Äh ... Tarzan? Moment mal: Ist das nicht so ein halbnackter Muskelmann, der an Lianen schwingt und Krokodile niederringt? Richy Müller, immerhin schon 69 Jahre alt, kann man sich nun wirklich nicht in der Rolle vorstellen. Er macht's ja auch nicht! Er spielt da nur mit. Und es dürfte wohl richtig gut werden.
„Tatort“-Kommissar Richy Müller in ungewohnter Rolle: Der 69 Jahre alte Fernsehermittler schwingt bald im Stuttgarter „Tarzan“-Musical mit, zumindest für eine Weile. Müller, der sonst in seiner Rolle als Ermittler Verbrechern hinterherjagt, wird in rund einem Dutzend Gastauftritten nun selbst zum Bösewicht. Er schlüpft in dem Disney-Stück in die Rolle von Clayton - einem Großwildjäger, der als Expeditionsleiter Jane in den Dschungel führt und sich mit dem Menschenaffen Tarzan anlegt. Eigentlich kein Sympathieträger, aber Müller wird der Rolle die nötige Milde und Güte verleihen.
Ein klassischer Kolonial-Schurke mit Dschungelhut und schwerer Flinte ist es also nicht zwingend - die Rolle stellt auf mehrfache Weise eine Mutprobe für Müller dar. „Ich bin ungewöhnlich aufgeregt“, sagte er im Vorfeld der Proben der Deutschen Presse-Agentur. „Ich mache fast 50 Jahre den Beruf, aber das ist etwas Besonderes.“
Richy Müller hat Bammel vor der großen Tarzan-Bühne
Müller sagt, er bewundere Musical-Darsteller dafür, dass sie gleichzeitig singen, tanzen, sich extrem bewegen würden – und dabei nicht außer Atem kämen. Singen sei ja nicht unbedingt sein Metier, so der Schauspieler. Und Bösewichte habe er auch noch nicht so viele gespielt. „Man sagt ja, dass die Bösen oder die Rollen auf der anderen Seite die Interessanteren sind. Ich werde das jetzt machen und ich werde herausfinden, wo mein Clayton sitzt.“

Er habe jedenfalls noch nie auf so großer Bühne gespielt, erzählte Müller. Das Palladium Theater in Stuttgart verfügt über 1800 Sitzplätze. Die Arbeit als Kommissar vor der Kamera sei eher introvertiert, da müsse alles im Inneren stattfinden, ohne große Mimik, so Müller. Theater hingegen müsse raumgreifend sein. Und: Die Vorstellung im Theater müsse im Gegensatz zum TV-Dreh sitzen. „Da kann man nicht sagen: Entschuldigen Sie, ich mache es noch mal.“ Und irgendwie klingt er mit all dem wie ein Schauspielschüler, der seinem ersten großen Auftritt entgegenfiebert.


