Sammy Basso wurde fast doppelt so alt, als es die Ärzte im Jahr 1997 seinen Eltern prognostiziert hatten. Damals war Basso zwei Jahre alt und bei dem kleinen italienischen Jungen wurde Progerie diagnostiziert. Sie sollten jeden Moment mit ihrem Sohn genießen, rieten die Mediziner seinen Eltern. Denn dieser würde nicht länger als dreizehn Jahre leben. Er hat fünfzehn Jahre mehr geschafft. Nun ist Sammy im Alter von 28 Jahren gestorben.
Progerie ist eine sehr seltene genetische Störung, die auch als Hutchinson-Gilford-Syndrom (HGS) bekannt ist. Sie betrifft weltweit eins von acht Millionen Neugeborenen. Die betroffenen Kinder altern wie im Zeitraffer, lässt sie zu Greisen werden: Ihre Haut wird dünn und durchscheinend. Oft fallen bereits im Säuglingsalter die letzten Haare aus und das körperliche Wachstum ist blockiert. Die Kinder werden selten größer als einen Meter. Sie bekommen früh Arteriosklerose, was zur Verstopfung der Blutbahnen und letztlich zum sehr frühen Tod durch Herzinfarkt oder Schlaganfall führt.
Sammy Basso konnte seine Krankheit mit Humor und Selbstironie nehmen. Er machte sich einen Spaß daraus, an Halloween Kinder mit seinem Aussehen zu erschrecken. Ein anderes Mal setzte er sich mit einer verrückten Sonnenbrille auf eine Bank in der Nähe der Militärbasis Area 51 im amerikanischen Bundesstaat Nevada, die mit Ufos assoziiert wird. Vorbeikommende Touristen dachten, sie hätten Außerirdische entdeckt, wie Sammy Basso bei Auftritten erzählte.

Sammy Basso: Für Kinder und Touristen spielte er den Außerirdischen
Sammy Basso wurde 1995 in Schio in Norditalien geboren. Seine Eltern wollten ein möglichst normales Leben für ihren Sohn. Er ging zur Schule, fand Freunde. Seine Familie gründete 2005 die „Italienische Progerie-Vereinigung Sammy Basso“ (Aiprosab). 4 Fälle gibt es heute in Italien, weltweit sind 130 Fälle registriert. Die Dunkelziffer dürfte aber deutlich höher liegen, da in Entwicklungsländern die Krankheit schwerer zu diagnostizieren sei, schätzt Aiprosab.
Sammy Basso hat ebenfalls einen wichtigen Beitrag zur Forschung geleistet. Zunächst nahm er an klinischen Studien teil, bei denen 2007 das erste heute zugelassene Medikament an ihm getestet wurde. Dieses Medikament zielt darauf ab, die Vergreisung der Patienten zu verlangsamen und somit deren Lebensdauer zu verlängern. Später studierte Basso Molekularbiologie in Padua und widmete sich in seinen Arbeiten Therapien, die den Verlauf der Krankheit verlangsamen. Zudem war er Mitglied einer Forschergruppe, die an einer Therapie zur Genveränderung arbeitet.

Sammy Basso erlangte Bekanntheit durch den Dokumentarfilm „Sammy’s Journey“, der seine Reise entlang der Route 66 in den USA dokumentiert. Gemeinsam mit seinen Eltern und seinem besten Freund Riccardo reiste er von Chicago nach Los Angeles. Diese Bekanntheit half ihm, das Bewusstsein für seine Krankheit zu schärfen. Zusammen mit anderen Betroffenen setzte er sich auf Fundraising-Veranstaltungen für die Beschaffung von Mitteln zur Forschung ein.
Sammy Basso sprach offen über die schmerzlichen Aspekte seiner Krankheit. Er hatte mit körperlichen Einschränkungen zu kämpfen, was ihm das Laufen und Springen erschwerte. Zudem belastete ihn die Erkenntnis, dass er voraussichtlich weniger Zeit haben würde als seine Freunde. Dennoch ließen ihn diese Einschränkungen und das Gefühl des Selbstmitleids niemals überwältigen. „Anstatt mich auf die Einschränkungen zu konzentrieren, die die Progerie mit sich bringt, denke ich lieber an die vielen Dinge, mit denen ich etwas bewirken kann“, sagte Sammy Basso.
„Heute ist unser Licht erloschen. Wir danken dir, Sammy, dass du uns zu einem Teil deines wunderbaren Lebens gemacht hast, und wir umarmen deine Familie und Freunde in dieser schwierigen Zeit der Trauer“, teilte seine Stiftung mit und bedankte sich bei seinen Unterstützern. „Er hat uns alle gelehrt, dass es sich lohnt, das Leben in vollen Zügen zu genießen, auch wenn die Hindernisse im Leben manchmal unüberwindbar erscheinen.“ ■