Ein Kind, das spurlos verschwindet – der Albtraum aller Eltern. Seit Tagen suchen im sächsischen Döbeln Einsatzkräfte und Einwohner nach der neunjährigen Valeriia. Was ist mit ihr passiert? Jetzt meldete sich ihr Vater aus der Ukraine zu Wort.
Seit vergangener Woche suchen Einsatzkräfte die kleine Valeriia
Seit Anfang vergangener Woche lassen Einwohner und Polizei nichts unversucht, um Valeriia in Döbeln zu finden. Mit Tauchern, Drohne, Hubschrauber, Spezialhunden und Hunderten Polizisten wurde nach ihr gesucht. Sogenannte Super-Recognizer sichteten Mengen an Bildern und Videos. Viele Einwohner inspizierten ihre Keller, Schuppen oder Gärten, und auch private Suchtrupps sind unterwegs. Doch von dem Mädchen fehlt jede Spur.
Weder ihr rosafarbener Ranzen noch ein Kleidungsstück oder irgendein anderer Hinweis wurde gefunden. „Wir schließen nach wie vor nichts aus“, betont Polizeisprecher Andrzej Rydzik. Dazu zähle eine Entführung, aber auch, dass sich das Kind versteckt hat oder verunglückt ist.

Valeriia wurde das letzte Mal am Morgen des 3. Juni gesehen, als sie sich laut Polizeiangaben gegen 6.50 Uhr auf den Weg zur Schule machte. Doch dort kam sie nicht an.
Valeriias Vater meldet sich per Video aus der Ukraine
Valeriia war vor dem Krieg in ihrer Heimat Ukraine mit ihrer Mutter und Großmutter nach Sachsen geflohen. Ihr Vater, Roman G., blieb zurück und dient in der Armee. Weil seine Tochter verschwunden ist, wurde er freigestellt, wie die Bild-Zeitung berichtet. Er wartet jetzt demnach auf die Papiere, um nach Deutschland reisen zu können. Er glaubt an eine Entführung seiner Tochter, wie er der Bild sagte, verbunden mit einer Botschaft:
„Ich heiße Roman, ich bin der Vater von Valeriia, dem Mädchen, das am 3. Juni 2024 in Deutschland verschwunden ist.“ Er bedankte sich bei allen, die dabei helfen, seine Tochter zu finden, und fügte hinzu: „Während ich den ruhigen Schlaf der ukrainischen Kinder an der Front beschützte, ist meine eigene Tochter spurlos verschwunden. Ich richte mein Wort an diejenigen, die an ihrem Verschwinden beteiligt sind: Finden Sie in sich den Mut, uns Eltern unser geliebtes Kind zurückzugeben. Ich hoffe so sehr, meine Tochter bald in den Arm nehmen zu können.“

Polizei glaubt nicht, dass Valeriia im Ausland ist
Die Polizei ermittelt in alle Richtungen. Auch zum Vater des Mädchens gebe es Kontakt. „Wir würden aber den Aufwand in Döbeln nicht betreiben, wenn wir glauben würden, dass sich das Mädchen im Ausland aufhält“, hatte am Samstagmorgen ein Polizeisprecher gesagt. Der Fokus liegt weiter auf der Suche in der 24.000 Einwohner zählenden Stadt im Landkreis Mittelsachsen.
Am Freitag suchten dort laut Polizei erneut etwa 180 Polizisten. „Wir versuchen weiterhin, jeden Stein umzudrehen“, erklärt Rydzik. Er schätzt, dass ein Drittel der Stadt tiefgründig inspiziert wurde. Doch auch die erneute Suche brachte vorerst keine konkreten Hinweise. Die verzweifelte Suche nach Valeriia ruft den Fall des sechsjährigen Arian aus dem niedersächsischen Bremervörde-Elm in Erinnerung. Er wird seit dem 22. April vermisst. ■