Ermittlung wegen Totschlags oder Mordes

Vermisste Valeriia: Das neunjährige Mädchen ist tot!

Die seit vergangener Woche vermisste Valeriia aus dem sächsischen Döbeln wurde gewaltsam getötet. Die Ermittler konzentrieren sich bei der Tätersuche auf das soziale Umfeld der Familie.

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Bei der Suche nach der vermissten neunjährigen Valeriia hat die Polizei im sächsischen Döbeln eine Leiche gefunden. Es ist die neunjährige Valeriia.
Bei der Suche nach der vermissten neunjährigen Valeriia hat die Polizei im sächsischen Döbeln eine Leiche gefunden. Es ist die neunjährige Valeriia.Tobias Junghannß/dpa

Es war befürchtet worden, jetzt ist es traurige Gewissheit: Die vermisste neunjährige Valeriia ist tot. Das kleine Mädchen wurde Opfer eines Verbrechens!

Am Dienstag hatte die Polizei bei einer großangelegten Suche nach dem Mädchen eine Leiche im sächsischen Döbeln gefunden. Mit großer Betroffenheit teilten die Ermittler nun mit, dass es sich dabei um die neunjährige Valeriia handelt. Ihr lebloser Körper war in einem Waldstück nahe Döbeln gefunden worden. Das Kind ist gewaltsam zu Tode gekommen. Ermittelt wird wegen Totschlags oder Mordes. Hinweise auf ein Sexualdelikt gibt es nicht.

Einen Tatverdächtigen hat die Polizei noch nicht ermittelt. „Wir werden alle Anstrengungen unternehmen, den Täter zu ermitteln. Das sind wir Valeriia und ihrer Familie schuldig“, sagte der Chemnitzer Polizeipräsident Carsten Kaempf. Und fügte hinzu: „Der Verlust eines Kindes zerreißt einem das Herz.“ 

Ermittlungen im sozialen Umfeld der Familie

Die Polizei geht offenbar davon aus, dass Valeriia den Täter kannte. „Unsere Ermittlungen konzentrieren sich momentan auf den sozialen Nahbereich der Familie“, sagte Ingrid Burghart, Sprecherin der Staatsanwaltschaft. Laut den Ermittlern war der Fundort auch der Tatort. 

Das tote Mädchen war etwa vier Kilometer fußläufig entfernt von ihrem Wohnort gefunden worden. „Abseits jeglicher Waldwege, tief im Unterholz“, sagte die Leiterin der Kriminalpolizeiinspektion Chemnitz, Mandy Kürschner. Es handele sich um ein Waldgebiet zwischen Hermsdorf und Mahlitzsch. „Ohne die Suchmaßnahmen hätten wir Valeriia bis heute nicht gefunden“, so Kürschner.

Mehr als 400 Einsatzkräfte der Polizei aus Sachsen und Sachsen-Anhalt hatten am Dienstag nach dem Mädchen gesucht. Valeriia war am 3. Juni zuletzt gesehen worden, als sie sich auf den Weg zur Schule machte. Doch zum Unterricht war das Mädchen nie erschienen.

Valeriia war mit ihrer Mutter, ihrer Großmutter und ihrer Schwester aus der Ukraine nach Deutschland geflohen.
Valeriia war mit ihrer Mutter, ihrer Großmutter und ihrer Schwester aus der Ukraine nach Deutschland geflohen.Polizei Sachsen

Seitdem waren immer wieder Hunderte Einsatzkräfte ausgerückt, unter anderem wurde der Fluss Mulde durchkämmt sowie Anwohner befragt. Dabei kamen auch spezielle Hunde, ein Hubschrauber und Taucher zum Einsatz. Die Menschen in Döbeln waren gebeten worden, in eigenen Gärten, Kellern, Garagen oder Schuppen nach dem Mädchen Ausschau zu halten. Zusätzlich hatten sich in der rund 24.000 Einwohner zählenden Stadt private Suchtrupps gebildet.

Das aus der Ukraine stammende Mädchen lebte mit seiner Mutter seit 2022 in Deutschland. Die Mutter wird nun psychologisch betreut. „Wir sind auch heute bei ihr“, sagte Polizeipräsident Carsten Kaempf bei der Pressekonferenz. Auch zu dem in der Ukraine lebenden Vater von Valeriia habe man bereits am Dienstagabend nach dem Fund der Leiche Kontakt gehabt.

Vorwürfe gegen die Schule von Valeriia

Mehrere Schulpsychologen sind für einen Kriseneinsatz an der Grundschule von Valeriia in Döbeln. Sie stehen Lehrern und Schülern zur Seite und bieten Gespräche an, sagte der Sprecher des sächsischen Landesamtes für Schule und Bildung, Clemens Arndt. Voraussichtlich werden sie ihre Arbeit auch am Donnerstag fortsetzen.

Gegen die Schule von Valeriia gibt es auch Vorwürfe. Sie hatte es am Morgen des 3. Juni versäumt, die Mutter über das Fehlen ihres Kindes zu informieren. Dadurch war Valeriias Verschwinden erst am Nachmittag aufgefallen, als sie nicht nach Hause kam. Zunächst machte sich die Mutter selbst auf die Suche, gab am Abend dann aber eine Vermisstenanzeige bei der Polizei auf. Nun wird auch ein mögliches Fehlverhalten seitens der Schule untersucht.

Nach der schlimmen Nachricht vom gewaltsamen Tod des neunjährigen Mädchens wurde in Döbeln das am Wochenende geplante Stadtfest abgesagt. „Wir alle sind sehr betroffen und schockiert über den Tod der kleinen Valeriia“, sagte Oberbürgermeister Sven Liebhauser (CDU) am Mittwoch. „Döbeln ist erschüttert.“ Vielen Bürgern und Bürgerinnen sei jetzt nicht danach, zu feiern. Daher habe die Stadt im Landkreis Mittelsachsen den Entschluss gefasst, das Fest abzusagen. ■