Er war 15 Monate dabei

Torsten Sträter: Durch die Bundeswehr bekam mein Leben erst Struktur

Für den Comedian ein großer Vorteil der Armeezeit: „Sie nimmt den Druck raus, der Mann mit den schicksten Turnschuhen zu sein – sie machen dich erstmal gleich.“

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„Bei mir war es die Bundeswehr, die mir zum ersten Mal in meinem Leben eine Struktur gab“, sagt Torsten Sträter.
„Bei mir war es die Bundeswehr, die mir zum ersten Mal in meinem Leben eine Struktur gab“, sagt Torsten Sträter.Future Image/imago

Wer den Comedian Torsten Sträter (Markenzeichen: seine Beanie-Mütze) einmal auf der Bühne gesehen hat, mag kaum glauben, dass der 57-Jährige gerne an seine Bundeswehrzeit zurückblickt. Doch der Dortmunder kann seinem Grundwehrdienst in den 80er Jahren viel Positives abgewinnen. „Bundeswehr war geil!“, sagt er.

„Du brauchst im Leben etwas oder jemanden, der dir Struktur gibt“, sagt der 57-Jährige in einem Interview mit der Neuen Osnabrücker Zeitung. „Das kann der Partner oder die Partnerin sein – bei mir war es die Bundeswehr, die mir zum ersten Mal in meinem Leben eine Struktur gab.“

Torsten Sträter: „Die Bundeswehr war die beste Zeit, die mir je aufgenötigt wurde“

Bei ihm zu Hause habe das Gegenteil geherrscht. Die Eltern seien geschieden gewesen, er habe sich mit zwei Brüdern ein Zimmer geteilt. „Die Bundeswehr war die beste Zeit, die mir je aufgenötigt wurde“, sagt Sträter rückblickend.„ Ich hatte zwar trotzdem kein Bock drauf, war aber gut.“

Sträter war ein W-15er, also 15 Monate Grundwehrdienst. „Stationiert in Neustadt am Rübenberge. Artillerie-Spezialzug. Wenn du reinkommst, das Gebäude gleich links“, erinnert sich Torsten Sträter. „Die wollten, dass ich mich verpflichte, aber irgendwie hatte ich das Gefühl, das ist ein zu weiter Anfahrtsweg.“ Man liest den Satz und hört, wie er ihn auf der Bühne sagen würde. Todernst, dann grinsend, ins Glucksen übergehend.

Für Sträter ein großer Vorteil der Armeezeit: „Sie nimmt zum Beispiel den Druck raus, der Mann mit den schicksten Turnschuhen zu sein – sie machen dich erstmal gleich.“ Zudem habe die Bundeswehr seinen Führerschein bezahlt. „Dafür werde ich immer dankbar sein“, sagt Sträter. Den Pkw-Führerschein. An dem für den Lkw ist er damals gescheitert. „Ich habe zwar noch einen Kurs begonnen, aber es nicht hingekriegt, mit dem Anhänger rückwärts einzuparken“, sagt Sträter. „Das ist eine Raketenwissenschaft für sich.“

Schießen fand er auch ganz gut. Aber: „Ich habe letzte Woche im Keller noch mein Schießbuch gefunden. Hatte ich allerdings besser in Erinnerung“, sagt er und lacht.

„Bei der Bundeswehr trug ich so einen lächerlichen Oberlippenflaum, das war damals en vogue, weil jeder dachte, er wäre Tom Selleck“, erinnert sich der Comedian.
„Bei der Bundeswehr trug ich so einen lächerlichen Oberlippenflaum, das war damals en vogue, weil jeder dachte, er wäre Tom Selleck“, erinnert sich der Comedian.Funke Foto Services/imago

Aussehen wollte Sträter damals wie Magnum jr. „Bei der Bundeswehr trug ich so einen lächerlichen Oberlippenflaum, das war damals en vogue, weil jeder dachte, er wäre Tom Selleck“, erinnert sich der Comedian. „Mein zartes Bärtchen sah aber nicht gerade cool aus und konnte man mit einem trockenen Brötchen abrasieren.“

Nach der Bundeswehr gab es „Sozialhilfe-Gedöns“

Nach der Bundeswehr gab es dann „ein Jahr kultivierte Arbeitslosigkeit, und zwar auf dem Level Sozialhilfe-Gedöns“, erzählt der 57-Jährige. „Alle zwei Wochen konnte ich mir einen Barscheck abholen über 254 D-Mark. Damit musste ich dann knapsen und weiter bei Mutti wohnen.“

Später machte dann das Arbeitsamt Druck, er lernte Schneider, arbeitete später in der Spedition seiner Mutter, ehe er dann in den 2000ern begann Kurzgeschichten zu schreiben und bei Poetry-Slams auftrat. Ein klassischer Spätstarter. Reicht das noch, um reich zu werden? Torsten Sträter sagt: „Genau, rechtzeitig zu meiner Einäscherung.“