Spur zu vermisstem Kind?

Suche nach Arian: Überwachungskamera nahm den Jungen auf

Arian aus Bremervörde ist seit Montagabend verschwunden. Der Junge ist Autist, kann nicht um Hilfe rufen. Jetzt suchen auch Taucher nach ihm. Und eine Überwachungskamera zeigt den Jungen in einem Wohngebiet  

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Mit diesem Foto sucht die Polizei nach dem vermissten Jungen Arian. Das Kind ist Autist und reagiert nicht auf Ansprache, wie es von der Polizei hieß. 
Mit diesem Foto sucht die Polizei nach dem vermissten Jungen Arian. Das Kind ist Autist und reagiert nicht auf Ansprache, wie es von der Polizei hieß. Polizei Rotenburg

Seit Montagabend wird Arian (6) in Bremervörde im Landkreis Rotenburg vermisst. Seither wird verzweifelt nach dem Jungen gesucht. Nun gibt es offenbar eine Spur. Die Aufnahmen einer privaten Überwachungskamera bestätigen die bisherige Annahme, dass Arian alleine von zu Hause verschwunden ist. Das bestätigte die Polizei in Rotenburg. 

Das Kind ist laut Polizei Autist und reagiert nicht auf Ansprache. Den Fotos der Überwachungskamera nach ging der Junge am Montag gegen 19.15 Uhr mit einem ocker-gelbfarbenen, langärmligen Pullover/Shirt und einer schwarzen Jogginghose bekleidet allein durch das Wohngebiet, in dem er zu Hause ist. Von dort könnte er in die angrenzenden Waldgebiete gegangen sein, auf die sich seit Montagabend die Suchmaßnahmen der Einsatzkräfte fokussieren.

Dieses Foto von Arian (6) veröffentlichte die Polizei am Mittwoch.
Dieses Foto von Arian (6) veröffentlichte die Polizei am Mittwoch.Polizei Rotenburg

Hunderte Einsatzkräfte suchen seit Montagabend nach dem vermissten Jungen. „Die ganze Geschichte ist dramatisch“, sagte ein Polizeisprecher mit Verweis auf Temperaturen teils unter null Grad Celsius in den Nächten. Auch am Mittwoch wurde der Junge immer noch vermisst. Auch Taucher waren im Einsatz. 

Arian auch mit Wärmebildkamera aus Tornado-Flugzeug gesucht

Am Dienstag wurde das Einsatzgebiet ausgeweitet. Die betroffene Umgebung werde nach Norden vergrößert, sagte ein Feuerwehrsprecher. Ein Tornado-Flugzeug überflog außerdem noch am Abend das Gebiet und erstellte Luftaufnahmen mit einer Wärmebildkamera. Am Mittwoch wurden zudem Polizeitaucher eingesetzt. Sie suchen den Fluss Oste in der Nähe des Wohnhauses des Jungen ab, wie ein Polizeisprecher sagte. Zusätzlich fuhren Einsatzkräfte mit einem Sonarboot auf dem Gewässer. Die Polizeitaucher seien nötig, da man mit Booten nicht überall hinkomme, erklärte der Sprecher.

Zudem erneuerte die Polizei ihre Aufforderung an die Einwohner in Bremervörde-Elm, mögliche Verstecke auf den eigenen Grundstücken nach dem Jungen abzusuchen. Aufgrund des langen Verschwindens und seines Wesens könnte sich der 6-Jährige entkräftet in einen kleinen Winkel zurückgezogen haben. Deshalb sollten Verstecke auf privaten Grundstücken möglichst genau inspiziert werden.

Der sechsjährige Arian war am Montagabend aus seinem Zuhause verschwunden – auf Socken und eher leicht bekleidet. „Der Junge hat erst vor kurzem gelernt, wie man verschlossene Türen öffnet“, berichtete der Polizeisprecher. „Das mag der Hintergrund sein.“ Der Vater habe den Ernst der Lage sofort erkannt und die Polizei informiert. Diese leitete direkt Suchmaßnahmen ein.

Suche mit hunderten Einsatzkräften, Hunden, Drohne und Boot

Dem Sprecher zufolge war allein die Feuerwehr in der Nacht zum Dienstag mit mehr als 300 Einsatzkräften unterwegs, zudem suchte das Deutsche Rote Kreuz und die Polizei nach dem Kind. Auch Suchhunde, eine Drohne, ein Boot und zahlreiche Freiwillige waren im Einsatz. Sie durchsuchten das Gebiet rund um das Zuhause des Jungen. In der Nähe liegt ein größeres Waldstück. Auch auf X (einst Twitter)  gab es eine Suchmeldung der Polizei, verbunden mit der Bitte, diese zu teilen. 

Arian ist wahrscheinlich verängstigt, vielleicht hat er sich versteckt

Die Einsatzleitung legte mit Blick auf eine große Lagekarte fest, welche Gebiete in welcher Reihenfolge abgesucht wurden, wie der Sprecher der Stadtfeuerwehr Bremervörde, Bastian Kynast, berichtete. „Um sicherzustellen, damit wirklich jeder Fleck durchsucht wird“, erklärte er. Der Fall gehe ihm nahe. „Natürlich muss man professionell bleiben, aber das ist schon gewaltig“, sagte Kynast, der in der Nacht Teil der kommunalen Einsatzleitung war.

Ein so junges autistisches Kind sei wahrscheinlich verängstigt und schwer auffindbar. Möglicherweise habe sich der Junge versteckt. Die niedrigen Temperaturen in der Nacht nannte er eine Gefahr. „Knapp unter dem Gefrierpunkt ist es kritisch“, so der Feuerwehrsprecher. Dass so viele Menschen aus dem Ort seit dem Abend mitsuchten, nannte er überwältigend.

„Das halbe Dorf sucht mit“, sagte auch der Polizeisprecher. „Es sind viele Leute auf den Beinen.“ Ihm zufolge waren am Dienstag zeitweise rund 500 Einsatzkräfte und zahlreiche Menschen aus dem Ort unterwegs, um das Kind zu finden. „Bislang haben wir ihn nicht entdecken können“, sagte der Polizeisprecher. „Wir versuchen alles, was wir auf die Beine stellen können.“

500 Einsatzkräfte und auch viele aus dem Dorf machten sich auf die Suche nach dem Jungen.
500 Einsatzkräfte und auch viele aus dem Dorf machten sich auf die Suche nach dem Jungen.Sina Schuldt/dpa

In der Nähe des Wohnhauses des Jungen standen am Dienstag zahlreiche Einsatzwagen von Feuerwehr, Polizei und Rettungsdienst. Bei kaltem und teils sonnigem Wetter suchten die Einsatzkräfte, Hunde, Helferinnen und Helfer das weitläufige Gelände ab. Vom Wohnviertel aus führt eine kleine unbefestigte Straße an einem Rapsfeld vorbei zu einem Waldgebiet. Ob das Kind diesen Weg genommen hat, war unklar. Dem Feuerwehrsprecher zufolge zeigten Polizeihunde an einigen Stellen etwas an, doch das Kind wurde zunächst nicht gefunden.

Die Polizei richtete ein Hinweistelefon ein und bat die Bevölkerung um Mithilfe. Sie veröffentlichte dazu ein Bild des Kindes. Nach den Angaben der Polizei kann sich der Junge sprachlich nicht ausdrücken. Er hat dunkelblonde Haare und trug zuletzt einen orangefarbenen, längeren Pullover, eine schwarze Jogginghose mit Drachenmuster und Socken. ■