Um den Jahreswechsel kommen wir um einen Rückblick aufs Vorjahr nicht herum. Das sogenannte Unwort des Jahres, das immer rückblickend für das Vorjahr gewählt wird, ist dabei definitiv eine der interessanteren Retrospektiven. Eine Jury aus Sprachwissenschaftlern hat „Remigration“ zum „Unwort des Jahres 2023“ gewählt.
„Remigration“ ist Unwort des Jahres 2023
Unter Tausenden Einsendungen suchte auch dieses Jahr die Jury der sprachkritischen Unwort-Initiative in Marburg den Nachfolger von „Klimaterroristen“ (Unwort des Jahres 2022) und „Pushback“ (2021). Das Ergebnis ist tatsächlich von „Pushback“ gar nicht so weit entfernt. „Remigration“ ist laut der Jury „in der ‚Identitären Bewegung‘, in rechten Parteien sowie weiteren rechten bis rechtsextremen Gruppierungen zu einem Euphemismus für die Forderung nach Zwangsausweisung bis hin zu Massendeportationen von Menschen mit Migrationsgeschichte geworden“.
In rechtsextremen Kreisen bedeutet „Remigration“ eine notfalls erzwungene Ausweisung einer großen Zahl von Menschen ausländischer Herkunft. Die Wahl zum „Unwort des Jahres“ ist wohl aktueller, als es der Initiative lieb ist. Erst am vergangenen Mittwoch hatte das Medienhaus Correctiv Rechercheergebnisse zu einem Treffen von AfD-, vereinzelten CDU- und Werteunion- Mitgliedern in einer Potsdamer Villa veröffentlicht, bei dem von „Remigration“ die Rede war.

„Unwort des Jahres“: Diese Wörter waren im Rennen
Die Konkurrenten für den Titel „Unwort des Jahres“ waren „Sozialklimbim“, ein Wort mit Bezug auf die Kindergrundsicherung, das einkommensschwache Personen und vor allem Kinder herabwürdigt, auf Platz zwei, und „Heizungsstasi“, das in Bezug auf das Gebäudeenergiegesetz und Klimaschutzmaßnahmen verwendet wird, auf Platz drei.
Vorschläge für das „Unwort des Jahres“ 2024 können schon eingereicht werden
Das „Unwort des Jahres“ wird jedes Jahr von einer Jury aus vier Sprachwissenschaftlern, einer Journalistin und wechselnden Gastjuroren aus allen Einsendungen ausgewählt. Die Jurymitglieder machen das ehrenamtlich, um Menschen dafür zu sensibilisieren, wie wichtig Sprache ist. Wenn auch Sie ein Unwort gehört haben, dann ist Ihre Initiative gefragt: Vorschläge für das Unwort des Jahres 2024 können schon eingereicht werden – die Aktion zählt auf das Engagement der Bürger! ■