Mit 86 Jahren

Schock für Film-Fans: Leinwand-Star Hark Bohm ist tot

Er stand für sozialkritisches Kino: Hark Bohm ist tot. Vielen Menschen wird er vor allem für den Jugendfilm „Nordsee ist Mordsee“ in Erinnerung bleiben.

Author - Florian Thalmann
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Hark Bohm ist am Freitag im Alter von 86 Jahren gestorben.
Hark Bohm ist am Freitag im Alter von 86 Jahren gestorben.teutopress/imago

Mit sozialkritischen Coming-Of-Age-Filmen hat Hark Bohm Kinogeschichte geschrieben. Seinen Roman „Amrum“, der auf eigenen Jugenderinnerungen fußt, hat dann Fatih Akin verfilmt. Der Streifen zog zuletzt etliche Film-Fans in die Kinos. Nun ist Bohm überraschend gestorben.

„Amrum“ zog zuletzt Film-Fans in die deutschen Kinos

„Amrum“ war die Verfilmung eines autobiografischen Buches von Bohm, das letzte große und international erfolgreiche Projekt, an dem er mitgearbeitet hat. Erst im Mai feierte der Film in Cannes seine Premiere. Nun ist Hark Bohm gestorben: Im Kreise seiner Familie hat der Filmemacher, Schauspieler, Autor und Produzent die Augen am Freitag im Alter von 86 Jahren für immer geschlossen.

Vor allem dank sozialkritischer Coming-Of-Age-Produktionen wie „Nordsee ist Mordsee“ (1976), „Moritz, lieber Moritz“ (1978) sowie „Yasemin“ (1988), wofür er den Bundesfilmpreis in Gold erhalten hat, schrieb Bohm Kinogeschichte. Mit seinem Schüler Fatih Akin - heute selbst ein Erfolgsregisseur - verfasste er das Drehbuch für dessen international erfolgreiches NSU-Drama „Aus dem Nichts“ mit Diane Kruger.

Der Schauspieler Hark Bohm (l.) und der Regisseur Fatih Akin stehen nach der Verleihung des 68. Deutschen Filmpreises mit ihren Preisen auf der Bühne.
Der Schauspieler Hark Bohm (l.) und der Regisseur Fatih Akin stehen nach der Verleihung des 68. Deutschen Filmpreises mit ihren Preisen auf der Bühne.Jens Kalaene/dpa-Zentralbild/dpa

Bohm kam als Sohn eines Obersenatsrats und Nachfahr von Bauern und Kapitänen am 18. Mai 1939 in Hamburg zur Welt. Er hinterlässt auch filmpolitisch starke Spuren. So initiierte der linksliberale Jurist 1971 in München den „Filmverlag der Autoren“ mit. Zudem war er Mitbegründer des Hamburger Filmbüros sowie des Filmfests Hamburg (beides 1979). 1992 lancierte Bohm mit Theatermann Jürgen Flimm das Filmstudium an der Universität Hamburg.

Hark Bohm bleibt mit vielen Rollen in Erinnerung

Der Mann mit dem wettergegerbten Gesicht bleibt auch als markanter Darsteller von Klein- und Nebenrollen in Erinnerung. Mehrfach arbeitete er mit Regielegende Rainer Werner Fassbinder zusammen („Die Ehe der Maria Braun“, 1978). Auch in Bernhard Wickis Joseph-Roth-Adaption „Das Spinnennetz“ (1989) und in Helmut Dietls Hitler-Tagebücher-Farce „Schtonk!“ (1992) sah man ihn. Mit seiner Frau, der Produzentin Natalia Bowakow, hatte der nach eigenen Worten begeisterte Vater Bohm vier Adoptivkinder - darunter den Schauspieler Uwe Bohm (1962-2022) - sowie zwei Pflegekinder. (mit dpa)