Die Kinderbuchklassiker über den Jungen Jim Knopf sollen zukünftig ohne rassistische Sprache auskommen. In Abstimmung mit dem Erben des Autors Michael Ende seien die Neuausgaben geändert worden, weil einige Passagen aus heutiger Sicht als rassistisch empfunden werden könnten, teilte der Stuttgarter Thienemann Verlag mit. „Es gibt positive und kritische Reaktionen darauf“, sagte Verlagssprecherin Svea Unbehaun am Freitag. Die Bücher von Ende (1929-1995) haben Millionen Kindern Freude bereitet.
Kritiker bemängeln aber seit Jahren die mitunter stereotype Darstellung des kleinen afrikanischen Jungen Jim. In den neuen Ausgaben wurde zum Beispiel das N-Wort gestrichen, wie der Verlag mitteilte. Außerdem seien Fremdbezeichnungen umschrieben worden. Statt „Indianerjunge“ werde „Junge“ geschrieben, statt „Eskimokind“ „Inuitkind“. Auch die schwarze Hautfarbe von Jim Knopf werde nicht länger thematisiert. Die farbigen Illustrationen zeigen den kleinen Jim mit hellerer Hautfarbe und nicht mehr mit rosafarbigem Mund.
Die Neuausgabe von Jim Knopf mit den Änderungen erscheint am Samstag
In den überarbeiteten Neuausgaben sei die Zeichnung von Jim Knopf in Absprache mit dem Erben des Illustrators F. J. Tripp angepasst worden, erklärt der Verlag. „Es sind die dicken rosafarbenen Lippen und die schwarze Haut, die ohne Begrenzung in die schwarzen Haare übergeht, die in der heutigen Betrachtung und vor dem Hintergrund der Rassismuserfahrungen schwarzer Menschen irritieren können“, erklärt der Verlag. Die Ausgaben mit den ursprünglichen schwarz-weißen Original-Illustrationen sind weiter unverändert lieferbar. Sie werden aber künftig ein einordnendes Nachwort enthalten.
Neuausgaben erscheinen am Sonnabend
Die Neuausgaben der 2015 erschienenen, farbig illustrierten Ausgaben „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“ und „Jim Knopf und die Wilde 13“ erscheinen am Samstag. Ziel der Änderungen ist nach Verlagsangaben, dass Kinder, die die Neuausgaben von „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“ und „Jim Knopf und die Wilde 13“ lesen, diese sprachlichen Elemente nicht in ihren Alltagswortschatz übernehmen.
„Die Figuren, ihr Charakter, die wundervolle Handlung, das große Abenteuer, Michael Endes Erzählduktus, alles, was Leser seit Generationen an diesen Büchern schätzen, das ist unverändert geblieben“, teilte die Sprecherin mit. „Wir sind sicher, damit ganz im Sinne von Michael Ende, der bekanntermaßen weltoffen, respektvoll und immer für die Kinder war, zu handeln“, so der Verlag zu seiner Entscheidung.
Jim Knopf ist nicht das einzige Beispiel für sprachliche Veränderungen. Astrid Lindgren hatte für den Vater von Pipi Langstrumpf das N-Wort benutzt, in einer neueren Fassung wurde er zum „Südseekönig“. Im Jahr 2022 zog der Verlag Ravensburger das Buch „Der junge Häuptling Winnetou“ zum gleichnamigen Kinofilm zurück. Die Kritik: Die Geschichte um Winnetou zeigt rassistische Stereotype. Dieser Rückzug hatte wiederum massive Kritik auf Social Media ausgelöst.■