - um dann Klum doch zuzusagen. „Ich bin - typisch Modeleute - leicht verführbar, das Maul aufzumachen“, sagte Joop der „taz“ über sich.

Aus der Show stieg Joop nach zwei Staffeln 2015 wieder aus, als Folge ist er aber bis heute auch bei jüngeren Menschen populär. Beruflich kümmerte er sich wieder verstärkt ums Modedesign. Er gründete etwa ein neues Label namens Looks.

Auf seinen runden Geburtstag freut sich der Designer, wie er der „Zeit“ verriet. „Ich hätte nicht damit gerechnet, 80 zu werden.“ Angst habe er allerdings davor, dass das Alter zum alles bestimmenden „Alltagsthema“ werde, fügte er noch an. „Dieses Verletzbare, das Gefühl, da geschieht was mit mir, was ich nicht kontrollieren kann und was ich nicht kenne.“ ■